Bei Ärzten in Deutschland herrscht großer Bedarf an fachlicher Weiterbildung zu HIV und Aids sowie weiteren sexuell übertragbaren Infektionen.

Dies ergab eine vom Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV) in Auftrag gegebene Umfrage.

Die im Juli vom Online-Ärzte-Netzwerk „Hippokranet“ durchgeführte Befragung, an der 504 Ärztinnen und Ärzte teilgenommen haben, zeigt, dass die Behandlung von Menschen mit HIV zunehmend zum Berufsalltag eines Großteils der Ärzte gehört. 60 Prozent der Befragten betreuen, wenn auch zumeist nur vereinzelt, HIV-infizierte Patienten.

Doch nur ein knappes Drittel fühlt sich kompetent und ausreichend informiert, um Menschen mit HIV angemessen beraten zu können. 60 Prozent der Befragten würden deshalb eine fachliche Fortbildung zu HIV und Aids sowie zu weiteren sexuell übertragbaren Infektionen (kurz: STIs für sexually transmitted infections) begrüßen.

„Die Studie belegt unsere Erfahrungen aus Fortbildungen für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte“, sagt Steffen Taubert, fachlicher Leiter des Projekts „HIV/STI-Prävention in der Arztpraxis“ der Deutschen AIDS-Hilfe. „Beim Thema HIV und STI gibt es viel Unsicherheit. Dies liegt nur zu geringem Teil an mangelndem Fachwissen.“

Aus diesem Grund bietet die Deutsche AIDS-Hilfe mit „Let’s talk about Sex“ bereits seit 2010 eine gemeinsam mit Fachärzten, Sexualberatern und Menschen aus der HIV-Community entwickelte Weiterbildung an. Neben der Vermittlung von Wissen und Fertigkeiten für das Arzt-Patient-Gespräch über sexuell übertragbare Infektionen gehen die Dozenten unter anderem auf die Diagnostik und Übertragung von HIV und STIs sowie auf das Leben mit HIV ein. Hinzu kommen spezialisierte Fortbildungen, zum Beispiel zu Sexualität im Alter oder den Auswirkungen von Party- und Sexdrogen.

Bis Juni 2014 haben an den bislang 36 Veranstaltungen 554 Ärztinnen und Ärzte teilgenommen. „Die Seminarteilnehmenden berichten oft, dass es ihnen schwer fällt, sich in die Lebenswelten von Menschen anderer sexueller Orientierung hineinzudenken. Und oft ist es auch einfach schwierig, die richtige Ansprache zu finden. Einen HIV-Test anzubieten, erleben manche Ärzte schon als Affront gegen ihre Patienten“, berichtet Taubert. Über Fallarbeit, in denen die Ärzte auch mal in die Patientenrolle schlüpfen, könnten daher in den Seminaren neue Erfahrungen vermittelt werden. „So wird erfahrbar, in welcher Weise Patienten mit ihrem Arzt über HIV und STIs sprechen wollen“, sagt Taubert.

Die Workshops können als Inhouseveranstaltung von ärztlichen Qualitätszirkeln, Kliniken oder Tagungsorganisationen gebucht werden. Für regionale Veranstalter und Teilnehmende sind die zertifizierten Seminare kostenlos, da das Projekt von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und der PKV gefördert wird.

„Die Umfrageergebnisse bestätigen dieses seit 2010 laufende Projekt“, erklärt PKV-Verbandsdirektor Volker Leienbach in einer Pressemitteilung. Als sehr erfolgreich erweise sich zudem das Lehrmodul der Deutschen AIDS-Hilfe für Studierende an der Berliner Charité, das ebenfalls durch die PKV finanziert werde. Ab 2015 soll ein vergleichbares Lehrmodul auch an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz angeboten werden. Weitere Universitäten seien bereits im Gespräch, teilte Leienbach mit.

(ascho)

Quelle/weitere Informationen:

Link zu den Umfrageergebnissen der PKV

Pressemitteilung der PKV zur Umfrage

Informationen zur Ärztefortbildung durch die Deutsche AIDS-Hilfe unter www.aidshilfe.de/aerztefortbildung

Weiterführende Beiträge zum Thema Ärztefortbildung im DAH-Blog:

Reden wir über…Sex

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„Unglaublich, was manche auf sich nehmen, um in Freiheit zu leben!“

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Axel Schock

Axel Schock, freier Autor und Journalist, schreibt seit 2010 Beiträge für aidshilfe.de und magazin.hiv.

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