Der Nationale AIDS-Beirat (NAB) ist Geschichte. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) verabschiedete die Mitglieder bei der letzten Sitzung am Montag persönlich und kündigte zugleich ein neues Gremium an.

Dienen soll es der „Umsetzung der neuen Strategie zur Eindämmung von HIV, Hepatitis B und C und anderen sexuell übertragbaren Infektionen“ („BIS 2030 – Bedarfsorientiert – Integriert Sektorübergreifend“).

Das neue Gremium ist damit nicht mehr auf HIV fokussiert, sondern nimmt ein deutlich breiteres Themenspektrum in den Blick. Die personelle Zusammensetzung soll  diese thematische Erweiterung widerspiegeln, dazu gehören sollen unter anderem Vertreter_innen der Länder sowie aus den Bereichen Public Health, Medizin, Öffentlicher Gesundheitsdienst, der Selbsthilfe und der zivilgesellschaftlichen Organisationen sowie der Krankenkassen.

Der Kreis soll dabei nach Aussage der BMG-Referatsleiterin Ines Perea „umsetzungsorientiert“ arbeiten und die Koordination von Maßnahmen sicherstellen.

Der NAB hingegen hatte die Bundesregierung bezüglich HIV/Aids beraten und dabei auch politische Themen auf die Agenda gesetzt. Er mahnte oftmals notwendige Veränderungen in Politik, Recht und Gesellschaft an und trat zu diesem Zweck mit Voten  an die Öffentlichkeit. Diese Form der Arbeit wird es nun nicht mehr geben.

„Es wird weiterhin die Möglichkeit geben, an bestimmten Themen intensiv und interdisziplinär zu arbeiten“, betont Referatsleiterin Perea. Zu diesem Zweck könnten Arbeitsgruppen einberufen werden. Der neue Koordinierungsrat solle vor allem Handlungsdefizite angehen und auch die Umsetzung bisheriger Voten vorantreiben.

„Die Koordination aller Akteure und Maßnahmen in einem solchen Gremium ist wichtig und sinnvoll“, sagt Silke Klumb, Geschäftsführerin der Deutschen AIDS-Hilfe, die selbst NAB-Mitglied war. „Die politische Kraft des Nationalen AIDS-Beirates wird jedoch fehlen.“

Die Deutsche AIDS-Hilfe hatte sich für eine Weiterentwicklung des NAB stark gemacht. Bei ihrer Mitgliederversammlung im Oktober übernahm sie zuletzt eine entsprechende Resolution ihres Selbsthilfe-Gremiums PositHIVe Gesichter sowie der Selbsthilfekonferenz Positive Begegnungen. Darin wird gefordert, ein Gremium in der Nachfolge des NAB einzurichten, um die Einbindung der Selbsthilfe in die staatliche HIV/Aids-Politik zu gewährleisten.

Meldung des Bundesgesundheitsministeriums

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Holger Wicht

Holger Wicht, Journalist und Moderator, ist seit 2011 Pressesprecher der Deutschen Aidshilfe

2 Kommentare

  1. Ich denke nicht, dass die Formulierung ‚Nachfolgegremium‘ eine zutreffende Titulierung des neuen Gremiums ist.
    Das neue Gremium dient dem Ziel, die Umsetzung der Strategie des BMG zu unterstützen. Der Nationalen AIDS-Beirat (NAB) arbeitete hingegen auf einer anderen Ebene, strategisch – politisch.
    Das neue Gremium ist – im Gegensatz zum ehemaligen NAB – nicht autonom in seiner Themensetzung und Entscheidung.
    Struktur, Arbeitsweise und Zusammensetzung werden eine Arbeit wie im NAB einschließlich von breiten Fach-Kreisen im Konsens getragener Voten, die breit Beachtung finden, nicht ermöglichen.
    Ein Nachfolgegeremium des NAB sähe anders aus. Und diese bedeutenden Unterscheide sollten m.E. nicht außer Acht gelassen werden.
    Das nun einzusetzende Gremium ist etwas neues auf anderer (eher operationaler) Ebene. Das strategisch arbeitende Gremium NAB wurde ersatzlos abgeschafft.

    [[[Disclaimer: Ich war bis zu seiner Abschaffung am 21.11.16 Mitglied des Nationalen AIDS-Beirats]]]

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