Das Jahr 2024 bringt nicht nur einige wichtige Änderungen in der Sozialgesetzgebung, auch viele Konferenzen, Forschungsprojekte und kulturelle Ereignisse werfen bereits ihre Schatten voraus. Ein Überblick.

Januar

Das E-Rezept löst das Rezept auf Papier ab: Mit Jahresbeginn müssen Arztpraxen mit Kassenzulassung für verschreibungspflichtige Medikamente anstelle des rosa Rezepts das elektronische Rezept (E-Rezept) ausstellen. Dies gilt auch für Zahnärzt*innen und Psychotherapeut*innen. Die Regelung betrifft zunächst nur gesetzlich Versicherte. Das E-Rezept wird digital erstellt, signiert und in der Arztpraxis auf einem zentralen System gespeichert. Anschließend können Patient*innen es in einer Apotheke einlösen. Dafür brauchen sie ihre elektronische Gesundheitskarte (eGK), die E-Rezept-App oder einen Papierausdruck. Über die E-Rezept-App können die Medikamente auch online bei einer Apotheke der Wahl bestellt werden.
Mehr Infos zum E-Rezept.

Neuerungen bei Sozialleistungen: Das Pflegegeld steigt zu Beginn des Jahres um 5 Prozent. Diese Erhöhung ist die erste Anpassung seit 2017 und gilt automatisch für die Empfänger*innen dieser Leistung. Eine weitere Erhöhung von 4,5 Prozent ist für Januar 2025 angekündigt. Auch der Zuschuss für Pflegesachleistungen wird zum 1. Januar um 5 Prozent steigen. Die Regelsätze im Bereich der Sozialhilfe und im Bürgergeld sowie die Beträge für den persönlichen Schulbedarf steigen um jeweils rund 12 Prozent. Zudem werden die Leistungssätze im Asylbewerberleistungsgesetz entsprechend angepasst, sofern diese Leistungen als Geldleistung gewährt werden.

Europäischer MSM Internet Survey (EMIS) 2024: Bereits zweimal, 2010 und 2017, wurden europaweit Männer, die Sex mit Männern haben, u. a. zu ihren Beziehungen und ihrem sexuellen Lebensstil sowie zu ihren Erfahrungen mit Diskriminierung oder Drogenkonsum befragt. Etwa 125.000 Männer aus 39 Ländern hatten an der EMIS-Studie 2017 teilgenommen. Bei der Neuausgabe 2024 werden nun sogar 50 Länder beteiligt sein. Voraussichtlich im Januar geht in Deutschland die neue Befragung online. Die DAH ist Projektpartner dieser gemeinsam mit der Maastricht University und dem Robert Koch-Institut durchgeführten Studie. Die gewonnenen Daten dienen u. a. dazu, Präventions- und Versorgungsprogramme zu verbessern und an die Bedarfe anzupassen. Auf internationaler Ebene können auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse politische und kulturelle Einflüsse und der Einfluss der nationalen Gesundheitssysteme auf die Verbreitung und Eindämmung von Epidemien untersucht werden.

Logo mit runter REgenbogenflagge und 6 Händen in Regenbogenfarben sowie der Schrift "EMIS 2023/2024 European Men-who-have-sex-men and trans* People Internet Survey"

Fachtag Sexualität & Psyche: Die 13. Ausgabe des jährlichen Fachtags Sexualität und Psyche in der Katholische Akademie „Die Wolfsburg“ in Mühlheim an der Ruhr am 19. und 20. Januar widmet sich dem Schwerpunkt „Auf der Suche nach der Weiblichkeit“. Dazu werden unter anderem Workshops und Vorträge zu den Themen PrEP bei Frauen, Sexualität in der Sexarbeit, Weibliche Lust und trans Weiblichkeit angeboten. Geplant ist zudem ein Update zu den medizinischen Entwicklungen bei HIV und HCV.

