Ausgezeichnete Prävention

Von Holger Wicht
Verleihung Präventionspreis BonnBeim Bundeswettbewerb Aidsprävention 2010 sind heute acht Projekte ausgezeichnet worden – darunter mehrere von Mitgliedsorganisationen der Deutschen AIDS-Hilfe (DAH). Die Preise überreichte Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler

Was sind Chlamydien? Die richtige Antwort auf diese Frage ist beim multimedialen Präventionsquiz der Aids-Hilfe Bonn 500 Punkte wert. Und auch wer bei Chlamydien eher an eine Inselgruppe im Pazifik denkt als an sexuell übertragbare Bakterien, gewinnt: Er weiß nach dem Spiel besser Bescheid als vorher.

Das Präventionsquiz für schwule Männer der Aids-Hilfe Bonn  ist einer von acht Gewinnern beim Bundeswettbewerb Aidsprävention 2010, die heute in Berlin ausgezeichnet wurden. Der Wettbewerb stand unter dem Motto „Neue Wege sehen – neue Wege gehen!“ und soll neuartige und ideenreiche Präventionsprojekte belohnen, insbesondere solche, die schwer erreichbare Zielgruppen ansprechen.

„Neue Wege sehen,

neue Wege gehen!“

Ausgerichtet wurde der Wettbewerb vom Bundesgesundheitsministerium (BMG) und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), unterstützt wird er vom Verband der privaten Krankenversicherung (PKV). Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) überreichte den Preis Oliver Schubert und seinem Team von der Aids-Hilfe Bonn  in der Kalkscheune.

Ausgezeichnet wurden außerdem folgende Projekte:

  • „AIDS – Muttersprachler klären auf“ von der Stadtmission Nürnberg. Hier werden Migranten direkt bei ihrer Einreise nach Deutschland erreicht
  • „DARKANGEL – safer clubbing“ vom Vor-Ort-Projekt manCheck gibt schwulen Männern im Nachtleben die Gelegenheit, mit dem Slogan „safer tonight“ eine klare Absichtserklärung abzugeben
  • “Have a LOOK(S)” von Looks e.V., Köln. Das Projekt vermittelt leicht verständliche Informationen für junge Sexarbeiter in Video- und Audiodateien, die auch auf Handys abspielbar sind
  • „MoVe” (Mobile Versorgung wohnungsloser und/oder drogengebrauchender Menschen am Wochenende) vom Verein zur Förderung der Drogenhilfe Münster e.V.
  • „Schülerzeitungsredakteure als Peer-Präventions-Akteure“. Bei diesem Projekt der Berliner Aids-Hilfe geben Schüler in ihren eigenen Medien und in ihrer Sprache die nötigen Informationen weiter

Einen Anerkennungspreis erhielten außerdem:

  • „Helpline – anonyme Telefon- und Internetberatung“ der Universitätsklinik Franfurt. Hier bekommen Menschen mit Migrationshintergrund Informationen in vielen verschiedenen Sprachen.
  • Das „Modellprojekt GEMO“ kümmert sich um Gesundheitsförderung für Menschen aus Osteuropa.

„Trendy, modern und sexy“

Gesundheitsminister Rösler hob in seiner Rede zu Beginn der Veranstaltung hervor, wie wichtig die Präventionsarbeit vor Ort sei. Um in Deutschland das bestehende „niedrige Infektionsniveau zu halten und langfristig zu senken“, würden „immer wieder neue Ideen und Ansätze“ benötigt. Rösler betonte außerdem, dass auch der „Kampf gegen Diskriminierung“ dazugehöre.

Die Direktorin der BZgA, Elisabeth Pott, erklärte, Prävention müsse „Betroffene zu Beteiligten“ machen: „Nur wenn man Menschen Respekt und Anerkennung gibt, kann man in der Prävention erfolgreich sein.“

Der Schwulenreferent der Deutschen AIDS-Hilfe Dirk Sander, der auch der Jury angehörte, hielt die Laudatio für das Projekt Darkangel von manCheck Berlin. In der Zielgruppe gelte Darkangel als „trendy, modern und sexy“, sagte Sander. Besonders wertvoll sei, dass das Projekt das Safer-Sex-Verhalten der schwulen Männer sichtbar mache und damit bestärke. Die oft zu hörende Rede von der „zunehmenden Sorglosigkeit“ sei nämlich falsch und gefährde das Schutzverhalten.

Der Preis ist mit jeweils 7.500 Euro (Anerkennung: 2.500 Euro)dotiert, die der Weiterentwicklung der prämierten Projekte dienen sollen. Die Bonner wollen von dem Geld Buzzer für ihr Quiz anschaffen. Dann soll das lehrreiche Spiel auch verstärkt in den Szenen anderer Städte zum Einsatz kommen. Das Equipment kann dann über die Kampagne ICH WEISS WAS ICH TU der Deutschen AIDS-Hilfe, die Partnerin des Projektes ist, ausgeliehen werden.

Der Wettbewerb erfüllt also offenkundig sehr direkt seine Funktion: Er stärkt phantasievolle und wirksame HIV-Prävention in Deutschland.

(Holger Wicht)

Website des Wettbewerbs

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