Bernd Aretz war ein hoch politischer und zutiefst liebevoller Mensch. Bestätigen wollte er das in seinem letzten Interview zwar nicht. Aber die Geschichten aus seinem Leben sprechen für sich. Das Porträt eines Wehrhaften am Lebensende. Von Holger Wicht

Am Ende kenne ich ihn vielleicht gar nicht richtig.

„Bernd war für mich immer einer, der ganz genau weiß, was er vom Leben will, sich das nimmt und lebt“, habe ich gesagt.

„Dem würde ich so erst mal nicht zustimmen“, ist seine Antwort.

Habe ich mich all die Jahre geirrt?

Auf vielen Bühnen habe ich Bernd Aretz anmoderiert als Aktivist und Urgestein der Aidshilfe-Bewegung. Er, der Rechtsanwalt und Notar im Ruhestand, hat dann immer flammende Reden gehalten. Für das Recht auf Lust von Menschen mit und ohne HIV. Gegen die Kriminalisierung der HIV-Übertragung. Gegen Ausgrenzung und Benachteiligung. Gegen Ignoranz und Borniertheit im Umgang mit Minderheiten. Für das Recht auf Rausch.

Schon lange haben seine Hände, die das Redemanuskript hielten, dabei gezittert. Fast 40 Jahre HIV haben seinen Körper ruiniert. Wobei bestimmt die Hälfte seiner Gebrechen hausgemacht sei durch das Rauchen, lässt er mich fröhlich wissen.

„Wir haben uns 1984 ja nicht vorstellen können, dass wir uns mal mit Altersbeschwerden rumplagen müssen. Und wir haben entsprechend gelebt“, sagt er mit funkelnden Augen.

Sein gewitzter Geist und seine kluge Angriffslust haben Bernd bis zum Schluss nicht im Stich gelassen. Dass sich sein Leben dem Ende zuneigt, ist ihm an diesem Abend nicht anzumerken. Sein Blick ist wach wie eh und je, er wirkt heiter und redselig.

Wenn er nur einmal durch die Wohnung ginge, würde ihm rasch die Puste ausgehen, schränkt Bernd diesen Eindruck ein.

Vor einigen Monaten hat er uns mitgeteilt, dass es nun zu Ende gehe. Er ist ganz und gar einverstanden damit. Dass er die 70 noch erreicht hat, kam ja schon sehr überraschend. Die letzten Jahre waren mehr als beschwerlich. Es reicht ihm jetzt. Und so sitzen wir Ende September bei unserem erklärtermaßen letzten Gespräch zusammen.

Bernd Aretz‘ Offenbacher Neubauwohnung ähnelt einem Antiquariat. Die Wände bestehen aus Büchern, alten Fotografien von Männern und Gemälden mit Landschaften, auf dem Tisch stehen Geräte zum Inhalieren von Haschisch und medizinischem Sauerstoff einträchtig nebeneinander. Das Haschisch – in einer Dose mit der Aufschrift „Glück“ – würde nach Einschätzung des Juristen für einige Jahre Gefängnis reichen. Auf dem Zifferblatt von Bernds Armbanduhr steht anstelle von Zahlen das Wort „Jetzt!“. Vor dem Fenster in der Ferne sinken still die Flugzeuge Richtung Frankfurt.

Zwischen uns stehen eine große metallene Teekanne und meine Fragen. Fragen über die politischen Ziele, die er verfolgt hat, wenn er sich als Aids-Kranker in Fernsehtalkshows setzte. Fragen über die persönlichen Beweggründe des Aktivisten, der als einer der ersten in Deutschland HIV-positiv getestet wurde, seine Existenz als Anwalt verlor und sich, den Tod vor Augen, ein neues Leben aufbauen musste.

Mir hätte klar sein können: Wer mit Bernd Aretz redet, muss mit Widerspruch rechnen. Politische Fragen interessieren ihn in diesem Gespräch einfach nicht, und über Gefühle will er offenbar nicht sprechen.