Zukunft der HIV-Therapie: Gemeinsam mit der internationalen Organisation Life4me.plus, dem Universitätsklinikum Bonn sowie den Aidshilfen NRW und Köln lädt die Gemeinnützige Stiftung Sexualität und Gesundheit (GSSG) zu einem Dialog-Symposium ein. Unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Jürgen Rockstroh, Leiter der Infektiologie und Immunologie (HIV) in Bonn, diskutieren am 24. Januar in Köln Mediziner*innen und Vertreter*innen aus der Community u. a. über das Älterwerden mit HIV. Sie erörtern zudem, wie Patient*innen und Öffentlichkeit besser in die klinische Forschung eingebunden werden können. (Programm-Flyer/pdf)

Matthew Lopez‘ „Das Vermächtnis“: In einem monumentalen Wurf verhandelt der US-Dramatiker Matthew Lopez in seinem zweiteiligen Drama „Das Vermächtnis“ Lieben, Leiden und Kämpfe in der schwulen Community und das Trauma der Aidskrise. Das Stück ist nun auch auf dem Spielplan des E. T. A. Hoffmann Theaters Bamberg. Teil 1 feierte im Oktober Premiere, Teil 2 folgt am 26. Januar.

Das Vermächtnis © Birgit Hupfeld, E. T. A. Hoffmann Theater

E-Learning-Tools LUBE: Ende Januar 2024 geht das neue E-Learning Tool „Lernen, Unterstützen, Beraten, Empowern“ (LUBE) an den Start, das sich gegen Diskriminierung im Gesundheitswesen wendet. Entwickelt wurde es von der Kontaktstelle für HIV-bezogene Diskriminierung der DAH. Das Tool zielt darauf ab, die Beratungsqualität in den Antidiskriminierungsstellen in Deutschland sensibler und zielgruppenspezifischer im Bereich (Mehrfach-)Diskriminierungen von Menschen mit HIV, BIPoC, von Rassismus betroffene Personen sowie trans und nicht-binäre Menschen im Gesundheitswesen zu erhöhen. Das partizipativ mit Communityvertreter*innen und Berater*innen entwickelte Projekt richtet sich an Menschen, die in Antidiskriminierungsstellen arbeiten, und wird von der Antidiskriminierungsstelle des Bundes im Programm „respekt*land“ gefördert.

Februar

Uraufführung von Marcus Peter Teschs „Patient Zero 1“: In seinen Stücken hat sich der Nachwuchsautor Marcus Peter Tesch immer wieder mit der Neuerzählung und Sichtbarmachung queerer Geschichte(n) beschäftigt.
Sein neues Drama „Patient Zero 1“ ist eine ebenso radikale wie humorvolle Kampfansage gegen das Vergessen und das Verdrängen der Aids-Pandemie, gegen Stereotype und Vorurteile, gegen die Vereinsamung und das Schweigen. Zugleich ist das Theaterstück eine Würdigung all jener, deren Stimmen von der Dominanzgesellschaft nie gehört wurden osder die bis heute stumm sind – aus Scham und Angst vor Stigmatisierung, der HIV-Positive nach wie vor ausgesetzt sind. Die Uraufführung findet am 2. Februar 2024 im Staatstheater Kassel unter der Regie von Sarah Kohm statt.

Bundesweites Treffen für Frauen mit HIV: Insbesondere jenseits der Metropolen sind die Angebote für Frauen mit HIV rar und die Gelegenheiten zum persönlichen Austausch mit anderen begrenzt. Das bundesweite Treffen in der Akademie Waldschlösschen (10. bis 12. Februar) bietet die Möglichkeit, sich über aktuelle gesundheitliche und soziale Fragen zu informieren und an Themen zu arbeiten, die für HIV-positive Frauen besondere Bedeutung haben oder ihnen am Herzen liegen. Eine Kinderbetreuung ist bei rechtzeitiger Anmeldung möglich.

Berlinale: Beim größten deutschen Filmfestival (15. bis 25. Februar) erleben traditionell auch einige Dutzend neuer internationaler Produktionen zu LGBTIQ*-Themen ihre Ur- und Erstaufführung. Gegen Ende des Festivals wird am 23. Februar in der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz zum 38. Mal der Teddy Award an die besten queeren Filme verliehen. Die Veranstaltung wird live gestreamt.

