Auf der Tagung „Gold for Equal Rights“ kamen am 1. Februar russische Aktivist_innen mit Vertreter_innen deutscher Organisationen zusammen, um die Situation von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans*-Menschen und HIV-Positiven in Russland zu beleuchten und über Möglichkeiten der Unterstützung zu beraten. Hier eine Übersicht über die Inhalte der Themenforen und der abschließenden Podiumsdiskussion. Zusammenstellung: Christina Laußmann

Das Rote Rathaus in Berlin: Austragungsort der Tagung "Gold for Equal Rights" (Foto: pat 555, pixelio.de)
Rotes Rathaus Berlin: Austragungsort der Tagung „Gold for Equal Rights“ (Foto: pat 555, pixelio.de)
Forum I: „LGBT-Aktivismus und Repression“

Alle russischen Aktivist_innen auf dem Podium betonten, dass derzeit die Sicherheit der LGBT-Community im Vordergrund ihrer Arbeit stehe. So berichtete z. B. Alena Koroleva von einem brutalen Angriff auf eine Kulturveranstaltung der Rainbow Association. Von den fünf zum Teil sehr schwer verletzten Opfern habe nur eines den Mut gefunden, Anzeige zu erstatten.

Maria Koslovskaya, zweite Rednerin des Forums, arbeitet als Anwältin beim LGBT Network Sankt Petersburg. Ihre Organisation bietet unter anderem eine Hotline zur psychologischen und rechtlichen Beratung an – auch nach Gewalttaten. Als Erfolg wertete Maria, dass letztes Jahr drei Menschen wegen homophober Übergriffe von Gerichten verurteilt wurden.

„Seien Sie unsere Stimme!“

In der angeregten Diskussion mit dem Publikum ging es um die Frage sinnvoller Solidaritätsformen. Die Podiumsgäste waren sich einig, dass ein Boykott – z. B. der Teilnahme an den Olympischen Winterspielen – nicht der richtige Weg sei. Sie riefen dazu auf, nach Russland zu kommen und dort die Probleme anzusprechen. Außerdem betonten sie die Notwendigkeit einer unabhängigen Berichterstattung im Ausland. Diese müsse Menschenrechtsverletzungen und die Situation von LGBT thematisieren. „Seien Sie unsere Stimme!“, brachte es Alena Koroleva auf den Punkt.

LGBT-Aktivist_innen auf dem Podium: in Blau die Anwältin Maria Koslovskaya (Foto: Stefan Lutz)
LGBT-Aktivist_innen auf dem Podium: in der Mitte Alena Koroleva (l.) und Maria Koslovskaya (Foto: Stefan Lutz)

Zur Debatte um politisches Asyl für LGBT berichtete Maria Koslovskaya, dass die Frage nach Ausreisemöglichkeiten aktuell ein großes Thema in der LGBT-Community sei. Rechtlich stelle sich das Problem, dass die homophoben Gesetze für ein politisches Asyl nicht ausreichten, denn dafür müsse eine konkrete Gefährdung nachgewiesen werden. Politisch sieht Maria das Exil nicht als Lösung an. Sie könne verstehen, wenn Menschen, besonders mit Kindern, sich dafür entschieden. Sie selbst aber wolle im Land bleiben und für Veränderungen kämpfen.

(Lisa Fedler)

 Forum II: „HIV/Aids in Russland“

Laut Andrej Beloglazov von der HIV-Organisation LaSky (Moskau) gab es zum 31.8.2013 offiziell gut 770.000 HIV-Infizierte in Russland – inoffizielle Schätzungen gehen von 950.000 bis 1,3 Millionen aus. Tag für Tag gebe es fast 290 neue Diagnosen (in Deutschland: 8), zum Großteil Männer, mehr und mehr davon ältere (35 +).

