In einem kürzlich veröffentlichten Papier trägt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rund 50 Empfehlungen zusammen, wie die reproduktive und sexuelle Gesundheit von Frauen mit HIV gewahrt und deren Rechte gestärkt werden können.

Diese richten sich sowohl an die Leitungen von HIV-Programmen und Gesundheitsdiensten als auch an die für das öffentliche Gesundheitswesen zuständigen Politiker_innen.

HIV-positive Frauen sind laut WHO in vielen Ländern und Regionen in mehrfacher Hinsicht benachteiligt und Diskriminierungen ausgesetzt. Die Geschlechterungleichheit werde durch HIV einerseits noch forciert, andererseits sei diese auch eine Ursache für die höhere Vulnerabilität von Frauen (etwa 51 % aller Menschen mit HIV weltweit sind Frauen).

Die Gleichstellung der Geschlechter und die Wahrung der Menschenrechte müssten deshalb grundlegende Prinzipien aller Angebote für Frauen mit HIV sein, so die WHO weiter. Zudem sei es wichtig, den Frauen die notwendige medizinische, soziale und rechtliche Unterstützung zukommen zu lassen, um deren Lebensqualität und Gesundheitszustand langfristig zu verbessern.

Ausgrenzung und Stigmatisierung aufgrund der HIV-Infektion, aber auch Gewalt ist leider immer noch Alltag für viele Frauen mit HIV. Die WHO empfiehlt daher, sofort Hilfe anzubieten oder in die Wege zu leiten, wenn Gesundheitspersonal von Übergriffen durch zum Beispiel Lebenspartner oder andere Familienangehörige erfährt. Das Thema Gewalt solle zudem in der Beratung und Begleitung von Frauen berücksichtigt werden, die darüber nachdächten, ihren positiven HIV-Status dem Partner gegenüber offenzulegen.

Die reproduktive Gesundheit betreffend empfiehlt die WHO unter anderem, dass allen HIV-positiven schwangereren und stillenden Frauen eine antiretrovirale Therapie unabhängig von der CD4-Zellzahl ermöglicht wird (diese könne auch durch Hebammen und Krankenpfleger_innen initiiert und begleitet werden). In Ländern, in denen es bei Paaren, bei denen die eine Person HIV-infiziert, die andere nicht, zu HIV-Übertragungen kommt, solle auch die PrEP als zusätzliche Schutzmaßnahme in Betracht gezogen werden. Kinder sollten nach Ansicht der WHO spätestens im Schulalter den eigenen HIV-Status beziehungsweise den der Eltern oder Erziehungsberechtigten erfahren.

Leitlinien zur Hepatitis-Testung

Im Februar hat die WHO außerdem ihre ausgearbeiteten Leitlinien zur Hepatitis-B- und -C-Testung vorgelegt.

Mit den im Rahmen der 26. Konferenz der Asiatisch-Pazifischen Gesellschaft für Leberforschung (APALS) präsentierten Empfehlungen reagiert die Weltgesundheitsorganisation auf die weiterhin hohen Infektionszahlen. Nach Schätzungen leben derzeit weltweit etwa 300 Millionen Menschen mit einer chronischen Hepatitis B oder C. Etwa 1,4 Millionen sterben jährlich an den Folgen einer virusbedingten Hepatitis. Weniger als 5 % aller Betroffenen wissen, dass sie infiziert sind.

Die WHO empfiehlt unter anderem den Einsatz von Schnelltests bei schwer erreichbaren und den von Hepatitis B und C besonders stark betroffenen Bevölkerungsgruppen. Zu diesen zählen injizierende Drogengebraucher_innen, Menschen mit HIV sowie Kinder, deren Mütter mit Hepatitis B oder C infiziert sind. Außerdem sei es ratsam, Patient_innen mit Symptomen oder Blutwerten, die auf eine Leberinfektion hinweisen könnten, Hepatitis-B- und -C-Tests anzubieten. Darüber hinaus sollte Beschäftigten im Gesundheitswesen sowie Inhaftierten weltweit die Hepatitis-B-Impfung zur Verfügung stehen.

„Viele Menschen, insbesondere in Ländern mit niedrigem oder mittlerem Einkommen, wissen nicht, dass sie infiziert sind, und werden deshalb auch nicht behandelt“, sagte Dr. Marc Bulterys, Teamleiter des WHO Global Hepatitis Programme. „Der Zugang zu Hepatitis-Tests ist aber entscheidend für den Zugang zu lebensrettenden Behandlungen.“

Die WHO-Leitlinien empfehlen deshalb, Test- wie auch Behandlungsmöglichkeiten innerhalb der entscheidenden Zielgruppen durch ausgebildete Community- oder Peer-Worker und zielgruppenspezifische Ansprache besser bekannt zu machen. Auch Ärzt_innen sind aufgefordert, Menschen mit hohem Infektionsrisiko zu Tests zu motivieren. Parallel dazu müssten nicht nur die Kapazitäten in entsprechenden Labors, sondern auch personelle Ressourcen beziehungsweise Test- und Behandlungsangebote ausgebaut werden.

(ascho)

Quelle/weitere Informationen:

WHO-Leitlinie zur sexuellen und reproduktiven Gesundheit und den Rechten von Frauen mit HIV

„Ein sicheres Haus auf festem Boden bauen” – Bericht über eine Studie zur Situation von Frauen mit HIV weltweit auf magazin.hiv

WHO-Leitlinien zur Testung auf Hepatitis B und C

„Hepatitis B und C: Weltgesundheitsorganisation veröffentlicht Test-Richtlinien“ – Bericht auf aidshilfe.de vom November 2016

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Axel Schock

Axel Schock, freier Autor und Journalist, schreibt seit 2010 Beiträge für aidshilfe.de und magazin.hiv.

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