© Internationale Filmfestspiele Berlin / Claudia Schramke, Berlin

Positiven-Universität: Das Gemeinschaftsprojekt von Positiv e. V., der Akademie Waldschlösschen und der DAH findet im Rahmen der bundesweiten Positiventreffen (15.-18. Februar) in der Akademie Waldschlösschen statt und dient der Auseinandersetzung mit aktuellen Themen im HIV/Aids-Kontext. Die geplanten Themen sind die elektronische Patient*innenakte und Datenschutz, N=N als Herausforderung für die Communitys der Menschen mit HIV sowie Communityaktivitäten bei der Welt-AIDS-Konferenz 2024 in München.

© Akademie Waldschlösschen

Hepatologie trifft Infektiologie: Bereits zum siebten Mal veranstalten der Berufsverband Niedergelassener Gastroenterologen Deutschlands und die Deutsche Arbeitsgemeinschaft niedergelassener Ärzte in der Versorgung HIV-Infizierter e. V. (dagnä) einen gemeinsamen Workshop, bei dem fachübergreifende medizinische Entwicklungen in der Infektiologie und der Hepatologie vorgestellt werden. Wissenschaftliche Leiter*innen dieser Fortbildungsveranstaltung im Spreespeicher Berlin am 23. und 24. Februar sind Prof. Dr. Wolf Peter Hofmann und Dr. Axel Baumgarten (Berlin) sowie Dr. Kerstin Stein (Magdeburg).

März

CROI 2024: Über 4.000 Expert*innen werden zu der Conference on Retroviruses and Opportunistic Infections (CROI) vom 3. bis 6. März erwartet, um aktuelle Forschungsergebnisse zur Behandlung von HIV/Aids und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten vorzustellen und zu erörtern. Die Veranstaltung findet im Summit Convention Center in Denver/Colorado statt, eine Teilnahme ist voraussichtlich auch virtuell möglich.

Internationaler Tag der Rechte von Sexarbeiter*innen: Der International Sex Workers’ Rights Day am 3. März wird auch in diesem Jahr von Sexarbeit-Selbsthilfeorganisationen für Aktionen genutzt werden.

Pro+ Nord – Vernetzungstreffen von Menschen mit HIV in Norddeutschland: Die 2021 von engagierten Selbsthilfeaktivist*innen gegründete Gruppe hat sich zum Ziel gesetzt, sich zu einem bedeutenden Akteur in den Bereichen Gesundheitsförderung, Prävention, sozialer Sicherung und der gesellschaftlichen Interessenvertretung von Menschen mit HIV/AIDS zu entwickeln. Beim Vernetzungstreffen in der Akademie Waldschlösschen (8. bis 10. März) sollen Ziele, Strategien und Projekte ausgearbeitet werden. Kooperationspartner sind der Landesverband Sexuelle Gesundheit und die Aidshilfe Niedersachsen.

Uraufführung von Philipp Löhles: Bei dem Begriff „queer“ wissen zwar alle ungefähr, was damit gemeint ist. Aber wie sieht der Alltag von Personen aus, die jenseits der vermeintlichen heteronormativen Norm leben, hier und anderswo auf der Welt? Wie wird queere Identität wahrgenommen, in den Großstädten, in der Provinz, in anderen Ländern, in der Schule, in der Familie, in Chefetagen oder wo auch immer? Diesen Fragen geht Philipp Löhle, einer der international meistgespielten deutschsprachigen Dramatiker seiner Generation, in seinem Stück „Queerio“ nach. Die Uraufführung findet am 9. März am Deutschen Theater Göttingen statt.