Ich setze nach: „Auf mich hast du immer gewirkt wie jemand, der sehr genau weiß, was er will, sich das auch nimmt und verteidigt. Auf eine phantasievolle, entwaffnende, teils sarkastische Weise. Einen, der anderen nicht das Recht lässt darüber zu bestimmen, wie er lebt.“

„Da hatte ich meine Psychoanalyse schon hinter mir“, wiegelt er ab. Und büxt aus in eine von zahllosen Anekdoten, die seine Antwort sind auf meine Fragen. Ich muss nur gut zuhören.

Das Juristische ist nicht entscheidend

Wie seine Laufbahn als Anwalt begann, erzählt er unvermittelt. Direkt nach dem Jura-Studium, das er entsetzlich fand, aber in Rekordzeit mit Prädikat abgeschlossen hatte. Plötzlich saß er allein in einer Kanzlei, weil sein Chef verhindert war. Ein Anrufer klagte, seine Schwiegermutter habe sich bei ihm und seiner Frau eingenistet und weigere sich, die Wohnung zu verlassen. Was tun?

Der hilflose Jungjurist rief seinen alten Ausbilder beim Landgericht an. Der bekam einen Lachanfall: „Sie können eine einstweilige Verfügung erwirken und das Scheidungsverfahren an Land ziehen. Oder Sie raten dem Mann ins Hotel zu gehen, bis die Schwiegermutter weg ist – dann wird sich das schnell lösen.“

Das war Bernd eine Lehre fürs Leben: „Das Juristische spielt auch manchmal eine Rolle, ist aber nicht entscheidend. Mein Bestreben war immer, dass die Beteiligten am Schluss gut miteinander reden konnten.“

Ein Zahn namens Aretz

Wie einmal seine Sekretärin einen Schneidezahn verloren hatte, erzählt Bernd. Ihr Mann war verstorben und hatte Schulden hinterlassen. Eine schwierige Situation. „Sie haben morgen frei und lassen den Zahn ersetzen“, verfügte Bernd. „Was die Krankenkasse nicht bezahlt, soll der Zahnarzt bitte mir in Rechnung stellen.“

„Ich denke jeden Tag beim Zähneputzen an Sie“, hat ihm die über 80-Jährige vor ein paar Tagen beim Abschiedsgespräch am Telefon erzählt. Der Zahn heißt Herr Aretz.

„Auch eine Art Vermächtnis“, finde ich.

„Hättest du eine Empfangskraft mit Zahnlücke gewollt?“, fragt Bernd. Erst auf Nachfrage gibt er zu, dass die Arbeitgebersicht nicht sein Hauptmotiv war: „Ich fand das einfach selbstverständlich. Sie war kreuzunglücklich. Und ob ich am Schluss 200 Mark mehr oder weniger habe, ist mir völlig gleichgültig.“

Wie er Menschen zurück ins Erwerbsleben brachte, erzählt Bernd gleich als Serie. Kontakte zum Arbeitsamt, Tricks und kleinere Kungeleien waren dafür manchmal nötig. Seinem Exfreund D. verhalf er zur Krankenpflegeausbildung. Seinem verstorbenen Freund Jörg motivierte er, das ungeliebte Studium, das die Eltern verordnet hatten, nach einem versiebten Examen zu schmeißen – und besorgte ihm die ersehnte Schneiderlehre. Seinen Mann Kalle manövrierte er aus einem 1-Euro-Job über einige virtuos gesetzte Zwischenstationen in eine Festanstellung bei einer Aidshilfe.

„Scheint irgendwie so mein Muster zu sein“, sagt Bernd.

Bellen kann er auch

Kalle unterbricht das Interview, um Kuchen zu bringen. „Mein Hund“, nennt Bernd ihn liebevoll, wenn er von ihm erzählt. Das ist durchaus genau so gemeint. Obwohl man das Fetischhafte auf keinen Fall zu ernst nehmen dürfe, betont Bernd. Die Rolle des Hundes helfe eben diesem einfach, durchs Leben zu kommen. Als Mensch sei es für seinen Liebsten manchmal schwierig. Und Bernd ist ein guter Hundeführer.

