Was erwartet uns 2018?
Januar
Anmeldepflicht für Sexarbeiter_innen: Zum 1. Januar 2018 endet die Übergangsfrist für die Umsetzung des sogenannten Prostituiertenschutzgesetzes. Von nun an müssen alle Sexarbeiter_innen bei der zuständigen Behörde angemeldet sein und sich vorher gesundheitlich beraten lassen. Vielerorts jedoch gibt es Probleme bei der Realisierung der neuen Bestimmungen. In Berlin zum Beispiel gibt es noch keine Registrierungsstelle. Dort müssen Sexarbeiter_innen derzeit zum Ordnungsamt gehen und sich den Versuch einer Anmeldung bescheinigen lassen. Weitere Informationen zum Prostituiertenschutzgesetz unter www.berufsverband-sexarbeit.de.
Neue Regelsatzgrenzen bei Hartz IV: Mit Jahresbeginn ändern sich die für Hartz-IV-Empfänger_innen geltenden Regelsatzgrenzen. Diese werden in regelmäßigen Abständen der allgemeinen Preis- und Lohnentwicklung angepasst. Leistungsbezieher_innen werden ab 2018 nun monatlich etwas mehr Geld zur Verfügung haben.
Anrechnungszeiten bei der Erwerbsminderungsrente: Wenn Menschen krankheitsbedingt nicht mehr oder nur noch sehr eingeschränkt arbeiten können, reichen die angesammelten Rentenpunkte später oft nicht aus, um den Lebensunterhalt zu sichern. Hier greift die Erwerbsminderungsrente. Bisher wurde die Rente für Versicherte so berechnet, als hätten sie bis zum 62. Lebensjahr gearbeitet. Ab 2018 wird die „Zurechnungszeit“ schrittweise um drei Jahre verlängert – von 62 auf 65 Jahre bis zum Jahr 2024.
Seminarreihe „HIV und Psyche“ feiert Jubiläum: Seit nunmehr 20 Jahren bietet die Seminarreihe „HIV und Psyche“ der Deutschen AIDS-Hilfe (DAH) eine Weiterbildungsmöglichkeiten für Mitarbeiter_innen im Arbeitsfeld HIV, Hepatitis und Sucht. 2018 wird das Programm um Angebote zum Thema „Chemsex“ bei Männern, die Sex mit Männern haben, erweitert.
Fachtagung zu HIV und Schwangerschaft: Die jährliche interdisziplinäre Tagung mit Vorträgen zu den Entwicklungen rund um HIV, Schwangerschaft, Kinderwunsch und Mutterschaft findet vom 26. bis 27. Januar in Oberursel (Taunus) statt.
„Mensch, du hast Recht!“: Am 10. Dezember 2018 wird die Verabschiedung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte 70 Jahre alt. Der Paritätische Wohlfahrtsverband nimmt dieses besondere Jubiläum zum Anlass, die Durchsetzung, den Schutz und die Wahrung der Menschenrechte zum Schwerpunktthema des Jahres 2018 zu machen. Im Rahmen der Kampagne „Mensch, du hast Recht!“ sind zahlreiche Veranstaltungen und Aktivitäten geplant.
10 Jahre EKAF-Statement: Am 30. Januar 2008 verkündete die Schweizer Eidgenössische Kommission für Aids-Fragen (EKAF): Menschen mit HIV unter funktionierender antiretroviraler Therapie geben HIV auch beim Sex ohne Kondom nicht weiter. Dieses sogenannte EKAF-Statement war nur ein kleiner Artikel in der Schweizerischen Ärztezeitung, aber ein großer Schritt für Menschen mit HIV. Seither haben etliche Studien diesen wissenschaftlichen Fakt immer wieder bestätigt, und „Schutz durch Therapie“ ist mittlerweile Teil der Safer-Sex-Botschaften der Deutschen AIDS-Hilfe. Die DAH wird das Thema im Laufe des Jahres unter anderem mit Artikeln auf magazin.hiv aufgreifen. Am 3. Februar feiern Aktivist_innen „10 Jahre EKAF-Statement“ mit einer Aktion vor dem Brandenburger Tor.
Februar
Start von www.hiv-diskriminierung.de: Im Laufe des Februars wird die neue Website der Deutschen AIDS-Hilfe www.hiv-diskriminierung.de online gehen. Diese stellt alle wichtigen Informationen rund um das Thema HIV-bezogene Diskriminierung bereit. Ankündigungen zu Veranstaltungen, Artikel zum Leben mit HIV sowie Broschüren und andere Materialien für die Antidiskriminierungsberatung werden dort ebenfalls zu finden sein.