NALtrain-Abschlusskonferenz: Am 13. März wird der letzte Ausbildungskurs für Mitarbeiter*innen in Einrichtungen der Aids- und Drogenhilfe zum Einsatz des Notfallmedikaments Naloxon stattfinden. In rund 40 Städten werden dann Trainer*innen ausgebildet sein, die künftig ihr Wissen in Kurzinterventionen an Drogengebraucher*innen und Substituierte weitergeben können. Im Anschluss an diese letzte Schulung und zum Abschluss des Ausbildungsprojektes werden auf einer Tagung an der Frankfurt University of Applied Sciences die Ergebnisse und Schlussfolgerungen des Projekts und die Zukunft von Take-Home-Naloxon diskutiert. Referent*innen sind u. a. Maria Kuban und Dirk Schäffer vom DAH-Drogenreferat, Prof. Dr. Heino Stöver, Direktor des Instituts für Suchtforschung der Fachhochschule Frankfurt am Main sowie Simon Fleißner, der das Bundesmodellprojekt NALtrain koordiniert.

© DAH

Bundesweites Positiventreffen: Die besondere Situation von Menschen mit HIV im Kontext ihrer Berufstätigkeit steht im Zentrum dieses bundesweiten Treffens vom 21. bis 24. März in der Akademie Waldschlösschen. Geplant sind anregende und kommunikationsfördernde Methoden und Formate zum Austausch u. a. über den Umgang mit HIV am Arbeitsplatz, zur Resilienz und zu gesundem Arbeiten.

„Queer Exile Berlin“: Queere Menschen aus aller Welt haben Berlin zu dem gemacht, was es heute ist. Viele verlassen ihre Heimat, weil sie es wollen, andere, weil sie es müssen. Der Dokumentarfilmer Jochen Hick begleitet einige von ihnen in seinem neuen Film: Geflüchtete und Migrant*innen aus Russland, Syrien und der Türkei, die queere Aktivist*in Monika aus Polen, den auf Haiti geborenen Künstler Jean-Ulrick wie auch Eunice aus Portugal, die sich auf ihre Transition vorbereitet. „Queer Exile Berlin“ verwebt die persönlichen Geschichten und Ambitionen von mehr als einem Dutzend queerer Protagonist*innen mit historischen Ereignissen und aktuellen Debatten. Nach „Out in Ost-Berlin“ (2013) und „Mein wunderbares West-Berlin“ (2017) beschließt Jochen Hick mit diesem intensiven und vielschichtigen Panorama seine Berlin-Trilogie. Bundesweiter Kinostart ist im März.

Queer Exile Berlin © Galeria Alaska Produktion

Internationaler Tag gegen Rassismus: Noch immer finden in vielen Lebensbereichen Diskriminierung, Ausgrenzung und Angriffe gegen BIPOC statt. Der internationale Tag gegen Rassismus am 21. März, 1966 von den Vereinten Nationen ausgerufen, ist auch für viele DAH-Mitgliedsorganisationen und Projekte Anlass, um auf gruppenspezifische Diskriminierung aufmerksam zu machen, zur mehr Solidarität aufzurufen und ein klares Zeichen gegen Rassismus zu setzen.

Münchner AIDS- und Infektiologie-Tage: In Vorträgen, Workshops, Diskussionsrunden und Seminaren können sich die Teilnehmenden der 19. Münchner AIDS- und Infektiologie-Tage (22. bis 24. März) sowohl mit den Grundlagen der HIV/Aids-Forschung vertraut machen, als auch ihr Wissen über das klinische Management vertiefen. Das thematische Spektrum wurde unter anderem um Infektiologie, KI in der Medizin, Migration/Vertreibung und Sexualitäten erweitert. Die diesjährige Veranstaltung ist zugleich die nationale Auftaktveranstaltung für die 25. Internationale AIDS-Konferenz im Juli.

Aids-Gala Düsseldorf: Die festliche Operngala für die Deutsche AIDS-Stiftung findet 2024 bereits zum 14. Mal statt. Internationale Opernstars und preisgekrönte Sänger*innen aus dem Ensemble der Deutschen Oper am Rhein gestalten am 23. März mit den Düsseldorfer Symphonikern einen außergewöhnlichen Abend ganz im Zeichen des Charity-Gedankens. Der Reinerlös dieses Abends im Opernhaus Düsseldorf geht in Hilfsprojekte der Deutschen AIDS-Stiftung in Nordrhein-Westfalen, in der Ukraine und im südlichen Afrika.

