DOSSIER HIV & STRAFRECHT

Wie Sie schon immer über HIV hätten reden sollen, es aber nie zu tun wagten

Von Philip Eicker
Mit dem eigenen Partner über HIV und Safer Sex zu reden, ist gar nicht so leicht. Vier Tipps vom Partnerschaftsprofi

Paar auf einer Bank
Den geeigneten Zeitpunkt finden (Foto: Albrecht E. Arnold / pixelio.de)

Wird eine HIV-Infektion innerhalb einer Beziehung verschwiegen, birgt dies ein großes Konflikt- und Verletzungspotenzial: Wird die Infektion irgendwann offenbar, können Wut und Enttäuschung zu heftigen Reaktionen führen. Damit es nicht zu dieser Situation kommt, empfiehlt es sich, mit dem Partner von Anfang an offen über mögliche Infektionsrisiken und Safer Sex zu reden. Das ist allerdings gar nicht so einfach, weil dabei große Gefühle im Spiel sind. Es geht um Vertrauen und sexuelle Bedürfnisse. Der Berliner Paartherapeut Thomas Symalla gibt vier Tipps, die ein schweres Gespräch leichter machen:

1. Einen guten Zeitpunkt wählen
Besprechen Sie das Thema HIV und Aids nur dann, wenn es Ihnen gut miteinander geht. Nur so können Sie das Thema objektiv und fair verhandeln. Gibt es bereits Spannungen in der Beziehung, werden diese in einem so sensiblen Gespräch leicht mitverhandelt. Und das würde bedeuten: Das Gespräch wird gleich noch mal komplizierter.

2. Den richtigen Rahmen schaffen
Wählen Sie eine angenehme Atmosphäre, in der Sie ruhig und sachlich beim Thema bleiben können – und wo Platz ist für die dazugehörigen Gefühle. Das heißt: Kein Telefon sollte klingeln, kein Dritter ins Gespräch platzen. Entscheiden Sie gemeinsam, welche Umgebung dafür am besten passt. Das eigene Zuhause? Ein Restaurant? Viele Paare bevorzugen einen Spaziergang. Da sind beide in Bewegung, das baut mögliche Spannungen ab.

3. Allen Gefühlen Raum lassen
Ziel des Gesprächs sind Abmachungen, wie Sie gemeinsam mit dem Risiko einer HIV-Infektion umgehen. Ganz wichtig dabei: Sprechen Sie nicht nur über Regeln und Verbote, sondern gleichzeitig auch über ihre Gefühle: Was machen diese Regeln und Verbote mit mir? Fühle ich mich durch sie eingeschränkt? Was ist schade daran? Überfordern sie mich vielleicht? Kann und möchte ich diese Verantwortung tragen? Und was hat es für Konsequenzen, wenn diese Regeln mal nicht eingehalten werden – was nur menschlich ist?

4. Vereinbarte Regeln laufend überprüfen
Und schließlich gilt: Handhaben Sie die gemeinsam vereinbarten Regeln im Umgang mit HIV flexibel. Das heißt, sie gelten für die aktuelle Lebensphase des Paares, aber in einem Jahr können die Bedingungen schon wieder andere sein. Dann ist ein neues Gespräch notwendig – siehe Regel eins.

Zusammenstellung: Philip Eicker

Thomas Symalla ist Diplom-Psychologe und arbeitet als Paar- und Familientherapeut in Berlin-Friedenau. (www.paartherapie-berlin.com)

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