Bellen kann er aber auch. Wie er einmal ganz in Leder ungebeten bei einer CDU-Veranstaltung über Homosexualität aufrauschte, erzählt Bernd. Eine Frau zitierte den Sexualforscher Richard Krafft-Ebbing, der berichtet habe, wie Homosexuelle Jugendliche verführten. Der Forscher habe seine Lehren kurz vor Ende seines Lebens widerrufen, stellt Bernd klar. „Es wäre schön, wenn wir uns wenigstens auf den Stand von 1900 einigen könnten.“

„Wenn Sie für Ihre Sache werben wollen, sollten Sie freundlicher sein“, befand die Politikerin.

„Das sehen Sie falsch. Wenn Sie mich diskriminieren wollen, dann müssen Sie verdammt gute Gründe benennen, warum Sie das dürfen“, antwortete Bernd. In seinen Augen funkelt diebische Freude, während er davon erzählt.

Als ich ihn erneut auf seine politischen Botschaften festnageln will, fügt er hinzu: „Homophobie war nie mein Problem. Wer mir dumm kommt, der kriegt auf die Nuss.“

Überflüssig zu erwähnen, dass er noch mehr solche Geschichten auf Lager hat. Über die hartnäckigen Tuntenspaziergänge ins homophobe Café. Aber auch über den Mandanten, der seine Frau überwachen ließ und im Scheidungsverfahren das Kopfkissen aus dem Kinderwagen, ein Familienerbstück, erstreiten wollte.

„Dem habe ich gesagt: Wir passen nicht zusammen. Ich bin nicht bereit, Ihren Krieg mitzuführen. Sehen Sie zu, dass Sie ein gutes Verhältnis zu Ihrem Kind bekommen, und das geht nur über Ihre Frau!“

Wer Bernd Aretz fünf Stunden zuhört, bekommt einen Eindruck, warum er nicht viel Geld verdient hat.

Doch er  konnte nicht nur Leviten lesen. Wenn Not am Mann hielt er auch Trauerreden. Es waren viele, denn die Not war groß.

„Ich finde mich nicht mutig“

Kürzlich ist Bernd noch einmal in die schwule Sauna gegangen, um sich von seinem langjährigen Lieblingsmasseur zu verabschieden. „Das gebietet der Anstand nach all den Jahren“, sagt er.

Und da steht es auf einmal im Raum, das Wort, um das sich hier ein ganzes Leben dreht: Anstand.

Man geht gut miteinander um. Man unterstützt Menschen in der Not. Man benachteiligt niemanden. Und man kümmert sich umeinander. Anstand heißt Respekt, vielleicht lässt sich das Wort hier sogar mit Nächstenliebe übersetzen. Auf diesen roten Faden lassen sich alle Anekdoten des Abends auffädeln wie Perlen.

Offen schwul und HIV-positiv zu leben, ist für Bernd vor diesem Hintergrund einfach eine tief empfundene Selbstverständlichkeit. (Mehr darüber in seinem letzten Interview.)

Aber braucht es dafür nicht Mut?

„Angst ist mir sicherlich nicht fremd“, sagt er nach kurzem Zögern, „aber ich finde es nicht mutig, einfach so zu sein, wie man ist.“

Aufeinander aufpassen

Sagen wir es so: Bernd Aretz hat Menschen auf die Beine geholfen und sich nichts bieten lassen. Und wenn einer schwul und HIV-positiv ist, dann ist das Private eben doch politisch. Wenn Menschen als unanständig gebrandmarkt werden, dann gebietet es der Anstand zu widersprechen.

Das ist Bernds Version der „Solidarität der Uneinsichtigen“, der „Allianz der Schmuddelkinder“, die in der Aids-Bewegung immer wieder beschworen und immer wieder auch gelebt wurde. Und die führte ihn eben in Talkshows und Vorstandsämter in Aidshilfen.

„A family takes care!“, stand auf einem von Bernds Lieblingsplakaten der Deutschen AIDS-Hilfe, auf dem schwule Männer beim Picknick abgebildet waren. Und in genau diesem Geiste kämpfte er als Anwalt aller Benachteiligten auch für ein gutes Standing des Migranten-Netzwerkes AfroLeben+ in der Deutschen AIDS-Hilfe, für mehr Frauen in den Gremien oder die Rechte von „Junkies“. Die Tellerränder, über die manche schauen, gab es für Bernd Aretz nicht einmal.

