Interview

„Aidshilfe habe ich immer als politische Arbeit verstanden“

Von Axel Schock
Dirk Meyer mit Volker Mertens vor einem Banner zu 40 Jahre DAH
Dirk Meyer beim 40. Jubiläum der DAH (links, mit Volker Mertens, Foto © DAH/Brigitte Dummer)

Vier Jahrzehnte lang hat Dirk Meyer in seiner Arbeit Akzente gesetzt und vor allem Strukturen aufgebaut und gefestigt: in der lokalen Aidshilfe, auf Landesebene in NRW sowie im Rahmen seiner Tätigkeit bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), jetzt Bundesinstitut für öffentliche Gesundheit (BIÖG). Nun geht er in den Ruhestand. Für magazin.hiv sprach Axel Schock mit ihm.

Du bist während deines beruflichen Lebens zwar unterschiedliche Stationen durchlaufen und hattest verschiedenste Funktionen und Ämter inne. Verbindend aber war stets das Thema HIV-Prävention, oder?

Das wurde mir zur Vorbereitung auf unser Gespräch erst so richtig bewusst. Los ging es, als ich im September 1985, also vor mittlerweile 40 Jahren, als 26-Jähriger gemeinsam mit einigen anderen Mitstreitenden die Aidshilfe für den Kreis Unna gegründet habe.

Wie kam es, dass du dich in der Aidshilfe engagiert hast?

Die Initiative zur Gründung war von der Drogenberatungsstelle in Kamen ausgegangen. Zu dem ersten Treffen kamen neben mir noch ein paar weitere schwule Männer aus der Region. Wir waren durch die persönliche Betroffenheit bereits für das Thema sensibilisiert und durch die Gründung der Aidshilfe NRW angeregt worden, in der eigenen Region selbst etwas auf die Beine zu stellen. Wir sagten uns: Wenn wir jetzt nicht gesundheitspolitisch aktiv werden, passiert nichts.

Wir waren, wie andernorts auch, eine bunte Mischung von Leuten, die sich nicht unterkriegen lassen wollten. Mir ist erst viel später bewusst geworden, dass dies für mich als politisch aktiven schwulen Mann möglicherweise eine Form war, um mit meiner Angst umzugehen, die ich mir damals vielleicht nicht so eingestanden habe. Ich habe gewissermaßen meine Angst externalisiert.

Mir ist später bewusst geworden, dass die Aidshilfearbeit für mich als politisch aktiven schwulen Mann eine Form war, um mit meiner Angst umzugehen.

Dirk Meyer

War dir damals schon klar, dass du dich nicht nur im Ehrenamt und politisch, sondern auch beruflich mit HIV beschäftigen möchtest?

Nach vier Jahren als Vorstandsmitglied in der Aidshilfe im Kreis Unna gab es einen Bruch in meiner ursprünglich geplanten Berufskarriere. Ich hatte Mathematik, Physik und Erziehungswissenschaften auf Lehramt studiert. Das Referendariat habe ich dann aber unterbrochen, um 1987 eine der ersten bezahlten Stellen anzunehmen, die wir in unserer Aidshilfe einrichten konnten.

Statt Lehrer zu werden, hast du also fortan im HIV-Kontext gearbeitet. War dies ein folgerichtiger Schritt?

Mir war immer schon klar: Wenn wir etwas bewegen wollen, dann brauchen wir das persönliche Engagement und entsprechende Strukturen. Und dafür benötigen wir Geld.

Meine Arbeit in der Aidshilfe war zwar durch eine tiefe persönliche Betroffenheit motiviert, ich habe sie aber immer als politische Arbeit verstanden. Das hat uns auch von vielen Selbsthilfeorganisationen zu chronischen Erkrankungen unterschieden. Es war klar, dass es mit Selbsthilfegruppen allein nicht getan sein wird. Denn wir lebten ja in einer gesellschaftlichen Situation, in der wir statt auf Unterstützung vielmehr mit Ressentiments und Diskriminierung rechnen mussten. Ich habe deshalb in meiner Berufslaufbahn nicht von ungefähr immer an Stellen gearbeitet, wo es darum ging, Strukturen aufzubauen und weiterzuentwickeln, die Finanzierung zu sichern, Lobbyarbeit zu machen und politisch aktiv zu sein. Glücklicherweise habe ich immer Mitstreiter*innen gefunden, die ähnlich dachten und die Chancen sahen, die sich durch die Aidskrise damals ergaben.

