UNAIDS: Finanzkrise schwächt Kampf gegen HIV
UNAIDS fordert in diesem Bericht außerdem eine noch effektivere Nutzung der finanziellen Mittel und eine bessere Beobachtung von Maßnahmen gegen HIV und Aids. Nur so könnten Therapien und Prävention trotz der Finanzkrise so gut wie möglich abgesichert werden.
Angesichts schwindender Budgets, so UNAIDS weiter, müssten Finanzierungslücken rechtzeitig bemerkt und öffentlich gemacht werden. Die Staaten müssten Brückenfinanzierungen zur Verfügung stellen und eng mit den internationalen Geldgebern kooperieren, um Unterbrechungen im Fluss der Mittel so schnell wie möglich ausgleichen zu können. Präventionsprogramme für besonders gefährdete Gruppen dürften nicht gestoppt werden.
In 22 Ländern hat die Versorgung mit Therapien und Prävention bereits Schaden genommen.
Gemeinsam mit der Weltbank hatte UNAIDS im März dieses Jahres die Versorgungssituation in 71 Ländern abgefragt. Das erschütternde Ergebnis: In 22 Ländern haben HIV-Behandlung und -Prävention schon heute durch die Finanzkrise Schaden genommen oder werden noch im laufenden Jahr davon betroffen sein.
In acht Ländern sind die Behandlungsprogramme nach Angaben ihrer Mitarbeiter bereits reduziert worden, weil zum Beispiel nicht mehr genügend Medikamente zur Verfügung stehen. Im Klartext: Viele Menschen mit HIV müssen ihre Therapien unterbrechen oder abbrechen. In den betroffenen Ländern leben mehr als 60 Prozent der Menschen, die weltweit Medikamente erhalten.
Zurzeit haben in den von UNAIDS untersuchten Ländern knapp vier Millionen Menschen Zugang zu antiretroviralen Therapien. Das ist ohnehin lediglich ein Drittel derjenigen, die eine Therapie benötigen. Für diejenigen, die bisher keine Medikamente erhalten, verschlechtern sich die Chancen durch die Finanzkrise zusätzlich.
Besonders stark betroffen sind nach dem UNAIDS-Bericht Länder im südlichen Afrika, in Asien, in Ost- und Zentraleuropa sowie in der Karibik. Schuld an der Erosion der Therapieprogramme sind dabei sowohl schwindende Unterstützung durch Geldgeber als auch sinkende Haushaltseinkommen durch Arbeitslosigkeit und Lohneinbußen. Teilweise fehlt den Menschen sogar das Geld für die Lebensmittel, die sie zur Einnahme ihrer Pillen benötigen.
Die Lage wird sich noch weiter verschlechtern, denn die Finanzierungen vieler Programme laufen in diesem oder im nächsten Jahr aus – die Fortsetzung ist vielfach ungewiss.
Die Folgen dieser Entwicklung sind fatal: Wenn Therapieangebote wegbrechen, erkranken und sterben mehr Menschen. Zugleich infizieren sich mehr Menschen mit HIV, weil ohne antiretrovirale Behandlung das Übertragungsrisiko steigt. Langfristig entstünde so eine sehr viel höhere Belastung der Gesundheitssysteme und höhere Kosten, so UNAIDS.
Es drohen mehr Neuinfektionen, mehr Erkrankungen, mehr Todesfälle. Die Kosten werden erheblich steigen.
Noch stärker bedroht als die Behandlungsprogramme ist die Prävention. 34 Länder, in denen 75 Prozent der Menschen mit HIV weltweit leben, gaben in der Untersuchung an, dass sie ihre HIV/Aids-Aufklärung aufgrund der Finanzkrise herunterfahren müssen. Zur Disposition stehen dabei vor allem Maßnahmen für besonders gefährdete Menschen wie Sexarbeiter (innen), Drogengebraucher(innen) und Männer, die Sex mit Männern haben. Kürzungen bei stigmatisierten Gruppen seien politisch oft leichter durchsetzbar, heißt es im UNAIDS-Bericht lapidar.
UNAIDS betont demgegenüber die große Bedeutung von Prävention: Statistisch gesehen kommen demnach zurzeit auf zwei Menschen, die Zugang zu Therapien gewinnen, fünf Menschen, die sich neu mit HIV infizierten.
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