Die politische Botschaft, die sein Lebenswerk durchzieht, rückt der Aktivist an diesem Abend nicht raus wie die Gefühle, die ihn dabei geleitet haben. Zum Glück hat er sein zentrales Anliegen aber schon 2010 formuliert, in einem Video zur Verleihung der Ehrenmitgliedschaft der Deutschen AIDS-Hilfe an ihn:

„Es ist verstanden worden, was mich umtreibt: Eine Verbesserung der Lebensverhältnisse, in denen ich freier atmen und freier leben kann. Es ging mir immer darum, Bedingungen zu schaffen, in denen man sehr viel leichter öffentlich über HIV kommunizieren kann.“

Die Sehnsucht dahinter erahne ich an diesem Abend auch: Zugehörigkeit. Wertschätzung. Geborgenheit in der Gemeinschaft. Oder auch: Familie ohne Leiden.

Selbstbestimmt bis zum Schluss

Bernd Aretz hat einen weiten Weg hinter sich. Aus einem verschlafenen Dorf mit einer homophoben und feindlichen Mutter zum, ja, Helden der Aids-Bewegung. Ich lerne an diesem Abend dazu, wie verzweifelt Bernd oft gewesen ist und wie schwer ihm das Leben fiel, für das ihn viele bewundert haben. Vielleicht lässt sich sein Aktivismus am Ende lesen als Gegenwehr von einem, dem schon als Kind Vernichtung drohte. Als tatkräftiger Stolz eines tief Verletzten.

Und vielleicht lebte er genau deswegen selbstbestimmt bis zum Schluss: Keine weiteren lebenserhaltenden Maßnahmen, verfügte er im Sommer. Kein Leben voller Krankheit mehr. Kein Wachkoma, das seinen Hund überfordern könnte. Keine entwürdigenden Szenen auf der Intensivstation. Mit seinem langjährigen Arzt hat er besprochen, wie er abtreten möchte, wenn es soweit ist. Zum richtigen Zeitpunkt kann auch Morphium eine gute Droge sein.

Seinen Nachlass hat Bernd Aretz zum größten Teil noch selbst verschenkt, seine Beerdigung akribisch geplant. Damit niemand damit überfordert ist.

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Über

Holger Wicht

Holger Wicht, Journalist und Moderator, ist seit 2011 Pressesprecher der Deutschen Aidshilfe