Berlinale: Rund drei Dutzend Spiel- und Dokumentarfilme im Programm der 68. Internationalen Filmfestspiele (15.–25. Februar) setzen sich mit den Themen Sexualität, LGBTI, HIV/Aids, Drogen und Sexarbeit auseinander. Am 23. Februar werden im Rahmen der Teddy-Award-Gala im Haus der Berliner Festspiele die besten queeren Filme der Berlinale gekürt.
„HIV Kontrovers“ in Essen: Am 24. Februar 2018 laden die Aidshilfe NRW und die Deutsche AIDS-Gesellschaft in Kooperation mit der Uniklinik Essen zu einer neuen Ausgabe der Fachtagung „HIV Kontrovers“ in das Essener Haus der Technik ein. Zu acht aktuellen Themen stellen sich jeweils zwei Referent_innen einer moderierten Kontroverse. Sie vertreten pointiert gegensätzliche Positionen und bieten so den Einstieg für eine Diskussion. Die Veranstaltung richtet sich an Expert_innen aus Aidshilfen und Prävention, aus Medizin, Politik, Verwaltung und der Positiven-Selbsthilfe sowie an Menschen mit HIV und Aids.
März
Webseite für queere Refugees: Zum Monatsbeginn geht eine mehrsprachige, sich speziell an queere Geflüchtete richtende Website der Deutschen AIDS-Hilfe online. www.queer-refugees-welcome.de bietet unter anderem Informationen zum Asylrecht, zu medizinischer Versorgung und sexueller Gesundheit sowie Adressen zu Beratungs- und Vernetzungsangeboten.
CROI 2018: Über 4.000 Expert_innen aus der ganzen Welt werden sich vom 4. bis 7. März auf der Konferenz zu Retroviren und opportunistischen Infektionen (CROI) über die neuesten Entwicklungen, Forschungsergebnisse und -methoden im Feld HIV/Aids und andere Infektionskrankheiten austauschen.
Welttag gegen Rassismus: Am 21. März, dem Internationalen Tag gegen Rassismus, startet der DAH-Fachbereich Migration gemeinsam mit Migrantenselbstorganisationen eine Kampagne gegen Alltagsrassismus.
Münchner AIDS- und Hepatitis-Tage in Berlin: Vom 23. bis zum 25. März sind die 17. Münchner AIDS- und Hepatitis-Tage zu Gast in Berlin. Neue Medikamente und Strategien gegen HIV, Hepatitis und Geschlechtskrankheiten sind Themenschwerpunkte. Somatische wie psychosoziale Aspekte werden dabei gleichermaßen beleuchtet.
2. ChemSex-Forum in Berlin: Parallel zu den Münchner AIDS- und Hepatitis-Tagen richten die International HIV Partnerships in Berlin das 2. ChemSex-Forum aus. Eingeladen sind unter anderem Präventionist_innen und Berater_innen aus dem Bereich sexuelle Gesundheit sowie Drogen- und Suchthilfe, Wissenschaftler_innen und politische Entscheidungsträger_innen sowie Nutzer_innen von Chems. Im Anschluss an einen Schulungstag für Präventionist_innen und Berater_innen am 22. März folgen zwei Kongresstage mit Präsentationen und Diskussionen. Anmeldeschluss ist der 20. Januar 2018.
Veröffentlichung der SIMDIS-Studie: Im Rahmen des ChemSex-Forums in Berlin werden voraussichtlich die ersten Teilergebnisse der SIMIDIS-Studie vorgestellt. Für das von der Deutschen AIDS-Hilfe durchgeführte Projekt mit dem Titel „Entwicklung und Implementierung von Schulungsmodulen zur Intervention bei MSM, die Drogen in einem sexuellen Setting konsumieren“ wurden Erkenntnisse zur Frühintervention aus dem QUADROS-Projekt konkretisiert und in der Praxis erprobt.
April
Internationaler Leberkongress: Paris ist vom 11. bis 15. April Schauplatz des Internationalen Leberkongresses, zu dem rund 11.000 Teilnehmer_innen aus aller Welt anreisen werden. Eines der zentralen Themen ist die Zukunft der Hepatitis-C-Behandlung.