Kannst du das erläutern?

Zu diesem Zeitpunkt etwa war es faktisch nicht möglich, Spritzenautomaten aufzuhängen. Die Drogenhilfe in Nordrhein-Westfalen hatte das damals abgelehnt. Einige Mitarbeitende der Drogenhilfe in unserem Kreis sahen das hingegen anders. Sie engagierten sich in unserer Aidshilfe und setzten hier die ersten Schritte zu Schadensreduzierung um. Mit den schwulen Männern und den Sozialarbeiter*innen aus der Drogenhilfe trafen völlig unterschiedliche Welten aufeinander. Aber uns vereinten gesundheitspolitische Anliegen. Diese Koalition war nicht immer einfach, aber wir haben uns großartig ergänzt. Zudem hatten sich recht früh einige substituierte Drogengebraucher*innen in unserer Aidshilfe engagiert.

Bereits 1988 bist du in den ehrenamtlichen Landesvorstand der Aidshilfe NRW aufgerückt. Das ist kein selbstverständlicher Schritt.

Das ist richtig. Ich hatte mich damals für die Aidshilfen in den ländlichen Regionen stark gemacht, die in einem so ausgedehnten Bundesland mit großen Aidshilfen – etwa in Köln, Dortmund, Essen und Düsseldorf, also Städten mit ausgeprägter schwuler Szene – leicht untergegangen wären. Ich konnte dann auf Landesebene die Strukturen mit aufbauen. Offenbar wusste man meine Arbeit zu schätzen, denn im Herbst 1989 fragte mich die Aidshilfe Bonn, ob ich nicht bei ihnen die Geschäftsführung übernehmen möchte. Bonn war damals noch Bundeshauptstadt und deshalb besonders interessant. Zudem war die Bonner Aidshilfe eine sehr politische und bunte – und damals die einzige in der Bundesrepublik, in der sich auch HIV-positive Bluter*innen engagierten.

Rund zweieinhalb Jahre arbeitete ich in der Doppelfunktion als Landesvorstand der Aidshilfe NRW und Geschäftsführer der Aidshilfe Bonn, als mich die Aidshilfe NRW fragte, ob ich nicht die Nachfolge der Geschäftsführerin Christiane Friedrichs antreten möchte. Diesen Wunsch hatte man mit der Mitgliederversammlung abgestimmt, was eine ungewöhnliche Vorgehensweise und zugleich eine besondere Bestätigung war. Bis zum April 2011 bin ich dort 19 Jahre lang Landesgeschäftsführer geblieben.

Für die Geschäftsführungsposition in Aidshilfen scheinst du stets eine Idealbesetzung gewesen zu sein. 2005 hast du interimsmäßig auch in der DAH diese Funktion übernommen.

Das habe ich für ein halbes Jahrgemacht, bis mit Luis Escobar ein neuer Bundesgeschäftsführer gefunden war. In dieser Zeit habe ich meine Arbeitszeit zwischen der DAH in Berlin und der Aidshilfe NRW in Köln aufgeteilt. Es war eine spannende und auch sehr lehrreiche Zeit mit völlig neuen Aufgaben.

Warum?

In der Zeit ist es gelungen, einen Prozess aufzusetzen, der schließlich dazu führte, dass die DAH bis heute zusätzlich Finanzmittel in Höhe von rund einer Million Euro pro Jahr für die zielgruppenspezifische Prävention mit schwulen Männern erhält.

Letztlich konnte mit dieser Projektförderung die Basis zur Präventionskampagne ICH WEISS WAS ICH TU gelegt werden; einer Präventionskampagne, die eng mit den Aktivitäten vor Ort und in der Community verknüpft ist. Ich hatte also auch in dieser kurzen Zeit, die ich für die DAH tätig war, eine Möglichkeit gefunden, Strukturen strategisch zu stärken.