Viele Schwule sehen sich selbst nicht als gefährdet

Laut der EMIS-Untersuchung sind in Petersburg bis zu fünf, in Moskau über zehn Prozent der schwulen Männer infiziert. Wer zum Test geht, sagt aber aus Angst vor Diskriminierung meist nicht, dass er schwul ist, und die Behörden wiegeln unter Hinweis auf viel niedrigere „offizielle“ Zahlen ab. Viele Schwule sehen sich auch selbst nicht als gefährdet, so Beloglazov, und werden durch Prävention und Testangebote nicht erreicht. Außerdem sei das Kondom gesellschaftlich verpönt, nicht zuletzt wegen der niedrigen Geburtenrate. Viele Menschen mit HIV gingen erst dann zum Arzt, wenn Symptome der fortgeschrittenen Infektion auftreten, und wer sich als schwul oute, müsse damit rechnen, dass der Arzt in erster Linie seine „perverse, kranke Orientierung“ heilen wolle.

Einzige „Hilfe“ für Drogengebraucher_innen: siebentägige „Entgiftungen“

Im Festsaal des Roten Rathauses: Besucher_innen der Tagung "Gold for Equal Rights" (Foto: Stefan Lutz)
Im Festsaal des Roten Rathauses: Besucher_innen der Tagung „Gold for Equal Rights“ (Foto: Stefan Lutz)

Unter ähnlicher Stigmatisierung leiden auch Drogengebraucher_innen, für die es überhaupt keine Hilfsangebote gibt und die stattdessen mit Haftstrafen rechnen müssen, berichtet Shona Shonning von der EATG. Zu Beginn der HIV-Epidemie habe es noch ausländische Hilfe gegeben, Maßnahmen zur Schadensminimierung wie die Ausgabe steriler Spritzen seien von staatlichen Stellen sogar unterstützt worden. Dies sei aber trotz rasant steigender Zahlen wieder eingestellt worden, und die Substitution sei in Russland immer verboten gewesen. Die einzige „Hilfe“ seien siebentägige „Entgiftungen“ – nach denen es oft zu Todesfällen durch Überdosierungen komme.

Gefängnisse sind „Brutkästen“ für die Verbreitung von Tuberkulose, Hepatitis C und HIV

Drogengebraucher_innen mit HIV kämen nur schwer an HIV-Medikamente. Das Ausmaß der Stigmatisierung in den medizinischen Einrichtungen sei im Westen kaum zu begreifen, es gebe große Angst, ins Gefängnis geworfen zu werden – Brutkästen für die Verbreitung von Tuberkulose, Hepatitis C und HIV. „Die Menschen sterben, und das kann auch schwule Männer bedrohen“, sagt Shonning. Aber sie sagt auch: „Ich gebe nicht auf. Irgendwie kann man immer was machen.“

Was genau man denn machen könne, wird aus dem Publikum gefragt. Zwei wichtige Botschaften lauten: Die schwule Community muss endlich aufwachen und die HIV-Prävention sowie HIV als Menschenrechtsfrage zu ihrem Thema machen. Und die verschiedenen Gruppen müssen sich solidarisieren.

(Holger Sweers)

Forum III: „Homo-/Trans-/Xenophobie im europäischen Kontext“

Soziologin an der Uni Bielefeld (Foto: Stefan Lutz)
Dr. Tatjana Zimenkova, Soziologin an der Uni Bielefeld (Foto: Stefan Lutz)

Das dritte Forum des Tages beschäftigte sich unter anderem mit den institutionellen Mechanismen hinter der Diskriminierung. Die Soziologin Dr. Tatjana Zimenkova stellte in ihrem Vortrag heraus, dass Diskriminierung auch als Phänomen einer bestimmten Konsolidierung von Institutionen zu sehen sei und als politische Strategie funktioniere – genau das hätten alle Gesellschaften gemeinsam.

 Diskriminierung als Strategie

Aber was unterscheidet Russland dann von Deutschland? Laut Zimenkovas Modell sind die Gegenkräfte zur Homophobie hierzulande vielfältiger, setzen an verschiedenen Institutionen an, agieren innerhalb der Politik und innerhalb der Medien. Die Putin-Regierung habe einfach gemerkt, dass sie mit ihrer Ideologie der Homophobie eine Gemeinschaft hinter sich versammeln könne, wie es sie so in Russland noch nicht gegeben habe, sagte sie.

Um den „Sonderfall Tschechien“ ging es im Anschluss in dem Vortrag von Dr. Franz Schindler. Der Slawist von der Universität Gießen räumte darin mit dem Vorurteil auf, dass die Ostblockerfahrung treibende Kraft hinter der Homophobie sei. In den großen Städten Prag und Brünn seien die Subkulturen genauso vielfältig wie im Westen, erzählte er. Sogar im öffentlich-rechtlichen Rundfunk gebe es Sendungen eigens für sexuelle Minderheiten.

