Impfen gegen Grippe, Schweinegrippe und Pneumokokken

Von Armin Schafberger
Oktober und November sind die Monate für die Grippe-(Influenza)-Impfung. In diesem Jahr gibt es ausnahmsweise 2 Impfungen: 1. die Impfung gegen die übliche „saisonale“ Grippe und 2. die Impfung gegen die „Schweinegrippe“ (Neue Influenza, H1N1).

Die Impfung gegen die saisonale Grippe und ggf. eine Pneumokokken-Impfung sind bereits jetzt möglich; eine Impfung gegen die Schweinegrippe soll Ende Oktober zur Verfügung stehen.

Saisonale Grippeimpfung
Die Impfung wird von der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut empfohlen für

  • Ältere ab dem 60. Lebensjahr
  • chronisch Kranke, z.B. mit HIV-Infektion, Diabetes mellitus…
  • besonders Gefährdete, z.B. Berufstätige, die viel mit Kranken zusammen arbeiten, auch damit die von ihnen betreuten Patienten nicht mit Influenza angesteckt werden. Unter diese Gruppe fallen also Mitarbeiter aus HIV-Pflegeteams und Beraterinnen/Berater in Aidshilfe.

Der Impfstoff wird im üblichen und bewährten Verfahren hergestellt und ist bereits erhältlich. Die Impfung erfolgt einmalig, am besten vor Beginn der Grippewelle. Sie schützt vor der saisonalen Grippe, nicht vor der Schweinegrippe.

Pneumokokken-Impfung
Pneumokokken verursachen eine Lungenentzündung. Für Ältere und chronisch Kranke (Menschen mit HIV/AIDS) empfiehlt die STIKO eine Impfung, die alle sechs Jahre aufgefrischt werden muss. Die Pneumokokken-Impfung kann zusammen mit der Grippeimpfung verabreicht werden.

Schweinegrippe-Impfung
Im Frühjahr 2009 ist die Schweinegrippe erstmals aufgetreten. Der Impfstoff wird aufgrund des kurzen Zeitraums nicht im üblichen Verfahren sondern als „Pandemieimpfstoff“ produziert. Der Impfstoff konnte daher noch nicht an großen Kollektiven getestet werden. Die Schweinegrippe selbst scheint im Vergleich zur saisonalen Grippe etwas leichter übertragbar zu sein, verläuft bisher aber eher mild. Allerdings gehen Experten davon aus, dass nur wenige Mutationsschritte reichen, um das Schweinegrippe-Virus gefährlicher werden und die Erkrankung schwerer verlaufen zu lassen. Anders als die saisonale Grippe gelten Ältere über 60 Jahre als weniger gefährdet, sie scheinen von früheren Grippewellen noch eine Restimmunität zu besitzen. Die Schweinegrippe scheint hingegen bei Schwangeren schwerer zu verlaufen als die saisonale Grippe.

Die STIKO gibt im Epidemiologischen Bulletin vom 12. Oktober 2009 Empfehlungen für die Impfung gegen die Schweinegrippe. Diese Empfehlungen können sich noch ändern, wenn einerseits mehr Erkenntnisse über den Verlauf der Epidemie und die Schwere der Erkrankung bei bestimmten Risikogruppen vorliegen und es andererseits mehr Erfahrungen mit dem Impfstoff gibt.

Die STIKO empfiehlt die Impfung gegen Schweinegrippe für

  • Beschäftigte in Gesundheitswesen und Wohlfahrtspflege mit Kontakt zu Patienten oder infektiösem Material. also z.B. für Ärztinnen/Ärzte, Apotheker, Pflegekräfte, Reinigungskräfte im Krankenhaus, Mitarbeiterinnen der Jugendhilfe, ambulanter Dienste, Beratungsstellen, Kindergärten, Freizeitstätten….. Vor der Impfung ist eine individuelle Nutzen-Risiko-Abwägung durchzuführen.
  • Personen ab einem Alter von 6 Monaten mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung z.B. infolge HIV-Infektion, chronischer Herz-Kreislauf-Erkrankung, Krebserkrankung, Diabetes, …
  • Schwangere (möglichst ab 2. Schwangerschaftsdrittel) und Wöchnerinnen

Für andere Bevölkerungsgruppen spricht die STIKO vorerst keine Empfehlung aus, dies kann sich aber -je nach Verlauf der Epidemie- noch ändern.

Ein- oder zweimal impfen?
Für den wahrscheinlich am häufigsten eingesetzte Impfstoff „Pandemrix®“ gibt es eine vorläufige Dosierungsempfehlung des RKI: Kinder bis 9 Jahre und Erwachsene über 60 Jahre sollen –anders als bei der saisonalen Impfung- zweimal im Abstand von 3 Wochen geimpft werden. Ob für Kinder über 10 Jahre und Erwachsene unter 60 Jahre auch zweimal geimpft werden sollte, ist noch offen. Hier gilt die Empfehlung, die erste Impfung (wenn eine Indikation vorliegt) durchzuführen und auf die Aktualisierung der Impfempfehlung des RKI Mitte November zu warten. Dann liegen mehr Daten zur Schutzwirkung vor und für die eventuell noch erforderliche zweite Impfung ist es noch nicht zu spät.