Eastern Europe and Central Asia AIDS Conference: Rund 3.000 Teilnehmer_innen aus etwa 100 Ländern werden bei der Eastern Europe and Central Asia AIDS Conference, die vom 18. bis 20. April in Moskau stattfindet, die dramatische Ausbreitung von HIV/Aids in Osteuropa und Zentralasien diskutieren. Ausgerichtet wird der Kongress gemeinsam von UNAIDS und Rospotrebnadzor, der russischen Aufsichtsbehörde für Konsumenten- und Gesundheitsschutz.
Christopher Street Day: 2018 beginnt die CSD-Saison in Deutschland bereits am 21. April mit einer Pride-Demo in Potsdam. Hannover folgt knapp einen Monat später am 19. Mai. Am 7. Juli zieht der ColognePride durch Kölns Straßen, am 28. Juli feiert die LGBTI-Community unter anderem in Berlin, Braunschweig und Stuttgart. Der CSD-Reigen endet im September mit dem CSD in Halle (8.9.). Wie in den Vorjahren wird die IWWIT-Kampagne der Deutschen AIDS-Hilfe die CSD-Saison mit eigenen Aktionen begleiten.
7. Operngala Bonn: Die 7. Operngala Bonn für die Deutsche AIDS-Stiftung findet am 28. April 2018 im Bonner Opernhaus statt. Besondere Partner sind auch in diesem Jahr das Beethovenfest sowie das Beethoven-Orchester Bonn.
Mai
„Praxis Vielfalt“: Ab diesem Frühjahr können sich bundesweit Arztpraxen um das neu geschaffene Gütesiegel „Praxis Vielfalt“ bemühen, das ihnen einen diskriminierungsfreien Umgang mit HIV-positiven und LSBTIQ*-Patient_innen bestätigt. Der offizielle Startschuss zu diesem im Rahmen einer Themenwerkstatt entwickelten DAH-Projekt wird im Mai auf einer Auftaktveranstaltung fallen. Eine eigens eingerichtete Website stellt die für den Erhalt des Zertifikats benötigten Arbeitsmaterialien bereit. Darunter finden sich zum Beispiel Checklisten, Webinare sowie Leitfäden für Teamgespräche.
Hirschfeld-Jubiläum: Der 150. Geburtstag Magnus Hirschfelds am 14. Mai ist Anlass für eine ganze Reihe Ehrungen des Sexualwissenschaftlers und Mitbegründers der weltweit ersten Homosexuellen-Bewegung. Die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld plant einen Festakt in Berlin. Geplant sind zudem Veranstaltungen mit Einrichtungen wie der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft, dem Spinnboden Lesbenarchiv und der Initiative Queer Nations. Die Deutsche Post ehrt Hirschfeld zudem mit einer Sonderbriefmarke.
„Die Kapsel: Aids in der Bundesrepublik“: Mit seinem Reportage-Band „Die Kapsel: Aids in der Bundesrepublik“ versucht der Berliner Journalist Martin Reichert nicht weniger, als die vielschichtigen und tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen nachzuzeichnen, die die Aidskrise in Deutschland mit sich gebracht hat. Für das Mitte Mai im Suhrkamp-Verlag erscheinende Buch hat Reichert zahlreiche Zeitzeug_innen aus der HIV-Community interviewt. Anhand derer Lebensgeschichten erzählt er die verschiedenen Aspekte rund um das Leben mit HIV/Aids.
Suchttherapietage Hamburg: Die 23. Suchttherapietage vom 22. bis 25. Mai 2018 in Hamburg widmen sich schwerpunktmäßig dem Thema „Suchtmittel zwischen Verbot und Freigabe – Chancen und Risiken für Prävention und Therapie“. Der Kongress in der Hamburger Universität möchte einen Rahmen bieten, die Chancen und Risiken von zu wenig oder zu viel Marktregulation in Bezug auf die verschiedenen Suchtmittel für die Suchtprävention und Suchthilfe genauer zu beleuchten und zu diskutieren.
Deutscher Seniorentag: Zum ersten Mal werden die Deutsche AIDS-Hilfe sowie die Bundesinteressenvertretung schwuler Senioren e. V. (BISS) mit Vorträgen und eigenem Stand beim Deutschen Seniorentag (28.–30.5.) dabei sein. Das Motto dieser dreitägigen Großveranstaltung in den Westfalenhallen Dortmund lautet „Brücken bauen“.
