PrEP

„Die Veränderung hat im Kopf stattgefunden und nicht zwischen den Beinen“

Von Gastbeitrag
PrEP-Aktivist Emmanuel mit Truvada-Pille

3 Kommentare

Dr. med. Jan-Christian Gumpmann 7. Oktober 2016 0:19

Ich kann davor nur warnen, Sex ohne Kondom zu enttabuisieren. Wir sind im Zentrum eines Sturms von multiresistenten Gonokokken, massenhaft unerkannten tropischen Chlamydienstämmen (LGV) und einer erneuten Syphilliswelle. Die Spätfolgen für Herz, Lunge und Gelenke von unbehandelbaren Tripper- und Chlamydieninfektionen sind gravierend. Nur ein geringfügiger Bruchteil der Infektionen wird überhaupt erkannt. Den siffenden Tripper gibt es nur noch sehr selten. Dabei nimmt die Durchseuchung der Community immer weiter zu. Und die Resistenzen sind praktisch nicht mehr in den Griff zu bekommen. Ich gehe davon aus, dass wir noch vor dem Ende des Jahrzehnts das erste echte Reserveantibiotikum gegen Gonokokken benötigen werden.

Die Resistenzen gehen vor allem darauf zurück, dass sich Chlamydien und Tripper häufig nach dem Sex als Infekt der Atemwege zeigen und Hausärzte in dieser Situation normale, aber für diese Bakterien viel zu gering dosierte Antibiotika verschreiben. So werden massenhaft Resistenzen produziert. Jeder homosexuelle Mann sollte eigentlich von sich aus bei Infekten in den Bronchien, Nasenneben- und Stirnhöhlen oder Rachen im Inkubationszeitraum nach Sexualkontakt die Möglichkeit erhalten, die Medikamente im richtiger Dosis vor irgendwelchen anderen Antibiotika zu erhalten.

Dass Tripper und Chlamydien als disseminierende Infekte auftreten, ist noch nicht so erforscht, wie es sein müsste. Viele ärztliche Kollegen wissen es gar nicht.

Ebenso problematisch ist, dass die Abstrichtestungen, aber auch die PCR, nach der Einnahme auch nur einer einzigen Tablette Antibiotikum, egal welches, die Infekte nicht mehr nachweisen. Da Tripper und Chlamydien aber häufig das Gesicht einer Erkältung mit bakerieller Bronchitis/Nasennebenhöhlen/Racheninfektion haben, verschreiben viel zu häufig zunächst Hausärzte ein viel zu gering dosiertes und/oder falsches Antibiotikum. Mit STD kennen sich viel zu wenige aus.

Das ist die Realität! Ich hoffe, dass das hier auch Kollegen lesen. Wer in dieser Situation PreP propagiert, hat den Verstand verloren oder weiss nicht wovon er spricht!

John Smith 30. September 2019 14:57

Ich kann nur davon warnen, sich auf die medizinische Meinung eines „Dr. Med Jan-Christian Gumpmann“ zu verlassen, zu dem drei voneinander unabhängige Internetsuchmaschinen (Google, Duckduckgo, Bing) nicht einen einzigen weiteren Eintrag – weltweit – gefunden haben.

Das einzige Mal, wo „Jan-Christian Gumpmann“ im gesamten Internet auftaucht, ist als Kommentator unter diesem Artikel.

Holger Wicht 21. November 2016 16:17

Lieber Herr Dr. Gumpmann, herzlichen Dank für Ihre Hinweise auf andere Geschlechtskrankheiten und die Resistenzproblematik. Das sind auch aus unserer Sicht sehr wichtige Themen. In der Prävention müssen entsprechende Informationen eine wichtige Rolle spielen. Wir beziehen sie bereits ein und werden das in Zukunft noch verstärkt tun. Es geht aus unserer Sicht darum, deutlich zu machen, dass Kondome das Risiko sexuell übertragbarer Infektionen deutlich verringern (aber leider ja auch nicht ausschalten), und dass regelmäßige Checks und fachgerechte Behandlung in der spezialisierten Praxis für schwule und bisexuelle Männer sehr wichtig sind.

Ein Missverständnis möchten wir gerne ausschließen: Ganz gewiss „propagieren“ wir die PrEP nicht, schon gar nicht als die bessere Schutzmöglichkeit. Wir möchten sie vielmehr für diejenigen Menschen verfügbar machen, die ein besonders hohes HIV-Risiko haben, weil sie ohnehin häufig ungeschützten Sex haben. Dies, weil andere Schutzmöglichkeiten für sie aus verschiedenen Gründen nicht richtig funktionieren. Es geht also primär darum, HIV-Infektionen zu verhindern!

Mit der Schutzwirkung der HIV-Medikamente, sei es als Therapie oder PrEP, ist kondomloser Sex für manche Menschen in bestimmten Situationen (wieder) zu einer Möglichkeit geworden. Viele empfinden das als befreiend. Das ist aus unserer Sicht nicht verwerflich. Das Rad der Zeit zurückdrehen können und wollen wir nicht.

Aufgabe der Prävention ist nun, auch die damit verbundenen Risiken aufzuzeigen, damit Menschen sie in ihre individuellen und situationsbedingten Entscheidungen über ihr Schutzverhalten einbeziehen können. Wir müssen zeigen, wie man Risiken minimieren kann und dass Kondome nach wie vor für die meisten Menschen der einfachste Schutz sind, der auch bei anderen Krankheitserregern in gewissem Maße greift.

Denjenigen, die die PrEP brauchen, um HIV-negativ zu bleiben, müssen wir aber die Möglichkeit eröffnen, sie zu bekommen und richtig anzuwenden. Die Lösung kann aus unserer Sicht nur eine reguläre Abgabe zulasten der Krankenkassen bzw. zu einem erschwinglichen Preis sein. Nur so ist sichergestellt, dass die PrEP fachgerecht unter ärztlicher Kontrolle genommen wird und dass regelmäßige Checks auf andere Infektionen durchgeführt werden – und zwar beim Spezialisten. Dann kann die Abgabe der PrEP sogar einen Beitrag leisten, diese Infektionen frühzeitig zu erkennen und fachgerecht zu behandeln. Denn PrEP-Anwender werden häufig gecheckt, PrEP-Ärzte sollten Infektiologen bzw. Spezialisten sein.

Hinsichtlich der PrEP wissen wir uns im Wesentlichen einig mit der WHO, UNAIDS, der Deutschen AIDS-Gesellschaft und dem Zusammenschluss der niedergelassenen HIV-Mediziner, dagnä. Der von Ihnen geschilderten Probleme sind wir alle uns dabei wie gesagt sehr bewusst.

Unsere Position und weitere Überlegungen der PrEP können Sie hier nachlesen: https://causa.tagesspiegel.de/gesellschaft/eine-pille-gegen-hiv/was-wirkt-muss-zur-anwendung-kommen.html

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