Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und das Robert-Koch-Institut (RKI) warnen in einem gemeinsamen Infopapier vor HIV-Heimtests aus dem Internet. Sie könnten bei falscher Handhabung leicht zu falsch positiven und falsch negativen Ergebnissen führen – mit „möglicherweise fatalen Folgen“ für die Betroffenen. Außerdem sei beim Kauf oft nicht erkennbar, ob die Tests die gesetzlichen Anforderungen erfüllen. HIV-Schnelltests gehörten ausschließlich in die Hände von medizinischem Fachpersonal.

HIV-Heimtests sind im Internet leicht erhältlich. Sie werden zum Beispiel auf Seiten für schwule Männer beworben und können online bestellt werden. Der Anbieter verschickt die Test-Sets meist vom Ausland aus. Sie enthalten unter anderem einen kleinen Fingerstecher, eine Pufferlösung, in der das Blut aufgelöst wird, und einen Teststreifen.

„Schnelltests sind für den häuslichen Gebrauch ungeeignet“

Die Anbieter der Tests versprechen schnelle Sicherheit. RKI und BZgA widersprechen: „Der Test ist für den häuslichen Gebrauch durch Laien ungeeignet, weil bereits kleine Anwenderfehler sichere Aussagen unmöglich machen.“ Der Teststreifen könne eine Reaktion zeigen, obwohl keine HIV-Infektion vorliege und damit „den Betroffenen unnötig stark belasten“. Die Reaktion könne aber auch ausbleiben, wenn eine HIV-Infektion vorliege. Der Getestete wiege sich dann „in falscher Sicherheit“.

Problematisch ist nach Auffassung von BZgA und RKI außerdem, dass es bei einem Heimtest bei positiven Testergebnissen keinen Bestätigungstest mit einem anderen Testverfahren gibt. Die beiden staatlichen Organisationen betonen zugleich die Wichtigkeit der Beratung vor und nach einem HIV-Test.

HIV-Schnelltests dürfen in Deutschland nicht an Privatkunden verkauft werden, sondern nur an Ärzte, Apotheken, Einrichtungen des Gesundheitswesens und Gesundheitsbehörden. Eine entsprechende Gesetzesänderung hat der Deutsche Bundestag im Juni beschlossen. Mittlerweile hat auch der Bundesrat dem neuen Gesetz zugestimmt. Der Passus zu den HIV-Tests ist bereits in Kraft getreten.

Der Internethandel mit Schnelltests für den Hausgebrauch wird damit allerdings kaum beendet werden, da die meisten Anbieter nicht in Deutschland sitzen.

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Holger Wicht

Holger Wicht, Journalist und Moderator, ist seit 2011 Pressesprecher der Deutschen Aidshilfe

1 Kommentar

  1. Liebes DAH Team,

    ELISA und Western Blot in „normalen“ Laboren sind genauso unspezifisch.
    Auch die PCR ist nicht am (nicht vorhandenen) Virus geeicht.
    Alle Tests sind möglicherweise falsch positiv oder falsch negativ oder haben überhaupt keine Aussage.

    Mich wundert warum das RKI oder die BZgA diesen Diskurs nicht führt bei so viel Interesse an der Aussagekraft von HIV Tests.

    Liebe Grüße.

    Kary Mullis

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