Dossier Online-Prävention 3 | Sicherheitsstufen sind Hemmschwellen

Von Redaktion
Hände halten Smartphone
(Foto: Kigoo, pixelio)

Immer mehr Menschen ziehen sich ihre Gesundheitsinformationen aus dem Netz. Das bietet große Chancen – auch für die HIV-Prävention. Bleibt die Gretchenfrage aller Online-Gesundheitsangebote: Wie haltet ihr es mit dem Datenschutz?

Denn alle intimen Bekenntnisse über Sex, Ansteckungsrisiken und Beziehungsprobleme landen – anders als früher am Analogtelefon oder im Beratungszimmer – auf einer Festplatte. Wie diese vor fremden Zugriffen bewahrt wird, muss jede Plattform für sich klären. Einheitliche Standards gibt es noch nicht. Aber: „Die User sind im Allgemeinen vorsichtig“, hat Helmut Paschen beobachtet. „Wenn sie intime Informationen weitergeben, schützen sie sich meist durch entsprechende Einstellungen.“

 

Die User sind im Allgemeinen vorsichtig

Kommt es zu einem Mailkontakt, kann der Sextra-User zwischen drei Sicherheitsvarianten wählen. Auf der höchsten Sicherheitsstufe werden die Antwortmails nicht versandt, sondern nur auf den sicheren Sextra-Server bereitgelegt. Um seine Antwort zu lesen, muss der Fragesteller nochmals vorbeisurfen und sich einloggen. Der Vorteil: Dritte können den Schriftverkehr nicht mitlesen. Der Nachteil: Jede Sicherheitsstufe ist zugleich eine Hemmschwelle für die Kontaktaufnahme.

Die Sorge um die persönlichen Daten nehmen alle Onlineberater ernst. Nicht nur weil es zu ihrem Selbstverständnis gehört, sondern auch weil sie gegen die gelegentlich hochschwappende Euphorie über das Web 2.0 längst immun sind. „Die Onlineberatung muss nicht auf jeden Zug aufspringen“, findet Richard Reindl, aber sie solle „dort andocken, wo die Menschen mit ihren Problemen sind: bei Facebook, bei StudiVZ“. Die sozialen Netzwerke seien kein „Horrorsetting“ für Prävention und psychosoziale Beratung.

In der Tat: Die Umgangsformen im Netz sind nicht so roh, wie das die aufgeregte Diskussion über Facebook und Google vermuten lässt. Oft beklagte Missstände entpuppen sich bei genauerem Hinsehen als Online-Mythen. Vor allem aber gilt: Die Menschen sind im Netz unterwegs, sie finden dort sogar ihre Lebenspartner. Also müssen die Beratungstellen folgen. „Wir setzen die gute Tradition der Vor-Ort-Arbeit ins virtuelle Medium fort“, betont Clemens Sindelar.

Philip Eicker
Fortsetzung Teil 4 | Grenzen der Gesundheit 2.0

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