Seit dem 19. September 2019 steht die PrEP-App prepared zum Download bereit. Sie unterstützt Nutzer_innen der medikamentösen HIV-Prophylaxe bei der Einnahme und den Begleituntersuchungen.

Wann muss ich die nächste Pille nehmen? Wann ist der nächste Check auf Geschlechtskrankheiten fällig, wann die Kontrolle der Nierenwerte? Die PrEP-App prepared will Nutzer_innen bei der medikamentösen HIV-Prophylaxe PrEP unterstützen und helfen, die Einnahme der Tabletten wie auch die erforderlichen Begleituntersuchungen besser zu managen.

prepared ist die erste deutsche App zur HIV-Prophylaxe PrEP

Entwickelt und realisiert wurde diese erste deutsche PrEP-App in einem länderübergreifenden Gemeinschaftsprojekt der HIV-Präventionsprojekte Herzenslust (Nordrhein-Westfalen), Hein & Fiete (Hamburg) und SVeN – Schwule Vielfalt erregt Niedersachsen.

Vorgestellt wurde sie bei einer Kick-off-Veranstaltung am 19. September im Historischen Museum Hannover. Seither steht die App in den App-Stores von Google und Apple zum kostenfreien Download bereit.

Digitales PrEP-Check-Heft & mehr

Bei der App handelt es sich um eine digitale Weiterentwicklung des vom Hein&Fiete-PrEP-Check-Hefts, in das PrEP-User_innen ihre Termine für ärztliche Untersuchungen sowie Tests auf HIV und andere Geschlechtskrankheiten (und deren Ergebnisse) eintragen konnten, um damit auch den die PrEP begleitenden Ärzt_innen die Betreuung zu erleichtern.

PrEP-Leitfaden, Checkliste und Kalender mit Erinnerungsfunktion

„Wir haben uns auf häufig gestellte Fragen zum Thema PrEP beschränkt“, erzählt Oliver Schubert, stellvertretender Landesgeschäftsführer der Aidshilfe NRW und zuständig für den Bereich Schwule und Prävention. Ziel der App sei, die Nutzer_innen bei der Einnahme zu begleiten. Für weitergehende Informationen zur PrEP, zu sexuell übertragbaren Infektionen (STIs) oder Studienergebnissen zur Wirksamkeit der PrEP wurde daher auf die Seiten der Deutschen Aidshilfe verlinkt.

Die App bietet nun neben einem Leitfaden zum Beginn einer PrEP eine Checkliste für alle notwendigen Vorbedingungen, etwa die verpflichtende Beratung, Tests auf HIV und andere Geschlechtskrankheiten sowie eine Untersuchung der Nierenfunktion.

Apps zur Medikamenteneinnahme sind schon eine ganze Weile auf dem Markt. Neu ist aber, dass die PrEP-App verschiedene Einnahmeszenarien unterscheiden kann, also die dauerhafte PrEP mit täglich einer Tablette oder die anlassbezogene PrEP zum Beispiel für ein Partywochenende, ein Sexdate oder im Urlaub.

Bei einer solchen „PrEP on demand“ gibt man das Datum und die Uhrzeit ein, wann es voraussichtlich zum Sex ohne Kondom kommen wird, und die App errechnet, ab wann und bis wann die Medikamente genommen werden müssen. Ist der zeitliche Abstand zum geplanten Sex-Event zu kurz, gibt es eine entsprechende Info. „Das war für uns sehr wichtig, denn wir wissen, dass die Anzahl der anlassbezogenen PrEP-Nutzungen sehr hoch ist“, erklärt Schubert.

PrEP-App als „Empowerment-Tool“

Neben dem praktischen Nutzen sehen die an der Entwicklung beteiligten Präventionsprojekte die App auch als „Empowerment-Tool“, wie Oliver Schubert sagt: Sie soll einen Betrag dazu leisten, die nach wie vor bestehenden Vorurteile gegenüber der PrEP gerade innerhalb der schwulen Community abzubauen und die PrEP zu einem festen Baustein der HIV-Prävention werden zu lassen.

Die App erinnert aber nicht nur an die Einnahme der Tabletten, sondern auch an die regelmäßig notwendigen medizinischen Untersuchungen wie etwa die dreimonatlichen Tests auf HIV sowie die Kontrolle der Nierenfunktion und Tests auf andere Geschlechtskrankheiten und auf Hepatitis C.

Wer möchte, kann seine Testbefunde, Beratungsnachweise und andere Dokumente mit der Kamera abfotografieren und in einem App-Order archivieren. Andere Apps auf dem Gerät haben keinen Zugriff auf diesen Ordner. Auch in anderer Hinsicht wurde auf größtmögliche Datensicherheit Wert gelegt.

prepared: Höchstmögliche Datensicherheit durch Verzicht auf serverseitige Speicherung

prepared wurde standardmäßig als lokale Anwendung konzipiert, erklärt Lissi Tegelkamp von der der Düsseldorfer Firma pemedia, die die App technisch umsetzte. „Es gibt keine legitimen Gründe für eine serverseitige Speicherung, weshalb keinerlei Datenübertragung zu einer Datenbank oder Ähnlichem besteht.“

Dies bedeutet, dass alle personenbezogenen Daten, etwa die Zeiten der PrEP-Einnahme, Arzttermine oder als Datei abgelegte Befunde, ausschließlich auf dem Gerät der Nutzer_innen gespeichert werden. „Außerdem kommt prepared ohne Registrierung und Login aus, wodurch die Nutzer_innen komplett anonym bleiben“, so Tegekamp weiter.

Finanziert wurde die App maßgeblich durch den Mac AIDS Fund und die Techniker Krankenkasse. Neben den beteiligten HIV-Präventionsprojekten haben auch Hessen ist geil, ICH WEISS WAS ICH TU (IWWIT) und Gentle Man die Umsetzung unterstützt.

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Axel Schock

Axel Schock, freier Autor und Journalist, schreibt seit 2010 Beiträge für aidshilfe.de und magazin.hiv.

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