„Sonderfall Tschechien“

Die Wurzeln dieser liberalen Haltung sieht Schindler unter anderem in der Säkularisierung der Gesellschaft seit Gründung der ersten Tschechoslowakischen Republik und in der Rolle der tschechoslowakischen Sexualwissenschaft, die eine erfüllte Sexualität als menschliches Grundbedürfnis herausstellte und damit von der Fortpflanzung entkoppelte.

In der Diskussion mit dem Publikum kam anschließend die Frage auf, ob das alles nicht bloß ein Scheinsieg sei: Die LGBT hätten es vielleicht geschafft, in ihrer Einstellung gegenüber Zugezogenen – vor allem gegenüber Roma – scheine die tschechische Gesellschaft aber nicht wirklich weiter zu sein. Dem stimmte Schindler zu, zeigte sich aber zuversichtlich, dass mit der jüngeren Generation auch die Xenophobie im Land abnehmen werde.

 „Homophobie ist ein gesamtgesellschaftliches Problem“

Für "Die Linke" im Berliner Abgeornetenhaus: Hakan Taş (Foto: Stefan Lutz)
Für „Die Linke“ im Berliner Abgeornetenhaus: Hakan Taş (Foto: Stefan Lutz)

Homophobie und Fremdenfeindlichkeit war auch Thema in Hakan Taş’ Vortrag. Der Berliner Linken-Abgeordnete griff die Debatte um Homophobie in Migranten-Communities auf. „Wir können nicht behaupten, eine Gruppe sei homophober als andere. Homophobie ist schließlich ein gesamtgesellschaftliches Problem“, sagte er und wies darauf hin, dass es auch innerhalb der Migranten-Community in Deutschland Menschen unterschiedlicher sexueller Identität gebe – und genauso gebe es auch migrantische wie muslimische Organisationen, die sich für deren Rechte einsetzten. Solange aber in Deutschland Migranten diskriminiert würden, so Taş, würden diesen Organisationen im Kampf gegen Homophobie Grenzen gesetzt.

(Christina Laußmann)

Forum IV: „LGBT-Leben in Russland“

„Viele erkennen endlich, dass ihre Menschenwürde verletzt wird“

Wie wirken sich Homo- und Transphobie und Gewalt auf das Privatleben aus? Valery Sozaev von LaSky sagt: „Viele Menschen erkennen endlich, dass ihre Menschenwürde verletzt wird und dass echte Gefahr besteht. Manche Anrufer sind panisch, weil sie immer wieder angegriffen werden, und fragen: Was sollen wir tun, wie können wir weiterleben?“

Der junge Aktivist Bulat Barantaev aus Novosibirsk, Inhaber einer Werbeagentur, ist gerade zusammen mit einem lesbischen Paar Vater geworden. Er sagt: „Ich bleibe Aktivist. Viele Journalisten unterwerfen sich der Selbstzensur. Noch aber ist das Spiel nicht vorbei.“

Anna Prutckova von der Bisexuellen-OrganisationLuBi, St. Petersburg (Foto: Stefan Lutz)
Anna Prutckova von der Bisexuellen-Organisation LuBi, St. Petersburg (Foto: Stefan Lutz)

Anna Prutckova von der Bisexuellen-Organisation LuBi spricht von einer Atmosphäre der Angst, Unsicherheit und Ausweglosigkeit, die nicht nur LGBT-Aktivist_innen betreffe. Besonders schlimm sei die Situation für LGBT-Jugendliche, die weder in der Familie noch in der Schule oder der Kirche Unterstützung fänden.

Psychologen sind in keiner Weise auf ein Coming-out vorbereitet

Valery Sozaev bestätigt das. Er hat acht Jahre als Lehrer gearbeitet, weil LGBT-Jugendliche, die es an jeder Schule gebe, sonst überhaupt keine Informationen bekommen hätten. Psychologen seien in keiner Weise auf ein Coming-out vorbereitet, erst recht nicht in der Provinz. Das größte Problem seien die Gespräche mit den Eltern, in der Schule seien die anderen Jugendlichen sogar oft relativ tolerant. Valery verweist auf die hohe Suizidrate unter Jugendlichen, von denen viele LGBT-Jugendliche seien, und spricht von einem „Krieg gegen das eigene Volk“.