Was hast du für dich aus diesen Monaten in der DAH-Geschäftsstelle für deine nachfolgenden beruflichen Etappen mitgenommen?

Mir wurde einmal mehr bewusst, welche herausragende Rolle der Bundesverband als Zuwendungsempfänger im Gefüge der Aidshilfearbeit in Deutschland sowie in der Zusammenarbeit mit den Landesverbänden und auf kommunaler Ebene spielt. Diese Struktur mag fragil sein, aber es ist zugleich eine besondere Stärke des Aidshilfe-Systems, und es lohnt sich, dort hinein zu investieren.

Ich habe deshalb in meiner Zeit bei der BZgA auch ein besonderes Augenmerk darauf gerichtet. Ich hatte durch die Vorerfahrungen sicherlich eine besondere Sensibilität und konnte die Zusammenhänge besser einschätzen und mich daher im Rahmen der Arbeitsteilung zwischen DAH und BZgA vielleicht auch besser auf innovative Weise auf Dinge einlassen, die es in anderen Zuwendungsbereichen in der Form vielleicht so nicht gibt.

Zur BZgA bist du im April 2011 gekommen und dort bis zu deiner Berentung auch geblieben – allerdings ab Mai 2013 mit einer vierjährigen Unterbrechung, in der du als Patient*innenbeauftragter der nordrhein-westfälischen Landesregierung tätig warst. Wie kam es dazu?

Die damalige Gesundheitsministerin des Landes Nordrhein-Westfalen, Barbara Steffens, hatte mich gefragt und die BZgA gebeten, mich für diese vier Jahre freizustellen. Dass ich für diese Position in Frage kam, ging auf mein Engagement in vielen Strukturen zurück. Ich hatte mich im Paritätischen Wohlfahrtsverband für ein solidarisches Miteinander im Bereich der Gesundheitsselbsthilfe stark gemacht. Wenn man politisch agiert, ist es immer wichtig, auch den Blick zu weiten und Verbündete zu suchen – gerade auch in politisch schwierigen Zeiten. Deshalb war ich auch über zwölf Jahre aus tiefer Überzeugung in der Gesundheitsselbsthilfe Nordrhein-Westfalen engagiert, wo ich die Stärkung der Gesundheitsverbände mit auf den Weg gebracht habe. Dass ich damals als offen schwuler, politisch aktiver Mann von den rund 50 Verbänden zu deren Sprecher gewählt wurde, war damals noch ein Politikum und keineswegs selbstverständlich.

Gibt es für dich ein besonderes Highlight deiner Arbeit bei der BZgA?

Als ich zur BZgA stieß, gab es bereits seit vielen Jahren die gemeinsame Welt-Aids-Tags-Kampagne mit der DAH und der Deutschen AIDS-Stiftung. Bis dahin wurden aber vor allem Prominente – etwa Boris Becker oder Fußballer des FC Bayern München – für die Plakataktionen eingesetzt. Ab 2010 wurde der Kampagnenansatz neu ausgerichtet und auf Menschen mit HIV fokussiert. 2011 konnten wir dann gemeinsam mit der DAH mehrere Protagonist*innen finden, die diesem neuen Ansatz ihr Gesicht gaben.

Wie kam diese Idee innerhalb der HIV-Community an?

Es gab durchaus Vorbehalte gegen dieses Konzept. Die Befürchtung war, dass Menschen mit HIV für diese Kampagne instrumentalisiert werden könnten. Es war daher sicherlich von Vorteil, dass ich aus der Aidshilfe kam. Die Kampagne wurde dann immer wieder verlängert und im Rückblick ist sie für mich ein besonderer Erfolg. In den ersten beiden Jahren aber war es eine echte Herausforderung, Menschen dafür zu gewinnen, im Rahmen der Kampagne ihr Gesicht zu zeigen.

Für mich war diese Erfahrung deshalb so wichtig, weil die BZgA hier den Mut bewiesen hatte, gemeinsam mit der DAH und der AIDS-Stiftung etwas Neues zu wagen.

Gibt es weitere Projekte, an deren Umsetzung du maßgeblich mitgewirkt hast und auf die du besonders stolz bist?

