Angesichts der unter Auflagen erfolgten europäischen Zulassung von Truvada® zur HIV-Prä-Expositions-Prophylaxe unterstützt die Deutsche AIDS-Gesellschaft (DAIG) behandelnde Ärzt_innen mit vorläufigen Empfehlungen zur Durchführung.

In ihrem Papier weist die Fachgesellschaft zunächst ausdrücklich darauf hin, dass Truvada® erst dann als PrEP verordnet werden darf, wenn mit dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte abgestimmte Schulungsmaterialien für Ärzt_innen und Anwender_innen vorliegen. Danach, so die DAIG weiter, sollte eine PrEP samt begleitenden medizinischen Maßnahmen durch Ärzt_innen erfolgen, die Erfahrung in der Präventionsberatung zu sexuell übertragenen Infektionen und in der HIV-Therapie haben.

Eine Prä-Expositions-Prophylaxe bestehe nicht nur aus Medikamenten, sondern sei Teil einer Gesamtstrategie zur Prävention einer HIV-Infektion. Begleitende medizinische Diagnostik und Therapie sowie Beratung und Aufklärung über Risikoverhalten und weitere Präventionsmaßnahmen gehörten ebenso dazu wie ein Angebot zur Untersuchung auf andere Geschlechtskrankheiten.

Im Zentrum der Empfehlungen selbst stehen Hinweise zur Indikationsstellung, zu Aufklärung der Patient_innen vor und zu Beginn einer PrEP, zur Diagnostik vor einer PrEP sowie zum kontinuierlichen Monitoring während einer PrEP.

Als Zielgruppe werden HIV-negative Personen mit erhöhtem HIV-Risiko benannt, zum Beispiel „HIV-negative MSM (Anm. d. Red.: Männer, die Sex mit Männern haben) und Transgender“, die in den zurückliegenden drei bis sechs Monaten mit mehr als zwei Partnern Analverkehr ohne Kondom hatten und dieses Verhalten wahrscheinlich beibehalten, HIV-negative Personen mit eindringendem/aufnehmendem Sex ohne Kondom und mindestens einer im zurückliegenden Jahr neu diagnostizierten Geschlechtskrankheit oder HIV-negative Personen mit eindringendem/aufnehmendem Sex mit bekanntermaßen HIV-positiven Partner_innen ohne erfolgreiche HIV-Therapie.

Ob ein erhöhtes HIV-Risiko weiterhin besteht, soll bei den regelmäßigen Kontrolluntersuchungen erfragt werden. Wenn Anwender_innen diese nicht wahrnehmen, solle „zunächst keine weitere Verschreibung mehr erfolgen“, so die DAIG.

Über Möglichkeiten der Kostenübernahme für eine PrEP und die erforderlichen Begleituntersuchungen geben die Empfehlungen ausdrücklich keine Auskunft. Die DAIG erwartet aber, „dass für die PrEP neue und interdisziplinäre Versorgungsstrukturen etabliert werden können“.

(hs)

Anhang: Vorlaufige Hinweise der DAIG zur PrEP August 24 2016_final (PDF-Datei)

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Holger Sweers

Holger Sweers, seit 1999 als Lektor, Autor und Redakteur bei der Deutschen Aidshilfe, kümmert sich um die Redaktionsplanung des Magazins.

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