Sexuelle Gesundheit

Schützt die Meningokokken-Impfung auch vor Tripper?

Von Siegfried Schwarze
Beitragsbild zum Artikel über die Suche nach einem HIV-Impfstoff

Studien zufolge könnte eine Impfung gegen Meningokokken auch einen gewissen Schutz gegen Gonokokken bieten, die Erreger der Gonorrhö.

Meningokokken sind Bakterien, die eine Gehirnhautentzündung (Meningitis) hervorrufen können. Genetisch sind sie nah verwandt (80-90 Prozent Ähnlichkeit) mit Gonokokken, den Erregern, die für die Gonorrhö („Tripper“) verantwortlich sind. Da Gonokokken in den letzten Jahren zunehmend gegen Standardantibiotika resistent geworden sind, ist inzwischen zur Behandlung der Gonorrhö bereits eine Kombinationstherapie mit zwei Antibiotika erforderlich. Eine Impfung, die vor einer Gonorrhö schützen könnte, wäre also ein Segen.

Eine Impfung gegen Gonorrhö wäre ein Segen

Nun gibt es seit einiger Zeit Hinweise aus Studien, dass eine Impfung gegen Meningokokken auch einen gewissen Schutz vor Gonokokken bieten könnte:

Die erste Studie wurde bereits 2017 veröffentlicht und untersuchte Menschen im Alter zwischen 15 und 30 Jahren in Neuseeland, bei denen eine Infektion mit Gonokokken oder Chlamydien (als Kontrolle) diagnostiziert worden war.

Man fand 1.241 Fälle mit Gonokokken, 12.487 mit Chlamydien und 1.002 mit beiden Erregern. Menschen, die gegen Meningokokken geimpft waren, hatten signifikant seltener eine Infektion mit Gonokokken – und zwar um 31 Prozent. Auf eine Infektion mit Chlamydien hatte die Impfung keinen Einfluss.

Die zweite Studie wurde im April 2022 veröffentlicht und untersuchte Menschen aus New York und Philadelphia. Auch hier wurden Personen mit einer Gonorrhö- bzw. Chlamydien-Infektion untersucht und der Impfstatus in Bezug auf Meningokokken ausgewertet. Ausgewertet wurden 167.706 Infektionen (18.099 mit Gonokokken, 124.876 mit Chlamydien und 24.731 mit beiden).

Dabei hatten Menschen, die vollständig gegen Meningokokken geimpft waren (drei Impfungen oder mehr), einen 40%igen Schutz vor einer Infektion mit Gonokokken. Menschen mit einer Teilimpfung (eine oder zwei Impfdosen) hatten lediglich einen 26%igen Schutz. Wie auch schon in der neuseeländischen Studie schützte die Impfung nicht vor einer Chlamydien-Infektion.

Der Schutzeffekt, den man in den beiden Studien sah, ist vergleichbar und lässt vermuten, dass es eine Kreuzimmunität zwischen Meningokokken und Gonokokken gibt. Das gibt Anlass zur Hoffnung, dass sich ein noch besserer Impfstoff gegen Gonokokken entwickeln lässt. Wer nicht so lange warten will, kann sich jetzt schon gegen Meningokokken impfen lassen und damit zumindest eine Teilimmunität auch gegen Gonokokken erreichen – zwei Fliegen mit einer Klappe.

Quellen:

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