Todkrank kam Lillian in Deutschland an – und wurde gerettet. Als Asylbewerberin stand ihr die dringend notwendige medizinische Behandlung zu. Menschen ohne Papiere haben jedoch oft faktisch keinen Zugang – manchmal mit tödlichen Folgen. Für unsere Kampagne zur Welt-Aids-Konferenz 2018 in Amsterdam hat uns Lillian ihre Geschichte erzählt.

Als Lillian im Jahr 2000 aus Uganda nach Deutschland kommt, ist sie unterernährt, hustet blutigen Schleim und kann kaum noch atmen.

In der Aufnahmeeinrichtung für Asylbewerber rufen die Helfer den Notarzt. Lillian wird sofort in die Notaufnahme gebracht. Diagnose: offene Tuberkulose und HIV. Rettung in letzter Sekunde.

Wochenlang liegt Lillian im Krankenhaus. Sie bekommt Antibiotika und andere Medikamente gegen die Tuberkulose.

Doch um die lebensnotwendige HIV-Therapie muss sie monatelang kämpfen. Es ist nicht klar, wer die Kosten übernimmt, weil ihr Asylantrag noch nicht vollständig ist.

Als Asylbewerberin steht Lillian die dringend notwendige medizinische Behandlung zu. Menschen ohne Papiere haben jedoch oft faktisch keinen Zugang – manchmal mit tödlichen Folgen.

Bis Lillian einen sicheren Aufenthaltsstatus bekommt, dauert es sechs Jahre. Jahre der Angst. Ihre Familie und die Aidshilfe ihrer Stadt Saarbrücken unterstützen sie. Am Ende geht die Odyssee gut aus.

„Die Krankenhäuser in Deutschland, die Ärzte, die Aidshilfe – sie waren für mich da“, sagt die 48-Jährige und strahlt, „die haben mir eine Chance gegeben!“

„Gesundheit ist ein Menschenrecht“

Lillian kommt langsam wieder auf die Beine. Nach einiger Zeit wird sie schwanger. Ein Arzt rät ihr aufgrund ihrer gesundheitlichen Verfassung zur Abtreibung. Doch Lillian möchte das Kind bekommen.

Mit Hilfe einer Sozialarbeiterin findet Lillian Hilfe an der Berliner Klinik Charité. Lillians Tochter ist heute 16 Jahre alt, kerngesund und HIV-negativ.

Lillian selbst engagiert sich nun dafür, dass alle Menschen Zugang zu HIV-Medikamenten bekommen. Sie ist aktiv im Selbsthilfenetzwerk AfroLeben+ und Mitarbeiterin einer Anlaufstelle für Migrant_innen in der Stadt Saarbrücken.

„Gesundheit ist ein Menschenrecht“, sagt die quirlige Aktivistin. „Was ich bekommen habe, möchte ich auch anderen ermöglichen.“

Das Problem

Geflüchtete, die Asyl beantragt haben, erhalten in Deutschland im Notfall eine medizinische Akutversorgung. Das gilt prinzipiell auch für Menschen ohne Papiere.

Bei längerfristigen Behandlungen, zum Beispiel einer HIV-Therapie, wenden sich die behandelnden Praxen oder Krankenhäuser aber an die Behörden, damit sie die Kosten erstattet bekommen – dann droht Abschiebung. Aus Angst begeben sich deshalb viele nicht in Behandlung. HIV-Infektionen werden nicht diagnostiziert und bleiben unbehandelt. Oft landen die Menschen dann irgendwann todkrank in der Notaufnahme.

Dabei ist klar: Medizinische Versorgung für Menschen ohne Papiere oder Versicherung ist ein Gebot der Menschenrechte. Zugleich ist sie gesundheitspolitisch geboten: Die Behandlung verhindert weitere HIV-Infektionen.

Die Lösung

Die Deutsche AIDS-Hilfe tritt dafür ein, dass Menschen ohne Papiere eine vollwertige Gesundheitsversorgung erhalten. Mit vielfältigen Maßnahmen betreibt sie Prävention für Migrant_innen und unterstützt Selbsthilfe-Aktivitäten.

Die Versorgung von Menschen ohne Papiere oder Krankenversicherung bleibt jedoch eine Lücke im System. Zwar bieten NGOs punktuell medizinische Versorgung an, in einigen Ländern und Kommunen gibt es staatliche Pilotprojekte. Doch die Finanzierung ist nie ausreichend und nicht dauerhaft gesichert.

Notwendig ist eine Regelversorgung, die Menschen auch wirklich in Anspruch nehmen können, beispielsweise mit einer anonymen Gesundheitskarte.

Kampagne der Deutschen AIDS-Hilfe zur 22. Internationalen Aids-Konferenz in Amsterdam

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