1 Kommentar

  1. Eine ganze Weile fehlten mir die Worte, nachdem ich von Bernds Tod gehört habe. Gestern haben wir ihn zu Grabe getragen nach einer Trauerfeier, die Bernd, so die Worte von Hans, sorgfältig und gewissenhaft geplant hat. Erneut und ein letztes Mal zeigte sich Bernds Wille zu einem selbstbestimmten Leben und auch seine Lebensklugheit. Er wusste, dass man eine Trauerfeier selbst sorgfältig vorbereiten muss um sicher zu gehen, dass das, was dann passiert auch damit zu tun hat, wie man es wollte. Ich danke Hans, Björn und Martin und dem Gitarristen, dessen Name ich leider nicht kenne, für eine wirklich gelungene Feier mit wunderbarer Musik. Er hat es mir und wohl auch den anderen, die da waren, ermöglicht, Bernd noch einmal gegenwärtig und wirklich nah zu spüren. Ich will zum Abschied ein paar persönliche Erinnerungen und Gedanken loswerden.
    Auch nach der Trauerfeier kann ich nicht wirklich sagen, dass ich Bernd „gut kannte“, wie man so sagt. Einerseits ja und andererseits gar nicht. Vieles von ihm wusste und kannte ich nicht. Und trotzdem ist Bernd ab dem Zeitpunkt, ab dem ich wusste wer er war und seinen Namen kannte immer in meinem Leben gewesen. Er trat in mein Leben lange bevor ich ihn persönlich kennengelernt hatte, ich will sagen Jahre bevor ich ihn das erste Mal traf. Mitte der achtziger Jahre, als ich begonnen hatte Jura zu studieren trat gleichzeitig HIV in mein Leben und in das Leben aller in meinem Umfeld. Mir – und auch anderen – und auch Bernd war sofort klar, HIV und Aids ist nicht nur eine Krankheit, sondern wird auch mit „Recht und Gesetz“ zu tun haben. Wir wussten sofort, dass es Menschen und Stimmen brauchen wird, die sich schützend vor Menschen mit HIV stellen müssen. Als wir in Köln 1988 den Arbeitskreis AIDS und Recht in der Aidshilfe Köln gegründet haben, warst du schon längst aktiv. Dein Name war mir von Anfang an ein Begriff und ich wusste wofür er – wofür Bernd Aretz – im Kampf gegen Diskriminierung für den Schutz von Menschen mit HIV und Aids stand. Bevor ich sein Gesicht gesehen oder seine Stimme gehört habe, war er schon damals ständig präsent in meinem Leben. Vielleicht hat auch er damals von mir gehört, als sich langsam über die Grenzen von Köln hinaus herum sprach, was ich so in meinem fachlichen Bereich mache, den wir bekanntlich teilten.
    Erst viele Jahre später haben wir uns dann das erste Mal persönlich getroffen, nachdem wir uns jahrelang – für mein Gefühl – irgendwie umkreist hatten. Ich wusste, wir würden uns dann treffen; ich glaube es war anlässlich eines „Positiventreffens“ im Waldschlösschen, wo wir gemeinsam referieren sollten. Ich empfand für ihn bis dahin eine Art Bewunderung aus der Ferne und ich erinnere mich deutlich, dass ich vor unserem ersten Treffen nervös war. Offen gestanden hatte ich auch etwas Angst, er würde mich vielleicht als Konkurrenten empfinden. Wir Anwälte sind ein bisschen komische Wesen gelegentlich. Und dann standen wir uns gegenüber und sprachen miteinander. Er lächelte, wir lachten. Jedenfalls hatten wir Spaß und es wurde eine wunderbare Veranstaltung. Ich glaube alle hatten Spaß, obwohl die Themen alles andere als erfreulich waren. Ab diesem Treffen trat an stelle der Bewunderung aus der Ferne sofort – ja ich glaube ich kann das sagen – Freundschaft und Nähe. Er war ganz anders, als ich mir das in meinen Besorgnissen vorgestellt habe. Er nahm mir sofort mit seiner Offenheit und zu Genauigkeit alle meine Ängste und diffusen Fantasien zu seiner Person. Binnen Minuten brachte er mich auf die Erde zu ihm mit edelstem Lakonismus – Martin ich danke dir, dass du mir die Worte gewiesen hast. Wir verstanden uns sofort, wobei ich manchmal etwas langsam war, wenn er seine immer geistvollen und geistreichen, aber manchmal doch recht quer gedachten Interventionen vorbrachte und manchmal erschlossen sich mir Gedanken, die er äußerte erst nach einer Weile, aber dann immer sehr nachhaltig.
    Wir haben uns all die Jahre danach nur selten getroffen. Es waren immer irgendwelche „offiziellen Anlässe“, Tagungen und ähnliches. Ich war nie bei ihm zu Besuch, ihr nie bei mir. Doch jedes Mal, wenn wir uns trafen war es voller wechselseitiger Hochachtung, Warmherzigkeit und Humor.
    Bernd hat mein ganzes bisheriges berufliches Leben, und natürlich nicht nur das, aber das besonders, maßgeblich – und dieses Wort ist ganz bewusst gewählt – beeinflusst. Ich denke, wir haben für unseren Fachbereich, was es bei HIV und Aids zu tun gab, fiel erreicht. Ich traue mich zu sagen, wir haben fast alles erreicht. Es fehlt nicht mehr viel und das schaffen wir auch noch, wenn nicht die (kommende) gesellschaftliche Krise, die Bernd mit Fug und Recht nicht mehr mitmachen wollte, einen Strich durch die Rechnung macht.
    Dafür möchte ich dir, lieber Bernd, zutiefst danken. Mit deinem Tod ging nicht nur dein Leben zu Ende, sondern einiges mehr. Und auch jetzt markierst du wieder auch Schritte meines Lebens. Du wirst verstehen, dass du mir so immer in Erinnerung bleiben wirst. Vielen Dank dass du all die Jahre bei mir warst. Ich trauere sehr! Jacob

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