Tschechien: Polizei stellt Ermittlungen gegen HIV-positive Männer ein
Im Januar waren 30 Männer aufgrund einer Anzeige der örtlichen Gesundheitsbehörde festgenommen worden, gegen 27 wurde anschließend Strafanzeige gestellt (wir berichteten auf aidshilfe.de). Weil die beim Gesundheitsamt als HIV-positiv registrierten Männer wegen sexuell übertragbarer Krankheiten in Behandlung waren, schloss die Gesundheitsbehörde daraus, dass sie kondomlosen Sex praktiziert hätten und somit HIV hätten weitergegeben können.
Die „Verbreitung ansteckender Krankheiten“ kann in Tschechien mit bis zu zehn Jahren Haft bestraft werden, auch ohne dass von direkt Betroffenen Anzeige erstattet wurde. Eine von der European AIDS Treament Group (EATG) initiierte Petition gegen die Verhaftung und Kriminalisierung der Männer hatten weltweit rund 1000 Aids-Aktivist_innen und HIV-Organisationen, darunter die Deutsche AIDS-Hilfe (DAH) und das HIV Justice Network, unterzeichnet.
Die Prager Staatsanwaltschaft hat sich nun vermutlich von dem Argument überzeugen lassen, dass auch bei Sex mit Kondom Infektionskrankheiten wie Syphilis oder Tripper übertragen werden können. Die tschechische Aidshilfe-Organisation hatte zudem darauf hingewiesen, dass sich die Beschuldigten mehrheitlich in HIV-Therapie befänden und eine Viruslast hätten, die unter der Nachweisgrenze liege. Damit hätte auch bei kondomlosem Geschlechtsverkehr kein HIV-Infektionsrisiko für die Sexpartner bestanden.
(ascho)
Quellen/weitere Informationen:
Bericht des HIV Justice Network
„Tschechien: HIV-positive Männer angezeigt“ – Meldung auf aidshilfe.de vom 17.2.2016
„Protest gegen Strafverfolgung 30 HIV-positiver in Tschechien“ – Pressemitteilung der DAH vom 18.2.2016
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