Psychisches Wohlbefinden von LGBTIQ*: Aktuelle Erhebungen zeigen, dass das psychische Wohlbefinden queerer Menschen deutlich schlechter ist als in der Allgemeinbevölkerung. Die Studienergebnisse sind nach Aussagen der Forschenden sogar „alarmierend“ und „erschreckend“. Die COVID-19-Pandemie und Mpox-Epidemie haben durch Kontakt- und Isolierungsverordnungen die Situation nochmal verstärkt. Der DAH-Fachbereich MSM plant daher für die kommenden Jahre ein Programm u. a. mit Schulungen, Workshops und einer Kampagne, um Selbsthilfeangebote zur Ressourcenstärkung hinsichtlich psychischer und physischer Gesundheitsbelastungen bei LSBTIQ* zu initiieren und zu stärken. Starten soll das Projekt im Frühjahr 2024.

April

ECCMID 2024: Ein für die HIV- und STI-Medizin wichtiger jährlicher Termin ist der Europäische Kongress für Klinische Mikrobiologie und Infektionskrankheiten (ECCMID). Die 34. Auflage mit Symposien, Weiterbildungssessions und Diskussionen mit mehr als 14.000 internationalen Expert*innen findet vom 27. bis 30. April in Barcelona statt. Die Teilnahme ist voraussichtlich auch digital möglich.

Welt-Hepatitis-Gipfel 2024: Lissabon ist vom 9. bis 11. April Schauplatz des internationalen Symposiums zu viraler Hepatitis und Lebererkrankungen zu dem rund 1000 Expert*innen aus aller Welt erwartet werden. Der World Hepatitis Summit (WHS) ist die einzige globale Hepatitis-Konferenz, die sich zum Ziel gesetzt hat, Organisationen aus der Zivilgesellschaft, Wissenschaftler*innen, medizinische Fachkräfte wie auch politische Entscheidungsträger*innen und Beschäftigte des öffentlichen Gesundheitswesens zusammenzubringen.

Studie zu den gesundheitlichen Bedarfen von Sexarbeiter*innen: Womit haben Menschen in der Sexarbeit zu kämpfen und wie können ihre Lebens-, Gesundheits- und Arbeitsbedingungen verbessert werden? Im Rahmen einer durch die Deutsche Aidshilfe durchgeführten Studie „Sexuelle Gesundheit und HIV/STI-Präventionsstrategien und -bedarfe von Sexarbeitenden“ lieferten Menschen in der Sexarbeit selbst die Antworten auf diese Fragen. Dafür wurden in 2022 und 2023 elf Fokusgruppen mit Sexarbeiter*innen mit sehr diversen Lebenslagen durchgeführt, so unter anderem mit Frauen im Kontext illegalisierten Substanzkonsums, Trans* Personen, Frauen aus Thailand und Männer aus Bulgarien.
Durch den partizipativen Forschungsansatz konnten zudem Erkenntnisse auch zu Themen über sexuelle Gesundheit hinaus gewonnen werden, etwa zu den Lebensrealitäten von Sexarbeiter*innen oder zu Gewalt und Ausbeutung in der Sexarbeit. Die Ergebnisse des Forschungsprojektes werden im April ausführlich in gedruckter Form sowie in einer Kurzfassung als digitale Broschüre erscheinen.

Mai

Christopher Street Day: Die CSD-Saison weitet sich weiter aus. Der Auftakt im sachsen-anhaltinischen Schönebeck findet bereits am 27. April statt, den Abschluss bilden Landshut und Stendal am 28. September. Im Mai folgen u. a. Potsdam, Hannover und Düsseldorf. Insgesamt finden in rund 60 Städten quer durch die Republik Pride-Paraden, queere Straßenfeste und Veranstaltungen in Erinnerung an den Aufstand im „Stonewall Inn“ in der New Yorker Christopher Street im Juni 1969 statt. Die zahlenmäßig größten Demonstrationen sind in München (22.6.), Köln (21.7.), Stuttgart und Berlin (27.7.), Hamburg (3.8.) und Frankfurt/Main (10.8.) zu erwarten. Das IWWIT-Team wird bei vielen der Veranstaltungen dabei sein. (CSD-Termine-Überblick)

