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Ehrenamtlich aktiv werden – gegen Aids und für Menschen mit HIV

Von Holger Sweers
Wer sich gegen Aids und für Menschen mit HIV engagieren will, hat viele Möglichkeiten. Einen Überblick (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) bietet Holger Sweers:

Rote Schleife
Die Rote Schleife, Symbol der Solidarität mit Menschen mit HIV/Aids

Freiwilliges Engagement ist für die HIV-Prävention und Aidshilfe-Arbeit lebenswichtig. So sind zum Beispiel die meisten Aidshilfe-Organisationen (Aids- und Drogenhilfen, Präventionsprojekte, Schwulen- und Lesbenzentren) eingetragene Vereine und brauchen ehrenamtlich tätige Vorstände. „Ehrenamtler“ und „Ehrenamtlerinnen“ – ob HIV-negativ, HIV-positiv oder ungetestet – übernehmen darüber hinaus aber auch viele andere Aufgaben, für die in dieser Breite und Vielfalt sonst weder Geld noch Personal da wären: Sie führen Aufklärungsveranstaltungen durch, verteilen Kondome bei Partys und in Bars, begleiten HIV-Infizierte im Alltag, arbeiten in der Telefonberatung mit, engagieren sich in der Öffentlichkeitsarbeit und, und, und … Allein für die Berliner Aidshilfe mit gut 20 hauptamtlichen Angestellten engagieren sich zehnmal so viele Menschen freiwillig und ohne Bezahlung.

Freiwilliges Engagement ist für die HIV-Prävention lebenswichtig

Den Umfang des Engagements kann man dabei an die eigenen Möglichkeiten anpassen – die Spanne reicht vom einmaligen Einsatz, etwa als Spendensammler am Welt-Aids-Tag oder als Streckenposten bei Veranstaltungen wie dem „Lauf für mehr Zeit“ der Aidshilfe Frankfurt, bis hin zu einer längerfristigen Mitarbeit, zum Beispiel in der Begleitung von Menschen mit HIV.

Damit die Lust am Engagement aber nicht irgendwann zum Frust wird, sollte man ein paar Dinge beachten – und auch einfordern:

  • Freiwillig Engagierte haben einen Anspruch darauf, gut auf ihre Aufgaben vorbereitet zu werden

Dazu gehört die Beschäftigung mit der Motivation und der eigenen Rolle, mit den Zielen der HIV-Prävention, den wichtigsten Fakten zum Thema HIV und Aids und mit der eigenen Haltung zu Themen wie (Homo-)Sexualität oder Drogengebrauch. Die Deutsche AIDS-Hilfe und viele Aidshilfen vor Ort bieten dazu Einführungsseminare an. Auf dieser Grundlage kann man dann weiterführende Schulungen wie z. B. ein Beratertraining oder ein Seminar zur Betreuung von Menschen mit HIV besuchen.

  • Ehrenamtliches Engagement ist kein Selbstzweck, aber Ehrenamtler sind auch keine „Lückenbüßer“ oder „Handlanger“

Auch unbezahlte Arbeit für eine Aidshilfe, ein Präventionsprojekt oder eine andere Organisation dient dazu, die Ziele der Trägereinrichtung zu erreichen – und nicht dazu, eigene Vorstellungen zu verwirklichen. Wer sich engagieren will, sollte sich aber auch nicht zu Aufgaben drängen lassen, die er gar nicht übernehmen möchte. Die Ziele der Arbeit sowie die Art und der Umfang der Aufgaben sollten gemeinsam besprochen und beschlossen werden.

  • Freiwillig Engagierte haben Anspruch auf eine sinnvolle Tätigkeit und eine gute Anbindung an die Organisation

Wichtig ist, dass man eine überschaubare und leistbare Aufgabe übernimmt, aus der man für sich Sinn schöpfen kann. Dazu gehören auch Weiterentwicklungsmöglichkeiten, z. B. durch Fortbildungs- und Spezialisierungsangebote. „Im laufenden Betrieb“ sind dann die kontinuierliche Begleitung (z. B. durch gemeinsame Teamgespräche), eine gute Anbindung an die Organisation und Wertschätzung für die eigene Arbeit unverzichtbar.

  • Ehrenamtlerinnen und Ehrenamtler sind Kollegen mit Rechten und Pflichten

Freiwillig Engagierte investieren Zeit, Energie und Kreativität in ihre Arbeit und haben ein Recht auf Einbindung in die Trägereinrichtung sowie auf deren Fürsorge. Dazu gehört auch, dass sie an Entscheidungen beteiligt und als Kolleginnen und Kollegen akzeptiert werden. Zum Engagement gehören aber auch Pflichten, z. B. zur Loyalität und Verschwiegenheit, aber auch zur Einhaltung von Qualitätsstandards.

