„Die PrEP kann ein weiterer Baustein der Präventionsarbeit sein“
Dies erklärt die DAIG in einer Stellungnahme, die am 16. April auf ihrer Website veröffentlicht wurde.
Da es bisher nicht gelungen sei, die geschätzte Zahl der jährlich 3.000 bis 3.500 HIV-Neuinfektionen messbar zu reduzieren, erscheine es notwendig, „jenseits der Kombination von etablierter Präventionsarbeit, rechtzeitiger Diagnosestellung und früher antiretroviraler Therapie nach neuen Wegen zu suchen“, heißt es darin.
Als einen solchen Weg sieht die medizinische Fachgesellschaft die Prä-Expositions-Prophylaxe (auf Deutsch etwa „Vor-Risiko-Vorsorge“) durch tägliche oder auch anlassbezogene Einnahme des HIV-Medikaments Truvada – allerdings nur bei Personen mit hohem Infektionsrisiko und „stets zusammen mit den klassischen Maßnahmen der Prävention“. Die PrEP habe in wissenschaftlichen Studien eine ausgezeichnete Wirksamkeit gezeigt, nämlich eine mindestens 86-prozentige Senkung des Ansteckungsrisikos.
Um die HIV-PrEP auch in Deutschland qualitätsgesichert einzuführen, sollte der Truvada-Hersteller laut DAIG zunächst bei der Europäischen Arzneimittelagentur eine entsprechende Zulassung beantragen und darüber hinaus zusammen mit Kostenträgern im Gesundheitssystem und Entscheidungsträgern einen Preis vereinbaren, „der der Akzeptanz und dem sinnvollen Einsatz einer PrEP nicht im Wege steht“ (derzeit kostet eine Monatsration Truvada bei täglicher Einnahme etwa 800 Euro).
In einem weiteren Schritt sollten dann neben den bisher in Studien untersuchten Gruppen mit erhöhtem HIV-Risiko – zum Beispiel Menschen, die in den zurückliegenden Monaten mehrfach Analverkehr ohne Kondom mit verschiedenen Partnern hatten – weitere Gruppen identifiziert werden. Hierbei sollte auch gezielt untersucht werden, wie Personen aus solchen Gruppen angesprochen und beraten, wie die nötigen regelmäßigen Kontrolluntersuchungen gewährleistet und welche Schutzeffekte erzielt werden können.
Die Kosten der PrEP und die Frage ihrer Einbettung in ein Gesamtkonzept der HIV-Prävention stellten „zweifellos eine enorme Herausforderung dar“, so die Verfasser der Stellungnahme, aber Gesellschaft und Gesundheitssystem dürften dieser Herausforderung auch aus ethischen Gründen nicht ausweichen.
Die Basis der HIV-Prävention in Deutschland blieben aber weiterhin die bewährten Präventionsmaßnahmen „inklusive der Beratung über risikobehaftete sexuelle Praktiken und die Kondomnutzung“ – die PrEP könne diese Maßnahmen allenfalls ergänzen.
(hs)
Quelle/weitere Informationen
Stellungnahme der Deutschen AIDS-Gesellschaft (DAIG) zur HIV-Prä-Expositionsprophylaxe vom 13. April 2015 (PDF-Datei)
Deutsche AIDS-Hilfe: HIV-Medikamente zur Vorbeugung verfügbar machen (Pressemitteilung vom 25.02.2015, mit weiteren Links)
Diesen Beitrag teilen