© IWWIT/DAH

Anthony Passerons „Die Schlafenden“: Annie Ernaux bezeichnete Anthony Passerons Roman als grandios. Ein Buch „dessen Kraft uns auch nach der Lektüre noch bewegt“. Das 2022 veröffentliche Debüt ist mittlerweile in viele Sprache übersetzt und wird im Mai vom Piper Verlag nun auf Deutsch veröffentlicht. In „Die Schlafenden“ geht Passeron der Frage nach, weshalb in seiner Familie über den Tod seines vor 40 Jahre verstorbenen Onkels Désiré so wenig gesprochen wird. Dieser war 1983 aus dem südfranzösischen Dorf nach Amsterdam abgehauen, wurde dort heroinabhängig und verstarb an den Folgen von Aids. Anthony Passeron erzählt in einer Mischung aus soziologischer Untersuchung und persönlicher Geschichte über die Scham, Verleugnung und Einsamkeit innerhalb einer Familie, die mit der Diagnose überfordert war und in diesen frühen Jahren der Epidemie in der Provinz weder Verständnis noch Hilfe finden konnte.

© Jessica Jager / Piper Verlag

28. Suchttherapietage Hamburg: Im deutschsprachigen Raum existiert ein ausdifferenziertes System von Hilfen und präventiven Angeboten im Suchtbereich, das eine Versorgung und Betreuung von Suchtkranken, Suchtgefährdeten und Angehörigen auf hohem Niveau ermöglicht. Doch die Koordination verschiedener Einrichtungen, aber auch ganzer Sektoren des Hilfesystems und der jeweiligen Kostenträger bleibt anspruchsvoll. Wie aber könnten Schnittstellen intensiver genutzt und Ziele in Beratung, Therapie und Rehabilitation effizienter gemeinsam verfolgt werden? Und wie können sich das professionelle Versorgungssystem und Selbsthilfe noch besser ergänzen und welche Lücken bestehen immer noch im Hilfesystem? Diesen und anderen Fragen gehen die interdisziplinären Suchttherapietage vom 21. bis 24. Mai nach. Sie stehen unter dem Motto „Sucht – Selbsthilfe, Fremdhilfe, Hilfe mit System?“.

13. Europäische Konferenz zur Gesundheitsförderung in Haft: Die internationale Fachtagung verbindet wissenschaftliche Theorie mit der täglich gelebten Vollzugspraxis und wenden sich an Beschäftige im Medizinischer Dienst von Haftanstalten, Mitarbeiter*innen des Vollzugs und externer Dienste wie Aidshilfen und Drogenhilfe wie auch politisch Verantwortliche, Jurist*innen und andere Interessierte. Die von akzept e. V. organisierte Veranstaltung findet am 24. und 25. Oktober im Europahaus Wien statt; eingeleitet wird sie mit einem Vorprogramm am 23. Oktober. Ein Call for Abstracts ist ab Ende Januar 2024 abrufbar.

Juni

Internationaler Hurentag: Am 2. Juni erinnert International Sex Workers’ Day an die Geburtsstunde der europäischen Hurenbewegung. 1975 besetzten an diesem Tag etwa 100 Sexarbeiter*innen in Lyon eine Kirche, um erstmalig auf die Kriminalisierung ihrer Arbeit öffentlich aufmerksam zu machen. Auch in Deutschland wird der Internationalen Hurentag von Organisationen und Initiativen genutzt, um Öffentlichkeit für die politischen Forderungen von Sexarbeiter*innen zu schaffen.

Relaunch von s.a.m health: Die Webseite zum STI & HIV-Test wird überarbeitet. Mitte des Jahres wird www.samhealth.de nicht nur einfacher zu nutzen, sondern auch mehrsprachig und niedrigschwelliger sein. Aber auch die Heimtest-Kits werden überarbeitet. Im Sinne der Nachhaltigkeit wird künftig soweit möglich auf Plastikverpackungen verzichtet.