Kontroversen um die Impfung
In den letzten Monaten gab und gibt es z.T. heftige Kontroversen um den Nutzen und die Risiken der Schweinegrippe-Impfung. Die Erkrankung würde meist nur milde verlaufen, der Impfstoff hingegen sei noch nicht so erprobt, die Adjuvanzien (Hilfsstoffe) im Impfstoff würden die Nebenwirkungen verstärken (die Impfstoffe gegen die saisonale Grippe hingegen enthalten keine Adjuvanzien) …

Das Robert Koch-Institut und das Paul-Ehrlich-Institut halten die neuen Impfstoffe für sicher. Hintergründe zu den Kontroversen und weiterführende Informationen finden sich im HIVReport vom 09. Oktober 2009. Auch das Epidemiologische Bulletin des RKI vom 12. Oktober 2009 geht auf die Argumente ein. Hier finden sich auch die ausführlichen Impfempfehlungen der STIKO.

Für Schwangere und die Bundeswehr alles anders?
Die STIKO empfiehlt, Schwangere möglichst mit einem Impfstoff zu impfen, der keine Adjuvanzien (Wirkverstärker) enthält. Allerdings ist ein solcher Impfstoff momentan noch nicht zugelassen. Bis zur Zulassung empfiehlt das RKI eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung für die Frage, ob ein Impfstoff mit Adjuvanzien (Pandemrix® oder Focetria®) bei Schwangeren eingesetzt wird. Die Bundeswehr hat –anders als die Gesundheitsminister der Länder- einen Imfpstoff ohne Adjuvanzien bestellt.

Saisonale Grippe- und Schweinegrippe-Impfung an einem Termin?
Kann man beide Grippeimpfungen an einem Termin wahrnehmen? Diese Frage lässt sich nicht sicher beantworten, denn es gibt ja noch keine Erfahrungen mit der Schweinegrippe-Impfung. Die Fachinformation des Schweinegrippen-Impfstoffs Pandemrix® schließt ein solches Vorgehen nicht aus. Nachteil ist aber, dass man bei Nebenwirkungen nicht weiß, woher sie kommen.

Zahlt die Krankenkasse?
Wenn eine Indikation vorliegt, ja!

2 Kommentare

alivenkickn 17. Oktober 2009 13:38

Nach SPIEGEL-Informationen sollen auch weitere Personengruppen eine Impfung ohne Adjuvatien erhalten: „Wir haben 200.000 Dosen des nicht-adjuvantierten Impfstoffes Celvapan der Firma Baxter gekauft“, räumt Christoph Hübner, Sprecher des Bundesinnenministeriums ein.

Allerdings kommt Celvapan nur deshalb ohne die umstrittenen Hilfsstoffe aus, weil es eine größere Konzentration an inaktivierten Schweinegrippe-Viren enthält als die beiden anderen Impfstoffe. Die Substanz wird den für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung zuständigen Staatsdienern gespritzt: Mitgliedern des Kabinetts sowie Beamten der Ministerien und der nachgeordneten Behörden. Dazu zählen auch die Mitarbeiter des für die Impfstoffzulassung zuständigen Paul-Ehrlich- Instituts, das vergangene Woche wiederholt seine Entscheidung verteidigt hat, der Bevölkerung die GSK-Vakzine zu beschaffen.

http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/0,1518,655764,00.html

Ganz so koscher scheinen die Imfpstoffe von Glaxo und Novartis doch nicht zu sein. Wie sonst gibt es auf Sonderregelungen die Regierung etc . . . . ?

alivenkickn 21. Oktober 2009 7:53

Auch Christoph Hatz vom Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Zürich unterstützt «aus psychologischen Gründen» dieses Modell. Aus medizinischer Sicht würde allerdings nichts gegen den Einsatz von Wirkverstärkern sprechen. Er hat in einer Studie den Schweinegrippe-Impfstoff von Novartis getestet, der ebenfalls mit Wirkverstärkern arbeitet und den die Schweiz als Ergänzung zum Glaxo-Mittel gekauft hat. «Der Wirkverstärker bei Novartis ist in anderen Grippe-Impfungen seit 1997 zugelassen», sagt er. «Er ist sehr sicher.» Doch auch Hatz schliesst nicht aus, dass bei einer Massenimpfung einige Fälle mit dem Guillain-Barré-Syndrom auftreten.

http://www.tagesanzeiger.ch/wissen/dossier/schweinegrippe/Schweinegrippe-Die-Schweiz-aendert-ihre-Impfstrategie/story/21675460

Genau das ist der Punkt. Wenn es zwei Impfstoffe gibt von denen der eine der verträglichere psychisch wie physisch ist, warum dann dann nicht auf den besseren zurückgreifen?. Aus Kosten Gründen? Dies würde – um es überspitzt auszudrücken – eine zynische und menschenverachtende Haltung der Politiker den menschen gegenüber die sie gewählt haben zum Ausdruck bringen, die besagt: Nu stellt euch nicht so an. Es gibt schließlich wichtigeres als Eure Gesundheit.

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