Im September 2020 startete in Berlin-Kreuzberg ein Projekt zur Gesundheitsförderung und -versorgung für und von queeren BIPoC (Black, Indigenous and People of Colour). Casa Kuà bietet als Community Health Center Menschen, die sowohl von Homo- und Transfeindlichkeit als auch von Rassismus durch das deutsche Gesundheitssystem betroffen sind, einen Raum für Community-organisierte Gesundheitsversorgung sowie für gegenseitige Unterstützung und Empowerment. English translation

In einer Gesellschaft, in der das Gesundheitssystem die Bedürfnisse und Anliegen von Menschen mit cis, weißen, männlichen Körpern priorisiert, bietet Casa Kuà einen Raum, in dem marginalisierte Communitys im Mittelpunkt stehen. Dieses Kollektiv besteht aus queeren feministischen Frauen sowie two-spirit, a-binär*en und trans* Menschen, deren Kern BIPoC (Black, Indigenous and People of Colour) ist. Das Projekt bietet eine Reihe von Behandlungen an, darunter medizinische und psychologische Beratung, Sprachtherapie, Beratung zu sexuellen Reproduktionssrechten und alternative medizinische Behandlungen wie traditionelle chinesische Medizin, Osteopathie, Qigong und Körperarbeit.

© Casa Kuà

Obwohl der Raum für alle offen ist, ist Casa Kuà speziell für diejenigen gedacht, die aufgrund von Rassismus, Sexismus und Homo-, Trans- oder Interfeindlichkeit benachteiligt sind. Da die Organisator_innen von ihrer eigenen sozialen Positionierung aus arbeiten, sind die wichtigsten Gruppen, mit denen sie zusammenarbeiten, Frauen, Queers, a-binäre*, inter* und trans* Personen, die ebenfalls von Rassismus und Illegalisierung betroffen sind.

In Übereinstimmung mit vielen ganzheitlichen medizinischen Traditionen versteht Casa Kuà Gesundheit als mehr als nur die Behandlung von Symptomen. Krankheit kann durch viele Faktoren verursacht werden, einschließlich wirtschaftlicher Bedingungen, systemischer Diskriminierung und Einsamkeit oder Isolation. Aus diesem Grund ist es für das Projekt wichtig, nicht nur Praktizierende zusammenzubringen, die dieses Bewusstsein in ihre medizinische Praxis einbringen, sondern auch körperliches Wohlbefinden mit geistigem und gemeinschaftlichem Wohlbefinden in einer einzigen Einrichtung zu verbinden.

Zugang von marginalisierten Menschen zur Gesundheitsversorgung verbessern

Zusätzlich zu den oben genannten Angeboten wird Casa Kuà auch ein Raum für Meditation, Workshops, eine queere feministische Bibliothek mit mehrheitlich BIPoC-Autor_innen und für andere Veranstaltungen sein, die es den Teilnehmenden ermöglichen, sich zu vernetzen, auszutauschen, sich gegenseitig zu unterstützen und sich entsprechend ihren Bedürfnissen und Fähigkeiten zu organisieren. Auch Unterstützung und / oder Übersetzung für Arzttermine wird bereitgestellt und die Weitergabe von medizinischem Wissen erleichtert, das den Zugang von marginalisierten Menschen zur Gesundheitsversorgung verbessern kann.

„Zu lange mussten sich gender nicht-konforme Menschen, rassifizierte Menschen, behinderte Menschen, dicke Menschen, queere Menschen und Frauen Gewalt aussetzen, um medizinische Versorgung zu erhalten“, so eine_r von den Initiator_innen. „Viele von uns fühlen sich von Gesundheitseinrichtungen entfremdet, sei es aufgrund von Erfahrungen mit körperlichen oder verbalen Verletzungen während Behandlungen, der Begegnung mit Fachwissen, das unsere Bedenken und Bedingungen systematisch nicht berücksichtigt und priorisiert, oder der Arroganz von Praktizierenden, die uns bloßstellen und zum Schweigen bringen, weil sie mit ausgeprägter Sicherheit glauben, dass sie besser als wir selbst wissen, was für uns am besten ist. Casa Kuà ist der festen Überzeugung, dass alle Körper mit Würde und Rücksichtnahme behandelt werden sollten, und strebt eine Welt an, in der Menschen, die sich normalerweise vom Gesundheitssystem ausgeschlossen fühlen, Zugang zu Fachwissen finden und gleichzeitig den Raum erhalten, sich einzubringen und mitzuarbeiten an den eigenen Reisen zum Wohlbefinden.“

Solidarität, Empowerment und Zusammenarbeit mit Anwohner_innen

„Wir können nicht mehr warten und hoffen, dass diese Institutionen sich um uns kümmern. Mit Casa Kuà bauen wir auf unserer eigenen Verpflichtung auf, aufeinander aufzupassen und uns selbst zu heilen, indem wir unsere Communitys durch Solidarität und Empowerment aufbauen und stärken.