Vier Tüten mit den Utensilien für jeweils einen Rachenabstrich, eine URinprobe, einen Rektalabstrich und eine Blutprobe.
© DAH

International Liver Congress: Der weltgrößte Kongress zum Thema Leber und Hepatologie mit rund 7.000 Teilnehmenden findet vom 5. bis 8. Juni in Mailand als hybride Veranstaltung statt. Ausrichter ist die Europäische Arbeitsgemeinschaft zum Studium der Leber (EASL).

6. World Congress on Infectious Diseases: Der Kongress unter dem Motto „Eradicating Infectious Disease Through Ascension in Research” vom 24. bis 26. Juni in Paris bietet Vorträge über die aktuelle Forschung und die neuesten Taktiken auf dem Gebiet der Infektionskrankheiten inklusive HIV und STIs. Das Programm kann auch online verfolgt werden.

35. Suchtkongress des Fachverband Sucht+ e. V.: Unter dem Titel „Psychische Gesundheit und Public Health“ werden vom 26. bis 28. Juni in Münster Expert*innen in Plenumsvorträgen, Workshops und Foren unter anderem zu den Themen Sexualität und psychische Gesundheit im Kontext von Sucht informieren.

Juli

24. Interdisziplinärer Kongress für Suchtmedizin: Das fachintegrierende Forum für Suchttherapie, Suchtfolgekrankheiten und Akutversorgung Suchtkranker findet in diesem Jahr wieder als Präsenzveranstaltung statt, und zwar vom 4. bis 6. Juli in München. Der Kongress bietet Therapeut*innen, Ärzt*innen der verschiedensten Fachrichtungen, Psycholog*innen, Sozialpädagog*innen und Beschäftigten in der Krankenpflege die Möglichkeit, sich zu neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen auszutauschen und suchtmedizinisches Grundlagenwissen zu erwerben.

25. Internationale Aids-Konferenz: München ist vom 22. bis 26. Juli 2024 Gastgeber der größten Konferenz zu wissenschaftlichen, sozialpolitischen und zivilgesellschaftlichen Aspekten von Aids/HIV. Zu dem von der International AIDS Society (IAS) ausgerichteten Veranstaltung werden mehr als 15.000 Wissenschaftler*innen, Mediziner*innen, andere Gesundheitsexpert*innen und Aktivist*innen aus mehr als 175 Ländern erwartet. Ab dem 20. Juli gibt es bereits einen Auftakt mit Vorkonferenzen.
Im Zentrum von „AIDS 2024“ wird die beunruhigende Entwicklung der HIV-Epidemie in Osteuropa stehen. Die deutsche HIV-Community wird den Kongress mit eigenen Veranstaltungen und Aktivitäten begleiten.

Gedenktag für verstorbenen Drogengebraucher*innen: Der 21. Juli ist nicht nur an ein Tag des Gedenkens an jene Menschen, die an den Folgen ihrer Drogensucht gestorben sind. Es ist auch ein Tag der Aktionen und des Protestes und der Information. In über 70 Städten wird mit öffentlichen Aktionen, Gedenkmessen und Demonstrationen für Aufklärung, Angebote zur Risikosenkung und Überlebenshilfen geworben sowie über die Situation Drogen gebrauchender Menschen informiert.

August

Bundesweites Positiventreffen für Langzeit- und ältere HIV-positive Menschen: Neben Diskussionen, Fortbildungs- und Informationsangeboten gibt es bei diesem Treffen vom 18. bis 21. August in der Akademie Waldschlösschen genügend Raum für Begegnung und den stets wichtigen informellen Austausch.

September

33. dagnä-Workshop: HIV-Schwerpunktärzt*innen und ambulant tätige Infektiolog*innen erhalten bei der Fortbildungsveranstaltung einen kompakten Überblick über Neuigkeiten aus den Bereichen HIV und Infektiologie. Anders als in den Vorjahren ist kein Hybrid-Event, sondern wieder eine Präsenzveranstaltung geplant – und zwar vom 1. bis 2. September im Spreespeicher in Berlin.