Eine ganze Reihe sogar. Ich hatte ja das Glück, dass ich durch meine verschiedenen Tätigkeiten in so unterschiedlichen Bereichen gearbeitet habe. Ende der Achtzigerjahre hatten wir im Landesverband NRW beispielsweise die Idee entwickelt, jenen Gruppen, die im Alltag und in der Gesellschaft sonst gewöhnlich keine Bühne haben, eigene Plattformen zu schaffen – seien es Menschen mit HIV, schwule Männer, drogengebrauchende Menschen, Frauen im HIV-Kontext oder Menschen mit Migrationsgeschichte. Daraus sind Projekte entstanden, die zum Teil bis heute existieren, wie etwa die Präventionskampagne „Herzenslust“. Sie ist bis heute aktiv, durch sie wurde viel bewegt und sowohl ehrenamtliches Engagement als auch die Strukturen in diesem Feld gestärkt.

Unter anderen Vorzeichen, aber mit einem ähnlichen Ansatz haben wir in Zusammenarbeit mit der Landesarbeitsgemeinschaft „Frauen und HIV in NRW“ die Präventionsmarke „XXelle“ auf den Weg gebracht. Auch sie gibt es bis heute, ebenso „POSITHIVHANDELN“ im Bereich der Positiven-Selbsthilfe NRW.

Ein ganz spezielles Highlight ist das Queere Netzwerk NRW, das 1991 als Schwules Netzwerk NRW ebenfalls im gesundheitspolitischen Kontext mit Unterstützung der Aidshilfe entstanden ist und in dessen Gründungsvorstand ich war.

Dass solche Projekte noch nach über 30 Jahren lebendig sind, ist nicht selbstverständlich.

Sie funktionieren weiterhin, weil sich immer wieder Menschen finden, die sie weiterentwickeln und sich dafür engagieren. Und ich freue mich, dass ich dazu beitragen konnte, sie ins Leben zu rufen. Das war oftmals anstrengend und ging nicht immer ohne Auseinandersetzungen vonstatten. Aber gerade weil verschiedene Perspektiven eingeflossen und um ein gemeinsames Konzept gerungen wurde, sind die Resultate bis heute tragfähig geblieben.

Über all die Jahrzehnte in einem Feld zu arbeiten, in dem es immer wieder auch um Stigmatisierung, Krankheit und Tod geht und Menschen im eigenen Freund*innen- und Kolleg*innenkreis direkt betroffen sind, war ganz sicher belastend. Wie bist du damit umgegangen?

Die Arbeit mit HIV und Aids war und ist für mich eine enorm intensive Erfahrung, denn sie betrifft ganz existenzielle Dinge. Dass ich diese ständige Konfrontation mit HIV und Aids im Beruflichen, Ehrenamtlichen und Privaten so lange durchgehalten habe, liegt sicherlich an einer Entscheidung, die ich sehr früh getroffen habe: Beruf- und Privatleben strikt voneinander zu trennen – also die Arbeit nicht mit nach Hause zu nehmen.

Sprechen wir über die Zukunft. Welchen gesundheitspolitischen Herausforderungen werden sich die Aidshilfen und das Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit (BIÖG) stellen müssen?

Diese sind meines Erachtens groß und nicht wenige: angefangen von den zunehmenden Antibiotika-Resistenzen bei Gonokokken bis hin zu den geopolitischen Veränderungen – seien es der Krieg in der Ukraine, die aktuelle US-Regierung oder die Folgen von Migration. Dies bedeutet auch, dass wir zunehmend mit weltweiten Pandemien konfrontiert werden und Deutschland sich angesichts dieser Veränderungen gesundheitspolitisch neu aufstellen muss. Das gilt etwa auch für die Unterstützungsleistung für die WHO oder UNAIDS. Denn wenn diese Organisationen ihre Arbeit mangels Finanzierung zurückfahren müssen, wonach es derzeit leider aussieht, werden wir uns in fünf Jahren oder sogar früher mit großen Problemen auseinandersetzen müssen. Denn wir leben eben nicht auf einer Insel. Wenn etwa HIV-Infektionen in anderen Regionen der Welt wieder ansteigen, werden diese auf dem einen oder anderen Weg auch vermehrt bei uns ankommen.

