Zum Tod von Dirk Bach
Nicht wenige unter den über sechs Millionen Menschen, die sich im Januar regelmäßig zum RTL-Dschungelcamp vor dem Fernseher versammelten, taten dies vor allem wegen ihm. Gemeinsam mit seiner Ko-Moderatorin Sonja Zietlow adelte Dirk Bach das Trash-TV-Format, in dem er es mit doppelbödigem Wortwitzen zu einer Satiresendung erhob.
„Das sind Langzeitarbeitslose, denen wir auf freundliche Art bei der Wiedereingliederung ins Berufsleben behilflich sein wollen“, lästerte er charmant und bösartig zugleich über die Promi-Kandidaten. Im Safari-Look und Tropenhelm auf dem Kopf machte sich Bach auch selbst zur komischen Nummer.
„Ich bin ein Star – holt mich hier raus“ war sicherlich Bachs kommerziell größter Erfolg; gerühmt, geschätzt und verehrt wurde er glücklicherweise auch schon zuvor.
Dirk Bach war mit Improvisationstalent gesegnet, wurde für seine präzise Arbeit von Kollegen geschätzt und wusste aus seiner korpulenten Gestalt selbstbewusst komisches Kapital zu schlagen. All das zusammen führte zu einer steilen Fernsehkarriere, unter anderem in den für ihn auf den runden Leib geschriebenen Comedy-Sendungen wie „Die Dirk Bach Show“, „Lukas“ oder der Krimireihe „Der kleine Mönch“.
Das Komische lag Dirk Bach im Blut, das hatte er gleich in seiner ersten Filmhauptrolle, als Showmaster Willi Wunder in der Kult-Komödie „Im Himmel ist die Hölle los“, bewiesen. Und dieses besondere Talent vor allem hatte ihn in den vergangenen 20 Jahren zu einem in einem breiten Publikum beliebten Fernsehstar gemacht.
Doch der 1961 geborene Kölner blieb stets auch seinen Wurzeln treu. Mit 17 Jahren hatte er erstmals auf einer Profi-Bühne gestanden, in einer Kölner Produktion von Heiner Müllers „Prometheus“.
In Walter Bockmayers Underground-Tuntentrash-Version der „Geierwally“ reifte er zum Komödianten und wurde Teil des künstlerisch ungemein produktiven lesbisch-schwulen Klüngels rund um Hella von Sinnen, Ralph Morgenstern und Georg Uecker.
Bach war über viele Jahre festes Mitglied des Kölner Schauspielhauses und fand zuletzt wieder verstärkt auf die Theaterbühnen zurück; er spielte in „Sein oder Nichtsein“ am Millowitsch-Theater und gehörte zur Uraufführungsbesetzung von Hape Kerkelings Musical „Kein Pardon“.
Dirk Bach war – im besten Sinne des Wortes – Volksschauspieler
Dirk Bach war – im besten Sinne des Wortes – zum Volksschauspieler geworden, und das nicht nur in seiner Heimatstadt Köln. Seine breite Popularität hinderte ihn allerdings nicht, überall dort klar Stellung zu beziehen, wo es ihm wichtig war.
Er unterstützte Amnesty International und die Tierschutzorganisation PETA und setzte sich für die Gleichberechtigung von Schwulen und Lesben ein. 1999 verlobte er sich in Florida mit seinem langjährigen Lebensgefährten. Heiraten aber, sagte Dirk Bach damals, wolle er allerdings erst, wenn die homosexuelle Ehe der heterosexuellen rechtlich gleichgestellt sei.
Engagierter Aids-Aktivisist
Besonders wichtig war ihm das Engagement in Sachen HIV und Aids, für das er bei der “Reminders Day Aids Gala” 2011 mit dem “ReD Award” ausgezeichnet wurde.
„Die Krankheit hat sich ja in Wellen entwickelt, hat sich immer wieder verändert, mit neuen Medikamenten und Therapien auch zum Guten. Aids gerät jetzt so langsam ins Vergessen, aber es ist halt nicht vorbei“, sagte Dirk Bach Anfang des Jahres im Interview mit dem Magazin „rik“.
„Auch mit der Berliner AIDS-Hilfe stehe ich in Kontakt und bekomme dadurch einen Eindruck, wie die Arbeit bei denen ist, da ist ja durch die Nähe zu Osteuropa noch einiges anders. Da kann noch einiges auf uns zukommen.“
Das von ihm 2002 initiierte Benefizkonzert „cover me“ zugunsten der Kölner AIDS-Hilfe entwickelte sich über die Jahre zu einer der größten Benefizveranstaltungen der Stadt. Bach ging es dabei nicht allein darum, Geld zu sammeln, sondern sah die Show auch „als Beitrag für die Menschen, die die Krankheit haben, als Dankeschön für die Menschen, die das ganze Jahr über Einsatz zeigen.“
Darüber hinaus moderierte Bach immer wieder auch andere Veranstaltungen. Am 22. Oktober hätte er gemeinsam mit Maren Kroymann durch den Abend der 12. Gala „Künstler gegen Aids“ im Berliner Theater des Westens führen sollen.
Am Montag wurde Dirk Bach, der am Berliner Schloßpark-Theaters „Der kleine König Dezember“ probte, in seiner Wohnung tot aufgefunden. Die Todesursache ist derzeit noch unklar.
Dirk Bach wird fehlen, als Schauspieler und Entertainer wie als polisch und sozial engagierter Mitbürger. Danke, Dirk, für all das Komische wie für das Ernsthafte.
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5 Kommentare
MoJo 2. Oktober 2012 11:22
Guter Artikel, bitte Todesdatum unter dem Bild korrigieren. ;o)
admin 2. Oktober 2012 13:04
Lieben Dank für den Hinweis.
Monika 2. Oktober 2012 13:16
Es ist immer wieder schlimm, wenn junge Menschen sterben.
David Surmann 2. Oktober 2012 14:34
Der Artikel ist wirklich sehr schön geschrieben.
Ich kann es immer noch nicht glauben das Dirk nicht mehr unter uns ist:-(((
WEINGART FERDINANDO 24. Dezember 2012 5:01
DANKE FÜR DIE INFO UND FROHE WEIHNACHT CIAO FERDI ! ^^ 😀