Deutscher Suchtkongress: Die Deutsche Gesellschaft für Suchtpsychologie plant gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie ihren jährlichen Fachkongress vom 18. bis 20. September mit rund 600 Teilnehmenden als Präsenzveranstaltung in Berlin. Beiträge zu klinischen und wissenschaftlichen Aspekten von Suchterkrankungen können ab Januar eingereicht werden.

Oktober

International Overdose Awareness Day: Seit 2001 ist der 31. August all jenen Menschen gewidmet, die durch eine Überdosis ihr Leben verloren oder schwere Schäden erlitten. Freund*innen, Angehörige und Selbsthilfeorganisationen erinnern an sie mit Veranstaltungen und Aktionen. Auch die DAH wird anlässlich des Gedenktages gemeinsam mit Partner*innen eine Kampagne starten, um die Öffentlichkeit für die Notwendigkeit einer besseren Prävention zu sensibilisieren.

International Drug Policy Reform Conference: Das weltweit wichtigste Treffen von Akteur*innen im Bereich der Drogenpolitik steht 2023 unter dem Motto „End The Drug War. Build a New World“. Bei der Konferenz vom 18. bis 21. Oktober in Phoenix/Arizona will man Strategien zur Beendigung des Drogenkriegs entwickeln und Reformen initiieren, mit denen die Kriminalisierung von Drogengebrauch überwunden und Gesundheit, Gerechtigkeit und Menschenrechte in den Vordergrund gerückt werden können.

November

Selbstbestimmungsgesetz: Voraussichtlich am 1. November wird das Selbstbestimmungsgesetz in Kraft treten und damit das verfassungswidrige Transsexuellengesetz ablösen. Der Gesetzentwurf, über den im Januar im Bundestag abgestimmt werden soll, sieht u. a. vor, dass trans, inter und nicht-binäre Personen ihren Geschlechtseintrag sowie Vornamen künftig beim Standesamt ändern können.

Aktionstage Gefängnis: Auch in diesem Jahr organisiert ein Bündnis von Initiativen und Vereinen, Gruppen und Einzelpersonen bundesweit vom 1. bis 10. November Veranstaltungen, die sich kritisch mit dem Strafvollzug und dessen Folgen auseinandersetzen.

Mitgliederversammlung der Deutschen Aidshilfe: Vertreter*innen der im DAH-Dachverband zusammengeschlossenen Organisationen und Einrichtungen zieht es vom 8. bis 10. November nach Köln. Vorausgehen wird der Mitgliederversammlung ein Verbandsfachtag, dessen Thema im Frühjahr bekanntgegeben wird.

HIV Drug Therapy Glasgow: Wie in den vergangenen Jahren beschäftigt sich der schottische HIV-Kongress neben dem aktuellen Forschungsstand der HIV-Behandlungsstrategien auch mit den Fortschritten bei der Prävention und Heilung. Die Beteiligung der HIV-Community und ihrer Perspektiven ist integraler Bestandteil aller Veranstaltungssektionen. Der Kongress findet vom 10. bis 13. November statt.

Bundesweites Positiventreffen: Das traditionelle November-Treffen in der in der Akademie Waldschlösschen (14. bis 17. November) in Kooperation mit der DAH und positiv e. V. ist offen für Menschen mit HIV aus allen Communitys.

Tanz unterm Regenbogen: Die 24. Ausgabe der traditionsreichen Aids-Benefiz-Veranstaltung mit prominenten Gästen geht am 16. November in der Europahalle Castrop-Rauxel über die Bühne.

Dezember

Welt-Aids-Tag: Seit mehr als 30 Jahren wird am 1. Dezember der Menschen gedacht, die an den Folgen von HIV und Aids verstorben sind. Die Aidshilfen werden diesen Tag auch 2024 dazu nutzen, die Rechte der Menschen mit HIV/Aids weltweit zu bekräftigen und zu einem Miteinander ohne Vorurteile und Ausgrenzung aufzurufen.

© DAH
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„Ich bin IN der Ukraine. Ich bin AUS der Ukraine“: Queere junge Frauen berichten

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Axel Schock

Axel Schock, freier Autor und Journalist, schreibt seit 2010 Beiträge für aidshilfe.de und magazin.hiv.

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