© Casa Kuà

Für uns ist es wichtig, unseren Raum nicht als isoliertes Projekt zu behandeln, sondern als ein Projekt, das in unsere lokale Nachbarschaft integriert und mit ihr verbunden ist. Wir hoffen, dass neben unseren Zielgruppen auch Anwohnende aller Altersgruppen und Hintergründe unsere Einrichtungen im Geiste des gegenseitigen Austauschs nutzen können. Wir sind davon überzeugt, dass gegenseitiges Verständnis und Wachstum nur durch Kommunikation und das Zusammentreffen verschiedener Realitäten möglich ist. Aus diesem Grund planen wir Raum für Engagement und Zusammenarbeit mit Anwohnenden und Projekten aus der Umgebung zu geben“, so eine_r der Initiator_innen.

Termine können nach vorheriger Reservierung vereinbart werden, um die Anzahl der Besuchenden mit Rücksichtnahme auf Covid-19 zu regulieren.

Die Räumlichkeiten sollen in naher Zukunft barrierefrei und für Rollstuhlfahrende zugänglich gemacht werden.

Weitere Informationen gibt es auf der Webseite www.casa-kua.com.

Updates über das Projekt sowie bevorstehende Veranstaltungen und Entwicklungen auch auf Facebook und Instagram.

English:

In September 2020 a project for health support and health care organized by and for queer BIPoC (Black, Indigenous and People of Colour) started in Berlin-Kreuzberg. Casa Kuà is a Community Health Center that offers a space for those who are disadvantaged by the hostility against homo, trans* and inter* people and also racism in the German health care system. It is a space for community-organized health care as well as support and empowerment.

In a society where the health care system prioritises the needs and concerns of people with cis, white, male bodies, Casa Kuà offers a space that centres marginalised communities. This collective consists of queer feminists, women, and people who are two-spirit, a-binary* and trans*, the core of whom are also BIPoC. We offer a range of treatments, including medical and psychological counselling, speech therapy, counselling on sexual reproductive rights, and alternative medical treatments such as Traditional Chinese Medicine, osteopathy, qigong and body work.

Though the space is open to everyone, Casa Kuà is especially meant to accommodate those who are disadvantaged due to racism, sexism, and homo, trans* or inter* hostility. As the organizers work from their own social positioning, the groups most important for them to work with are women, queers, a-binary*, inter* and trans* people who are also affected by racism and illegalization.

In line with many holistic medical traditions, Casa Kuà sees health as more than just the treatment of symptoms. Ill health can be caused by many factors, including economic conditions, systemic discrimination, and loneliness or isolation. For this reason, it is vital for the project to not only bring together practitioners who bring this awareness into their medical practice, but also to merge physical wellness with mental and community wellness in a single facility.

Improve marginalised people’s access to healthcare

In addition to the above-mentioned offerings, Casa Kuà will also be a space for meditation, workshops, a queer feminist library with majority BIPoC authors, and other events that allow participants opportunities to connect, exchange, support one another, and organise themselves according to their needs and capacities. The collective will also provide support and/or translation for doctors’ appointments and facilitate transmission of medical knowledge that can improve marginalised people’s access to healthcare.

“For too long, gender-non-conforming people, racialized people, disabled people, fat people, queer people and women have had to expose themselves to violence in order to receive medical care”, says one of the initiators. “Whether due to experiences of physical or verbal harm during procedures, encountering systems of knowledge that do not consider or prioritise our concerns and conditions, or the arrogance of practitioners who shame and silence us because they believe with such certainty that they know what’s best for us better than we do, many of us feel alienated from health care institutions. Casa Kuà believes strongly that all bodies should be treated with dignity and consideration and strives towards a world where people who usually feel excluded from the health care system can find access to specialised knowledge and still be given the space to weigh in and be collaborators in their own journeys to wellness.”

Solidarity, empowerment and collaboration with residents

“We cannot wait and hope for these institutions to take care of us. With Case Kuà, we continue to build on our commitments to taking care of each other and healing ourselves by building and strengthening our communities through solidarity and empowerment.

It is important for us to treat our space not as an isolated project, but as one that is integrated and engaged with our local neighbourhood. We hope, in addition to our target groups, for nearby residents across ages and backgrounds to make use of our facilities in the spirit of mutual exchange. We are convinced that mutual understanding and growth is only possible through communication and the meeting of different realities. For this reason, we plan to host spaces for engagement and collaboration with residents and projects from the surrounding neighbourhood”, one of the initiators says.

The space will be made barrier-free and accessible to wheelchair users in the near future.

Appointments can be made by reservation in order to regulate the number of visitors with sensitivity to COVID-19.

For more information visit the website www.casa-kua.com.

You can also stay updated about the project and forthcoming events and developments via Facebook and Instagram.

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