Rund 15 Millionen Menschen mit HIV weltweit nehmen aktuell antiretrovirale Medikamente. Das geht aus einem Bericht hervor, den UNAIDS am Dienstag vorstellte.

Die zu einem Etappenziel erklärte Zahl von 15 Millionen habe man sogar einige Monate vor Ablauf der selbstgesetzten Frist erreichen können, teilte die Aids-Organisation der Vereinten Nationen mit. „Das sind 15 Millionen Erfolgsgeschichten“, sagte UNAIDS-Chef Michel Sidibé. Noch vor 15 Jahren sei Aids eine „Krankheit der ‚anderen’“ gewesen, erklärte er. Damals sei die Behandlung lediglich für Reiche, nicht aber für Arme möglich gewesen.

Laut UNAIDS sind die Preise für antiretrovirale Medikamente der First-Line-Therapie im Laufe der Jahre um 99 % gesunken. Dennoch, das zeigt die Auswertung auch, macht der Anteil der HIV-Infizierten, die eine Behandlung bekommen, erst 40 % aus (laut UNAIDS leben weltweit 36,9 Millionen Menschen mit HIV). Von den 2,6 Millionen HIV-infizierten Kindern haben gerade mal 32 % Zugang zu antiretroviralen Medikamenten.

In der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba, wo der Bericht vorgestellt wurde, wird derzeit auf einer internationalen Konferenz über neue Finanzstrategien für die globalen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen beraten. Zu diesen Zielen gehöre auch, die Epidemie bis 2030 weltweit zu beenden, betonte UN-Generalsekretär Ban Ki-moon. „Die Welt hat es geschafft, die Aids-Epidemie aufzuhalten und zur Umkehr zu bringen“, erklärte er. Dies ist laut UNAIDS auch in von HIV besonders stark betroffenen Ländern wie Südafrika, Simbabwe, Mosambik, Indien und Kenia gelungen. Damit sei ein wichtiges Teilziel der Millennium-Entwicklungsziele bereits erreicht.

Dem Bericht zufolge habe man seit dem Jahr 2000 geschätzte 30 Millionen Neuinfektionen und acht Millionen Todesfälle vermeiden können. Die Zahl der Todesfälle sei von zwei Millionen im Jahr 2004 auf derzeit 1,2 Millionen jährlich gesunken. Man hofft, 2030 nur noch höchstens 200.000 Sterbefälle aufgrund von Aids beklagen zu müssen. Auch die Zahl der Neuinfektionen soll sich auf diese Größenordnung reduzieren (für das Jahr 2014 verzeichnete UNAIDS noch zwei Millionen HIV-Neuinfektionen). Die Lebenserwartung von HIV-Positiven im weitweiten Durchschnitt sei seit 2001 von 36 auf 55 Jahre gestiegen, so der Bericht weiter.

Um diese Erfolge dauerhaft zu sichern und auch die nächsten Etappen der Millenniumziele zu erreichen, dürfe die Weltgemeinschaft in ihren Einsatz nicht nachlassen, appellierten die Verantwortlichen von UNAIDS. Seit 2000 seien rund 187 Milliarden Euro in den Kampf gegen HIV investiert worden, bis 2020 seien jährlich rund 30 Milliarden Euro erforderlich – dann würde sich der Ressourcenbedarf nach und nach wieder verringern.

Erst vor wenigen Wochen veröffentlichte UNAIDS zusammen mit der Lancet Commission eine Analyse, die ebenfalls davor warnt, die Bemühungen in der Bekämpfung der Epidemie schleifen zu lassen: Sollten die Länder die Finanzmittel in den nächsten fünf Jahren nicht aufstocken und den Zugang zu HIV-Medikamenten nicht erweitern, könnte das einen dramatischen Rückschlag zur Folge haben, heißt es darin.

„Wir müssen der bitteren Wahrheit ins Gesicht schauen“, so Prof. Peter Piot, Direktor der London School of Hygiene und Tropical Medicine und Hauptautor des Berichts. „Wenn die aktuelle Rate der HIV-Neuinfektionen auf gleicher Höhe bleibt, werden die derzeitigen Anstrengungen in vielen Ländern nicht ausreichen, um dort in den kommenden fünf Jahren einen Anstieg der Todesfallzahlen zu verhindern.“

(ascho/Christina Laußmann)

Quelle/weitere Informationen:

UNAIDS-Bericht als PDF

Pressemitteilung von UNAIDS vom 14.7.2015

„World must drastically accelerate AIDS efforts or face more HIV infections and deaths than five years ago—says UNAIDS and Lancet Commission“ – Pressemitteilung von UNAIDS vom 25.6.2015

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Axel Schock

Axel Schock, freier Autor und Journalist, schreibt seit 2010 Beiträge für aidshilfe.de und magazin.hiv.

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