Warum aber gibt es so wenig Widerstand gegen das Anti-Homo-Gesetz? Bulat Barantaev erzählt von den Männern, die noch in der Sowjetunion aufgewachsen sind: „Die meisten fühlen sich durch das Gesetz nicht gemeint. Viele haben Frauen und Kinder, leben ihre homosexuellen Bedürfnisse aus, fühlen sich nicht als Mitglied der Community und lehnen ‚die Gays‘ ab.“ Anna Prutckova sagt: „Das Thema sexuelle Orientierung wird bei uns totgeschwiegen, wie in der Sowjetunion üblich.“ Bulat sieht das als Roll-back: „Eigentlich hat meine Generation gelernt, dass fast alles möglich ist“, sagt er. „In den 90ern hat es noch Zeitschriften aus dem Burda-Verlag mit offenen Briefen zum Thema Sex gegeben. In der frühen Putin-Ära aber wurden diese Zeitschriften dichtgemacht. Das ist das sowjetische Erbe – man versucht, alles wieder ins Private zurückzudrängen.“

Bulat Barantaev aus Novosibirsk: Gemeinsam mit einem lesbischen Paar erzieht er eine Tochter (Foto: Stefan Lutz)
Bulat Barantaev aus Novosibirsk: Gemeinsam mit einem lesbischen Paar erzieht er eine Tochter (Foto: Stefan Lutz)

Welche Rolle spielen die Medien? „Je größer die Nähe zum Staat, desto mehr konservative Rhetorik gibt es“, sagt Bulat. Die überall erhältlich Konsomalskaja Prawda sei besonders diffamierend: Der Bericht über seine LGBT-Familie habe zum Beispiel nur die Frage gestellt, wem das Kind denn zum Vatertag und wem zum Muttertag gratulieren solle.

Valery sieht hier einen großen Unterschied zwischen Moskau und St. Petersburg sowie dem Rest des Landes: In den Metropolen gebe es einen Diskurs mit echten Geschichten und Problemen, in weiter entfernten Regionen seien homophobe Äußerungen und Hass-Sprache weit verbreitet, Homosexualität werde mit Pädophilie gleichgesetzt. Das gelte auch für die Kirchen: „Sie nehmen LGBT-Menschen nicht an, sondern üben moralische Gewalt aus, verbieten ihnen, die Kirchen zu betreten, und es gibt sogar Berichte über Exorzismen.“

(Holger Sweers)

 Forum V: „Trans* und Strategien gegen Transphobie in Russland“

Das fünfte Forum beleuchtete die Situation von Trans*-Menschen in Russland und rief dazu auf, die Trans*-Perspektive stärker in die Arbeit von lesbisch-schwulen Organisationen einzubeziehen.

Robin Shmik von der Gruppe Coming Out aus St. Petersburg stellte zunächst die rechtliche Situation von Trans* in Russland dar. Demnach biete das russische Gesetz durchaus Lücken, um Personenstandsänderungen vorzunehmen.

Vorbild Argentinien

Die Aufrechterhaltung des binären Geschlechtersystems, z. B. durch die Fokussierung auf Personenstandsänderungen, kritisierte Yana Sitnikova von der Trans* Coalition Moskau. Sie schlug die Forderung nach einer Gesetzesänderung wie in Argentinien vor. Dort ist die Eintragung eines Geschlechts im Pass freiwillig.

Die schwierige medizinische Lage für Trans*-Menschen schilderte Petr Voskresensky, Arzt und unabhängiger LGBT-Aktivist aus Sankt Petersburg. Transsexualität gelte in Russland als Krankheit, gleichzeitig gebe es aber keine Diagnostik-Instrumente. Daher würden viele Trans* als schizophren diagnostiziert, was ein schlimmes Urteil für sie bedeute. Zwar gebe es liberale Mediziner, diese seien aber rechtlich in ihren Möglichkeiten eingeschränkt. Benötigt würden mehr Fachkräfte im medizinischen Bereich, die sich mit Trans* auskennen, insbesondere in ländlichen Regionen.

