Jedes Jahr infizieren sich rund 80 Millionen Menschen mit Gonorrhö (Tripper). Viele dieser Infektionen werden nicht diagnostiziert und nicht oder falsch behandelt. Antibiotika-Resistenzen werden häufiger, neue Medikamente gibt es kaum.

Auf diese Zusammenhänge hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) aufmerksam gemacht.

„Etwa jedes Jahrzehnt verlieren wir eine ganze Medikamentenklasse gegen Gonorrhö, weil die Erreger resistent werden, und es kommen zu wenige neue Medikamente nach“, sagt Armin Schafberger, Medizinreferent der Deutschen AIDS-Hilfe. „Das ist Grund zur Besorgnis, aber kein Grund für Panik“, so Schafberger weiter.

Es werden zu wenige neue Medikamente entwickelt

Laut WHO sind zurzeit nur drei neue Medikamente gegen Gonorrhö in der Pipeline. Die Entwicklung von Antibiotika sei nicht sehr attraktiv für die Industrie, so die WHO: Anders als Medikamente gegen chronische Krankheiten werden die Mittel nur für kurze Zeit eingenommen. Außerdem werden die Erreger irgendwann resistent, und man muss ständig neue Wirkstoffe entwickeln.

„Grund zur Besorgnis, aber kein Grund für Panik“

Hinzu kommt, dass viele Infektionen nicht diagnostiziert und nicht oder nicht richtig behandelt werden. Testverfahren, mit deren Hilfe man abschätzen kann, welche Medikamente noch wirken, werden zu selten eingesetzt. Unter Umständen werden resistente Erreger dann falsch behandelt und können –mit den Resistenzen – weitergebeben werden.

Wichtig: Gute Diagnostik und Behandlung

„Die Gonorrhö-Diagnostik sollte man in spezialisierten Zentren vornehmen lassen“, empfiehlt Armin Schafberger. „Gute Adressen dafür sind die schwulen Checkpoints und die Gesundheitsämter sowie die auf HIV und Infektionskrankheiten spezialisierten Ärztinnen und -Ärzte.“

Bei der Behandlung sollte man darauf achten, dass die WHO-Leitlinie befolgt wird: Standard ist die Gabe von Ceftriaxon (in den Muskel gespritzt) plus Azithromycin (als Tabletten eingenommen). Wichtig ist, die vorgeschriebene Behandlungsdauer einzuhalten und die Medikamente auf keinen Fall auf eigene Faust abzusetzen.

Den besten Schutz vor Gonorrhö bieten nach wie vor Kondome. Da es aber trotzdem zu Übertragungen kommen kann, können je nach Sexualverhalten regelmäßige Tests sinnvoll sein.

Informationen zu Tripper

  • Die Erreger der Gonorrhö (Bakterien, die Gonokokken heißen) befallen vor allem die Geschlechtsorgane, den Rachen und den Enddarm (Rektum).
  • In Deutschland sind besonders Männer betroffen, die Sex mit Männern haben. Genaue Zahlen gibt es nicht, da Gonorrhö nicht meldepflichtig ist (Ausnahme: Sachsen).
  • Ist bei Männern die Harnröhre befallen, kommt es meist zu starkem Jucken und Brennen und starker Bildung von Eiter, der aus der Harnröhre „tropft“. Auch wenn dieser Ausfluss von alleine zurückgeht, kann die Infektion weiter ansteckend sein.
  • Wenn bei Frauen Beschwerden auftreten, sind dies meistens Schmerzen beim Wasserlassen, häufiger Harndrang, Ausfluss und manchmal auch Schmierblutungen.
  • Männer und Frauen können unfruchtbar werden, wenn die Erreger nicht richtig behandelt werden.
  • Infektionen im Mund oder Rachen und im Enddarm verlaufen meistens ohne Krankheitszeichen. Sie werden deswegen oft nicht bemerkt und nicht behandelt und können an andere weitergegeben werden.

Weitere Informationen/Service

Basisinfos (nicht nur) für Männer, die Sex mit Männern haben: http://www.iwwit.de/wissenscenter/sti/tripper

IWWIT-Servicekarte mit Teststellenfinder: http://www.iwwit.de/projekte_partner/karte

Detailinformationen für Ärzt_innen: https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Gonorrhoe.html#doc3763050bodyText4

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Holger Sweers

Holger Sweers, seit 1999 als Lektor, Autor und Redakteur bei der Deutschen Aidshilfe, kümmert sich um die Redaktionsplanung des Magazins.

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