Deshalb bemüht sich das BIÖG auch darum, dass diese Wahrnehmung noch mehr geschärft, HIV und Aids nicht abgehakt und das Erfolgsmodell der Arbeitsteilung zwischen DAH und BIÖG fortgeführt werden. Dies ist jedoch keineswegs selbstverständlich. Denn in jeder Legislaturperiode werden Politiker*innen neu in den Bundestag gewählt, die sich mit dieser Thematik erst einmal auseinandersetzen müssen. Und wir müssen alle vier Jahre erneut dafür sorgen, dass die Wichtigkeit dieser Arbeit deutlich gemacht und bei den Haushaltsberatungen ausreichend Mittel eingeplant werden.

Wo siehst du die DAH und ihre Mitgliedsorganisationen in den nächsten fünf oder zehn Jahren? Wo sind neue Herausforderungen, gerade auch in den sich verändernden politischen Rahmenbedingungen?

Die Themenstellungen werden vielleicht andere sein, die Herangehensweise jedoch wird im Grundprinzip die gleiche bleiben. Wichtig ist, dass Aidshilfen aus sich heraus oder mit anderen zusammen in der Lage sind, auf die sich veränderte Situation zu reagieren und sich dementsprechend weiterzuentwickeln. Das sehe ich nicht monolithisch. Es gibt ja jetzt bereits Aidshilfen mit neuem Namen und mit veränderten Schwerpunkten, etwa der Ausbau von Testangeboten.

Entscheidend wird sein, ob es gelingt, den gesundheitspolitischen Ansatz weiterzutragen. Der Arbeiter-Samariterbund oder die Arbeiterwohlfahrt wurden auch ursprünglich als solidarische Hilfsstrukturen in der Arbeiterbewegung aufgebaut, übernehmen heute aber auch völlig andere Aufgaben. Gleichgeblieben ist jedoch die Haltung, das Miteinander, das gemeinsame Aushandeln von unterschiedlichen Interessenslagen, um auf dieser Grundlage in die Gesellschaft hineinzuwirken und auch Forderungen zu stellen. Wenn sich auch die Aidshilfen auf vergleichbare Weise weiterentwickeln und sich dennoch treu bleiben, werden sie eine Chance haben.

Was wünschst du dir für die Aidshilfe?

Für die Aidshilfe wünsche ich mir, gerade in Anbetracht der gesellschaftlichen schwierigen Situation und des aufkommenden Rollbacks, dass die über viele Jahre gemeinsam erkämpften Rechte und Errungenschaften verteidigt werden.

Daher wünsche ich mir, dass es den Aidshilfen auch in Zukunft gelingt, Strukturen anzubieten, in dessen Rahmen kritische Auseinandersetzungen möglich sind. Denn Demokratie ist keine Garantie dafür, dass Menschen in einem Land nicht diskriminiert werden. In der Bundesrepublik war es etwa über Jahrzehnte möglich, dass Lesben und Schwule ausgegrenzt und zum Teil sogar rechtlich sanktioniert wurden. Es bleibt daher eine Daueraufgabe – auch in einer Demokratie – für sich einzustehen und gemeinsam zu kämpfen. Mein Wunsch ist daher, dass sich die Aidshilfe mit einem Schwerpunkt gesundheitspolitischer Aktivismus daran beteiligt und dass sich immer wieder Menschen finden, die diese Arbeit mittragen.

Wie darf man sich das Leben des Rentners Dirk Meyer vorstellen?

Im positiven Sinn wechselhaft. Ich bin seit einigen Jahren nebenbei Ombudsperson beim medizinischen Dienst Nordrhein, also eine Art Patient*innenbeauftragter, und werde dieses Amt noch mindestens drei Jahre weiterführen. Ich freue mich aber darauf, endlich mehr reisen und vor allem mehr Zeit mit meinem Mann und guten Freunden verbringen zu können.

Ich bin weiterhin in verschiedenen Vereinen aktiv und kann mich dort nun sogar etwas mehr engagieren, als es mir bislang möglich wäre. Und weil ich es bestimmt nicht ganz lassen kann, werde ich mich vielleicht auch in einer lokalen Aidshilfe ehrenamtlich einbringen.

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