Nur ein offenes Klima hält Menschen gesund!
Seit 1987 drohte jedem positiven Ausländer die Abschiebung – eine hilflose Quarantänemaßnahme der Reagan-Administration. Geholfen hat sie nichts. Die Zahl der jährlich neu gemeldeten HIV-Infektionen ist in den USA weit höher als in der Europäischen Union, wo HIV-Positive seit langem ungehindert ein- und ausreisen können.
Das Beispiel zeigt, mit welchen Diskriminierungen gerechnet werden muss, sobald man ein positives Testergebnis bekommen hat. Die Krankheit ist auch 30 Jahre nach ihrer Entdeckung noch ein Stigma. Ein alltäglicher Fall aus Deutschland: Ein Patient erwähnt beim Zahnarzt, dass er HIV-positiv ist – und löst Panik aus. „Dann kann ich Sie nicht behandeln!“, musste sich Marcel aus Essen anhören. „Danach haben die den kompletten Behandlungsstuhl desinfiziert“, erinnert sich der 21-Jährige. Die Freiheit von Menschen mit HIV ist in Gefahr. Dafür gibt es viele Gründe:
Die Freiheit von Menschen mit HIV ist in Gefahr
Menschen mit HIV stoßen auf Ablehnung. Das Coming-out in Familie und Freundeskreis ist keine Selbstverständlichkeit. Am Arbeitsplatz ist das sogar die Ausnahme, dabei können viele HIV-Positive dank guter Therapien ihren Beruf wie andere Arbeitnehmer ausüben. Trotzdem gibt es in etlichen Ländern für manche Branchen unsinnige Zugangsbeschränkungen. So erlaubt die EU erst seit April 2012, dass HIV-Positive als Piloten arbeiten dürfen.
Menschen mit HIV werden rechtlich diskriminiert. Derzeit verbieten zwölf Länder Menschen mit HIV die Einreise, darunter China, Russland und die Vereinigten Arabischen Emirate (siehe Informationen zu Reisebeschränkungen). Zudem führen HIV-Infektionen oft zu Gerichtsprozessen. Die Verantwortung für die HIV-Übertragung wird dabei meist den HIV-Positiven zugeschoben. Das ist ungerecht. Nicht die HIV-Infektion führt zur Ansteckung, sondern (meist sexuelle) Handlungen, die zwei Menschen gemeinsam vollziehen. Dabei tragen beide Verantwortung.
Diskriminierung schadet der Gesundheit. Die Stigmatisierung von Menschen mit HIV hat für sie verheerende Folgen. Die Zurückweisung und das Versteckspiel um die Infektion führen zu Isolation und psychischen Problemen. Das behindert oft die Therapie. Manche schieben sogar Klinikbesuche hinaus, weil sie das Getuschel der Nachbarn fürchten.
Strafandrohungen machen es noch schwerer, über HIV und Infektionsschutz zu reden
Diskriminierung behindert die HIV-Prävention. Aus Angst vor Stigma und Strafe trauen sich manche Menschen nicht einmal zum HIV-Test. Ein Drittel der HIV-Infizierten in Deutschland ist ungetestet, schätzt das Robert Koch-Institut. Sie gehen erst zum Arzt, wenn die Infektion nicht mehr zu übersehen ist. Diese sogenannten Late Presenters profitieren dann aber nur noch eingeschränkt von der ansonsten sehr wirkungsvollen HIV-Therapie. Das schadet nicht nur ihnen, sondern der ganzen Gesellschaft. Denn nimmt ein HIV-Patient die richtigen Medikamente, verschwindet das Virus fast vollständig aus seinem Körper. Das Ansteckungsrisiko sinkt drastisch.
Diskriminierung fördert HIV. Tabus erschweren das Gespräch über HIV und die Übertragungsrisiken. Diese Sprachlosigkeit herrscht leider auch in jenen Situationen, in denen das Virus hauptsächlich übertragen wird: beim Sex, aber auch beim Drogenspritzen. Strafandrohungen machen es noch schwerer, über HIV und Infektionsschutz zu reden. Trotzdem setzen viele Länder auf Sanktionen. So gilt etwa in Schweden ein spezielles Seuchengesetz, das HIV-Positive verpflichtet, Sexpartnern gegenüber die Infektion offenzulegen.
Sexualität, Rausch und HIV dürfen keine Tabus sein
Nur ein offenes Klima hält Menschen gesund. HIV-positive Menschen müssen ihre Infektion ohne Angst offenlegen können. Sexualität, Rausch und HIV dürfen keine Tabus sein, denn nur so kann sich jeder unbefangen über die Risiken informieren. Und nur wer Bescheid weiß, kann sich und seine Mitmenschen wirkungsvoll schützen. Deshalb fordert die Deutsche AIDS-Hilfe: Entscheidungsfreiheit für Menschen mit HIV! Jetzt!
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