GAY GAMES

Alles darf, nichts muss

Von Paul Schulz
Am Samstag beginnen in Köln die VIII. Gay Games, die olympischen Spiele der Schwulen und Lesben. Die Spannbreite der Teilnehmer reicht vom 21-jährigen schwulen Olympiasieger bis zum 85-jährigen heterosexuellen Rentner. Die Veranstaltung setzt ein international sichtbares Zeichen für Emanzipation und HIV-Prävention.

Logo Gay Games 2010Eigentlich sollten die Spiele „Gay Olympics“ heißen, als sie 1982 in San Francisco zum ersten Mal eröffnet wurden. Aber das Internationale Olympische Komitee (IOC) klagte gegen diese Verwendung des Wortes „olympisch“. Da mochte es noch so viele „Special Olympics“, „Firemen Olympics“ oder „Young American Women‘s League Olympics“ geben – das Wörtchen „gay“ machte den Unterschied.

Also begrüßte der Erfinder der Spiele, der ehemalige olympische Zehnkämpfer Tom Waddell, die über 1.500 Teilnehmer zu den ersten „Gay Games“.

Seitdem hat sich viel getan. Bei der Eröffnung der achten Gay Games in Köln am Samstag heißt der schwule deutsche Außenminister Guido Westerwelle die rund 10.000 Teilnehmer willkommen. Er ist der ranghöchste Politiker, der je an einer Eröffnungsveranstaltung teilgenommen hat, und freut sich nach eigener Aussage „sehr“. Auch das IOC hat sich abgeregt. Seit 1994 kooperiert es im Bereich HIV-Prävention sogar mit den Gay Games.

Zu den Gay Games kommen mittlerweile Sportlerinnen und Sportler aus 70 Ländern auf fünf Kontinenten. Damit setzt die Veranstaltung auch ein weltweit sichtbares Zeichen für Emanzipation und trägt zum Selbstbewusstsein von Schwulen und Lesben bei.

„Die politische Strahlkraft der Gay Games ist nicht zu unterschätzen“, sagt Dr. Dirk Sander, Schwulenreferent der Deutschen AIDS-Hilfe. „Viele der Teilnehmer stammen aus Ländern, in denen sie als Schwule oder Lesben heftiger Diskriminierung ausgesetzt sind. Außerdem sind viele HIV-positive Sportler am Start. Hier wird ganz offen über HIV und Prävention gesprochen – in vielen Ländern noch lange keine Selbstverständlichkeit.“

Die ganze Philosophie der Gay Games ist auf Integration und gemeinsamen Spaß an der Freude ausgerichtet. Höchstleistungen – die bei den Gay Games durchaus erzielt werden – stehen nicht im Vordergrund. Es gibt keine Qualifikationswettkämpfe, niemand scheidet in der Vorrunde aus. Jeder kann teilnehmen, egal wie alt und wie sportlich –und sogar egal, ob hetero oder homo. Alles darf, nichts muss.

„Der Gedanke war von Anfang an, das olympische Motto ,Dabei sein ist alles‘ einmal richtig ernst zu nehmen“, sagt Tom Waddell.

So marschiert nun bei der Eröffnungsveranstaltung am Samstag nicht nur der 21-jährige schwule Olympiasieger im Turmspringen, Matthew Mitchum, ins Stadion ein, sondern auch der 85-jährige Adolf Klöver aus Bonn, seines Zeichens Rentner und hetero.

Während Mitchum die Konkurrenz beim Springen vom 10-Meter-Turm sicher blass aussehen lässt, hofft Klöver unter den 15 Teilnehmern, die in seiner Altersklasse vom Drei-Meter-Brett springen, einer der besten zu sein. „Aber die Konkurrenz ist hart.“

Sowohl Mitchum als auch Klöver könnten bei der Veranstaltung einem Schiedsrichter von „Fairplay“ in die Arme laufen. Mit dieser Initiative will die Kampagne Herzenslust der AIDS-Hilfe Nordrhein-Westfalen 50.000 Kondome an Sportler und Zuschauer verteilen und über HIV und andere sexuell übertragbare Infektionen informieren. Die freiwilligen Helfer dieser Aktion kommen vor allem vom Kölner Präventionsprojekt Check-UP und dem Bonner Pendant „Gummibärchen“.

Prävention hat bei den Spielen einen hohen Stellenwert. „Unsere Gäste sollen keine unerwünschten Andenken aus Köln mitnehmen!“, betont Michael Lohaus, Co-Präsident der Kölner Gay Games.

Auch ICH WEISS WAS ICH TU ist offizieller Partner der Veranstaltung. Mitarbeiter und Rollenmodelle der Kampagne werden sich unters Volk mischen und Infomaterial verteilen. An fast 50 Infospots an öffentlichen Orten sind im „GAY GAMES TV“ eigens produzierte Videospots zu sehen. Sie thematisieren auf originelle Weise Sport und den Schutz vor HIV. Unter iwwit.de kann man einige bereits anschauen.

In einem gemeinsamen Faltblatt informieren ICH WEISS WAS ICH TU, Herzenslust und Fairplay außerdem über Safer Sex und Kölner Anlaufstellen für Gesundheitsfragen.

„Es geht um mehr als um Kondome“, betont Felix Laue, Projektleiter von Fairplay. „ICH WEISS WAS ICH TU und ‚Fairplay‘ stehen für einen verantwortungsbewussten und lustvollen Umgang miteinander.“

In diesem Sinne wünschen wir erfolgreiche Spiele!

(Paul Schulz)

www.gaygames.de
www.herzenslust.de
www.iwwit.de
Informationen über Fairplay und Co.

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