2015 lebten weltweit geschätzt etwa 257 Millionen Menschen mit einer chronischen Hepatitis-B-Infektion (HBV-Infektion) und 71 Millionen Menschen mit einer chronischen Hepatitis-C-Infektion (HCV-Infektion).

Das geht aus dem ersten globalen Hepatitis-Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hervor, der heute auf dem Internationalen Leberkongress in Amsterdam vorgestellt wurde.

Im Fokus der Auswertung stehen Hepatitis-B- und -C-Infektionen, die zu Leberkrebs und -zirrhose mit Leberversagen führen können und laut WHO ursächlich für etwa 96 % aller Todesfälle infolge einer virusbedingten Hepatitis sind.

Unzureichender Zugang zu Test und Behandlung

Von den 325 Millionen HBV- und HCV-Infizierten weltweit hat die Mehrheit keinen ausreichenden Zugang zu Test und Behandlung, so der Bericht weiter. 2015 wurden nur 20 % (14 Millionen) der HCV-Infektionen diagnostiziert, bei den HBV-Infektionen waren es lediglich 9 % (22 Millionen).

Im selben Jahr waren nur 8 % (1,4 Millionen) derjenigen mit einer Hepatitis-B-Diagnose in Behandlung, 7,4 % (1,1 Millionen) der mit Hepatitis C Diagnostizierten haben 2015 mit einer Therapie begonnen. Von den insgesamt 5,5 Millionen Menschen, die 2015 eine HCV-Therapie machten, bekamen nur ungefähr eine halbe Million die modernen, direkt wirkenden antiretroviralen Medikamente (DAAs).

Zahl der Todesfälle gestiegen

Die Folge dieser Unterversorgung: Etwa 1,3 Millionen Menschen starben 2015 aufgrund einer Virushepatitis. Diese Zahl sei vergleichbar mit der Todesfallrate bei Tuberkulose und sogar noch höher als die Zahl der weltweiten Todesfälle infolge einer HIV-Infektion, so die WHO. Doch während bei Tuberkulose und HIV die Zahl der Todesfälle sinke, nehme sie bei Hepatitis immer weiter zu – seit dem Jahr 2000 sei sie um 22 % gestiegen.

„Die Virushepatitis wurde mittlerweile als bedeutende Herausforderung für die öffentliche Gesundheit erkannt und erfordert unverzügliches Handeln“, sagte WHO-Generaldirektorin Dr. Margaret Chan. „Es gibt Impfungen und Medikamente, und die WHO ist entschlossen, sicherzustellen, dass diese Werkzeuge all diejenigen erreichen, die sie benötigen.“

Erfolge konnte die WHO bei der Hepatitis-B-Impfung ausmachen: 2015 habe die weltweite Rate der vollständigen HBV-Impfungen (diese umfasst insgesamt drei Dosen) bei Kindern einen Wert von 84 % erreicht, die HBV-Prävalenz sei dadurch in dieser Gruppe von 4,7 % auf 1,3 % gesunken.

Ziel: virusbedingte Hepatitis bis 2030 beenden

Dennoch: 2015 gab es 1,75 Millionen neue Infektionen mit dem Hepatitis-C-Virus, gegen das es keine Impfung gibt. Hauptursachen waren unsterile medizinische Eingriffe (vor allem in der östlichen Mittelmeerregion) und injizierender Drogengebrauch (vor allem in der WHO-Europa-Region).

Um das globale Ziel zu erreichen, die virusbedingte Hepatitis bis zum Jahr 2030 zu eliminieren, seien laut WHO mehrere Maßnahmen erforderlich: so zum Beispiel der Ausbau von Datenerfassungssystemen, Testangeboten und Behandlung, von Angeboten zur Schadensminimierung beim Drogengebrauch (Harm Reduction) und Impfprogrammen für Neugeborene. Darüber hinaus müsse mehr Geld in Programme zur Eliminierung viraler Hepatitiden und die Forschung zu Prävention, Diagnostik und Behandlung fließen.

(Christina Laußmann)

Quellen:

Pressemitteilung der WHO zum Hepatitis-Bericht

Globaler Hepatitis-Bericht der WHO 2017

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Über

Christina Laußmann

Christina Laußmann hat Kulturwissenschaft, Medienwissenschaft und Neuere deutsche Philologie an der Humboldt-Universität und Technischen Universität Berlin studiert. Seit 2013 arbeitet sie als Autorin und Lektorin bei der Deutschen Aidshilfe.

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