Eine öffentliche Debatte um Trans*-Menschen wird vermieden

Anschließend wurden unterschiedliche Strategien gegen Transphobie besprochen. Dabei wurde deutlich, dass es in der Trans*-Community in Russland eine große Angst vor weiteren Repressionen gibt. Aus Angst vor einem Verbot geschlechtsangleichender Operationen werde eine öffentliche Debatte um Trans* vermieden, hieß es. Für eine mögliche Unterstützung aus Deutschland wurde angeregt, in internationalen Zusammenschlüssen homo- und transphobe russische Parteien anzugehen.

(Lisa Fedler)

Podiumsdiskussion: „Was kommt nach Sotschi?“

Per Skype aus Budapest: die Olympionikin Imke Duplitzer (Foto: Stefan Lutz)
Per Skype aus Budapest: die Olympionikin Imke Duplitzer (Foto: Stefan Lutz)

Für die abschließende Podiumsdiskussion war die Fechterin und Olympionikin Imke Duplitzer per Skype zugeschaltet. Sie hielt es für gut, wenn hochrangige politische Vertreter_innen ihre Teilnahme an den Olympischen Spielen absagten, um so nicht für mediale Zwecke des Ausrichterlandes genutzt zu werden. Andererseits halte sie nichts davon, wenn Olympioniken die Spiele boykottierten. Die Sportler seien das schwächste Glied in der Kette.

 Sport und Politik in der Verantwortung

Stattdessen seien vor allem die für die Spiele verantwortlichen Institutionen aufgefordert, die Situation in den Austragungsländern zu kritisieren. Das IOC oder der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) fänden Gehör und könnten Missstände kritisieren, hieß es. Gerade die Olympischen Spiele besäßen eine wirtschaftspolitische Dimension, sagte Duplitzer. Aber auch die deutsche Regierung sei jetzt gefordert und müsse, wie Wenzel Michalski von Human Rights Watch betonte, den Kreml in die Pflicht nehmen und den Schutz der Menschenrechte (nicht nur) für LGBT einfordern.

taz-Chefredakteurin Ines Pohl: Auch nach Sotschi müssen die Medien dranbleiben (Foto: Stefan Lutz)
taz-Chefredakteurin Ines Pohl: Auch nach Sotschi müssen die Medien dranbleiben (Foto: Stefan Lutz)

Wichtig war allen Anwesenden, dass die Situation der LGBT in Russland auch nach den Olympischen Spielen in den Medien präsent bleibt. Denn sonst, so Ines Pohl, Chefredakteurin der taz, wäre es wie bei den Olympischen Spielen in Peking 2008: Nach Abschluss der Spiele war die Menschenrechtssituation in China kein Thema mehr. Nur durch eine fortlaufende Berichterstattung könne dem politischen Russland gezeigt werden, dass es weiterhin „unter Beobachtung“ steht. Gleichzeitig könne dadurch auch das russische Volk nachhaltig aufgeklärt und könnten Ängste in der Bevölkerung abgebaut werden.

 „Wir Russen brauchen unser eigenes Stonewall!“

Immer wieder analysierten die Diskutanten die Hintergründe der aktuellen Missstände. Andrej Obolensky von der Moskauer Rainbow Association wies darauf hin, dass der Kreml durch die Unterdrückung und Verfolgung der LGBT auch von sozialen Problemen im Land ablenken wolle. Für Stephan Jäkel von der Schwulenberatung Berlin war klar, dass deutsche Organisationen die LGBT in Russland bei ihrem Kampf für Verbesserungen unterstützen werden. Er betonte allerdings auch, dass dies am besten funktioniere, wenn die Initiative von den russischen Aktivisten komme. Er brachte es auf den Punkt, indem er einen Aktivisten zitierte: „Wir Russen brauchen noch unser eigenes Stonewall!“

(Christoph Kolbe)

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Über

Christina Laußmann

Christina Laußmann hat Kulturwissenschaft, Medienwissenschaft und Neuere deutsche Philologie an der Humboldt-Universität und Technischen Universität Berlin studiert. Seit 2013 arbeitet sie als Autorin und Lektorin bei der Deutschen Aidshilfe.

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