Juli
Internationale Aids-Konferenz in Amsterdam: Die Welt-Aids-Konferenz der Internationalen AIDS-Gesellschaft (IAS) findet vom 23. bis 27. Juli in Amsterdam statt und ist eines der bedeutendsten Treffen von Wissenschaftler_innen, Aktivist_innen und anderen Fachleuten aus dem Bereich HIV/Aids. Die niederländische Hauptstadt ist damit nach 1992 zum zweiten Mal Gastgeberin der Veranstaltung. Unter dem Motto „Breaking Barriers, Building Bridges“ („Barrieren durchbrechen, Brücken bauen “) möchte die Konferenz den Blick auf jene Bevölkerungsgruppen lenken, die im Kampf gegen HIV/Aids noch besser erreicht werden müssen. Noch bis zum 29. Januar können sich Community-Vertreter_innen um ein Ticket im Rahmen des Scholarship-Programms der Deutschen AIDS-Hilfe bewerben.
August
Positive Begegnungen in Stuttgart: Vom 23. bis 26. August ist Stuttgart Gastgeberin der 20. Positiven Begegnungen, Europas größter Selbsthilfekonferenz zum Leben mit HIV. Mehr denn je soll bei der viertägigen, neu konzipierten Veranstaltung produktiv und konstruktiv zu aktuellen Fragen und Projekten rund um das Leben mit HIV gearbeitet werden. Das detaillierte Programm zu den Vorträgen und Workshops in der Liederhalle, dem zentralen Tagungsort, wird voraussichtlich im Mai veröffentlicht. Auch 2018 sind neben Menschen mit HIV wieder Interessierte aus Aidshilfen, Politik, Wissenschaft, Medizin und Gesellschaft herzlich eingeladen.
Oktober
10 Jahre Telefonberatung: Vor zehn Jahren, am 1. Oktober 2008, ging die bundesweite Telefonberatung der Aidshilfen an den Start. Gefeiert wird das Jubiläum bereits im August beim Treffen der rund 130 haupt- und ehrenamtlichen Berater_innen im Waldschlösschen.
10 Jahre ICH WEISS WAS ICH TU: Im Oktober 2008 startete die erste bundesweite Präventionskampagne für schwule und bisexuelle Männer in Deutschland. Den 10. Geburtstag von ICH WEISS WAS ICH TU (kurz: IWWIT) feiert die Deutsche AIDS-Hilfe am 12. Oktober mit einem Empfang. Dabei wird nicht nur zurückgeschaut auf 10 erfolgreiche Jahre, sondern vor allem der Blick auf die Zukunft gerichtet: Was sind die nächsten Schritte in der HIV-Prävention für die in Deutschland auch heute noch am stärksten von HIV betroffene Gruppe?
Prävention mit queeren Geflüchteten: Wie lässt sich HIV/STI- und Hepatitis-Prävention mit und für queere Migranten-Communities effektiv und nachhaltig gestalten? Diese und andere Fragen sollen am 26. Oktober mit Expert_innen aus Deutschland und anderen europäischen Ländern diskutiert werden. Veranstaltet wird der Fachtag unter dem Motto „Verhalten und Verhältnisse ändern“ von der DAH gemeinsam mit Migrantenselbstorganisationen.
November
Fachtag Selbsthilfe und DAH-Mitgliederversammlung: Die Antidiskriminierungsarbeit in Aidshilfen steht im Zentrum des Fachtags Selbsthilfe, der am 2./3. November im Vorfeld der diesjährigen DAH-Mitgliederversammlung stattfinden wird. Inputs und Workshops zu den vielfältigen Aspekten sollen für die Relevanz dieser Arbeit sensibilisieren und Standards setzen. Die Mitgliederversammlung der Deutschen AIDS-Hilfe findet am 3./4. November statt. Der Veranstaltungsort wird voraussichtlich im Februar bekannt gegeben.
Dezember
Einführung des dritten Geschlechts: Nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts muss der Gesetzgeber bis Ende 2018 eine Neuregelung schaffen, wonach neben „männlich“ und „weiblich“ eine dritte Option wie etwa „inter“ oder „divers“ als Geschlechtsangabe ins Geburtenregister aufgenommen wird.
Internationaler Tag der Migrant_innen: Anlässlich des Internationalen Tags der Migrant_innen am 18. Dezember wird der DAH-Fachbereich „Migration“ Ergebnisse aus dem 2015 begonnenen partizipativen Projekt „Deine Gesundheit, dein Glaube“ zur HIV-Prävention in afrikanischen Kirchengemeinden vorstellen.
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