Aidshilfen bieten eine Vielzahl von Einsatzmöglichkeiten

Je nach Größe der Aidshilfe und ihren Arbeitsfeldern gibt es unterschiedliche Einsatzfelder für Ehrenamtlerinnen und Ehrenamtler. Am besten informiert man sich vor Ort – die Kontaktdaten der Aidshilfe-Organisationen findet man unter http://aidshilfe.de/de/adressen. Im Folgenden eine Auswahl typischer Betätigungsmöglichkeiten:

  • Anonyme Telefonberatung

Nach einer speziellen Ausbildung klären ehrenamtlich tätige Telefonberater/innen über Infektionsrisiken und Risikomanagementstrategien auf und vermitteln Anrufer zu anderen Hilfeangeboten weiter.

  • Cafébetrieb

Viele Aidshilfen betreiben Cafés oder bieten regelmäßig Frühstücke oder Kaffeenachmittage an. Ehrenamtliche organisieren diese Begegnungsangebote, bereiten die Speisen zu, backen die Kuchen, sorgen für eine freundliche, offene Atmosphäre, bewirten und räumen auf.

  • Emotionale Begleitung

Manche Menschen mit HIV fühlen sich isoliert und haben Schwierigkeiten, ihr Leben aktiv zu gestalten. Ihnen stehen ehrenamtlich Engagierte als Gesprächspartner, Vertraute, Unterstützer und Wegbegleiter zur Seite – in den eigenen vier Wänden oder in Wohnprojekten, aber auch im Krankenhaus oder in Haft.

  • Öffentlichkeitsarbeit und Fundraising

Ehrenamtler sind bei verschiedenen Veranstaltungen mit Info-Ständen vor Ort, verteilen Aufklärungsmaterialien, wirken an Internetauftritten, Newslettern und Magazinen mit. Darüber hinaus sammeln sie Spenden, zum Beispiel bei Kulturveranstaltungen, Straßenfesten oder Großevents wie dem CSD.

  •  Aufklärungs- und Präventionsveranstaltungen

Ehrenamtler und Ehrenamtlerinnen bieten Informationsveranstaltungen zum Thema HIV und andere sexuell übertragbare Infektionen an – in Schulen, Jugendeinrichtungen, Kirchengemeinden, Migranten-Communities und anderen Zusammenhängen. Dabei vermitteln sie Wissen über Infektionsrisiken, den Krankheitsverlauf und die Schutzmöglichkeiten.

  • Vor-Ort-Arbeit

Ehrenamtliche Safer-Sex-Teams gehen an Orte des schwulen Lebens (Kneipen, Diskotheken und anonyme Treffpunkte), verteilen Kondome und informieren über HIV und andere sexuell übertragbare Infektionen – und natürlich darüber, wie man sich davor schützen kann.

  • Kuratorium oder Freundeskreis

Manche Präventionseinrichtungen werden durch ein (oft prominent besetztes) ehrenamtliches Kuratorium oder einen Freundeskreis unterstützt, deren Mitglieder Benefizveranstaltungen organisieren und bei Konzerten, Theateraufführungen, Talkshow oder sonstigen Events das Thema HIV in die Öffentlichkeit tragen.

  •  Begleitung von Selbsthilfegruppen

In vielen Aidshilfen gibt es Gruppen HIV-positiver Menschen, die gemeinsam regelmäßigen Aktivitäten nachgehen (z. B. Sport- oder Malgruppen). Manche dieser Selbsthilfegruppen werden von Ehrenamtlichen begleitet.

  • Migrantenarbeit

Freiwillig Engagierte begleiten Migrantinnen und Migranten, von denen viele ohne Papiere in Deutschland leben, bei Behördengängen oder helfen ihnen dabei, eine medizinische Behandlung zu bekommen.

1 Kommentare

postagebuch - ein positives tagebuch 30. Dezember 2011 3:44

Ein ganz dickes Lob auch von mir an die zahlreichen Ehrenamtlichen in der HIV/AIDS-Arbeit – in der Prävention oder direkt bei den Menschen, die Hilfe brauchen.

Es tut gut zu wissen, dass es sooo viele Menschen gibt, die sich uneigennützig engagieren.

Tolle Arbeit! Dankeschön!

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