Jahresvorschau: Was erwartet uns 2023?
Das Jahr 2023 bringt nicht nur einige wichtige Änderungen in der Sozialgesetzgebung, auch Konferenzen und andere Ereignisse werfen bereits ihre Schatten voraus. Ein Überblick
Januar
Neue Regeln und Veränderungen bei Sozialleistungen:
- Mehr Wohngeld für mehr Menschen: Ab 1. Januar wird das Wohngeld um durchschnittlich rund 190 Euro pro Monat erhöht. Zudem erhalten Wohngeldhaushalte, Studierende und Auszubildende mit BAföG für die Heizperiode von September bis Dezember 2022 als schnelle Hilfe einen zweiten Heizkostenzuschuss.
- Hinzuverdienstmöglichkeiten für Rentner*innen: Ab 2023 entfällt die Hinzuverdienstgrenze bei vorgezogenen Altersrenten; bei Erwerbsminderungsrenten werden die Hinzuverdienstgrenzen deutlich angehoben. Zudem müssen Rentner*innen ihren Sozialversicherungsausweis nicht mehr bei neuen Arbeitgeber*innen vorlegen, da diese die Sozialversicherungsnummer bei der Rentenversicherung digital abrufen können.
- Bürgergeld: Durch die Einführung des Bürgergelds ab 1. Januar sollen Anspruchsberechtigte mehr Geld und eine bessere Betreuung erhalten. Bezieher*innen von Arbeitslosengeld II bzw. von Hartz-IV-Leistungen erhalten nun automatisch Bürgergeld. Dies steht als unterstützende Leistung auch solchen Menschen zu, deren Arbeitseinkommen nicht zum Lebensunterhalt reicht.
Februar
Fachtag Sexualität & Psyche
Die 12. Ausgabe der jährlichen Fachtag Sexualität und Psyche in der Katholischen Akademie „Die Wolfsburg“ in Mühlheim an der Ruhr widmet sich am 2./3. Februar dem Schwerpunkt „Sexualität und Macht“ unter anderem mit Workshops und Vorträgen zu den Themen Stigmatisierung und Sexualität, Sexualität und Trauma sowie Coming-out im Sport, in Kirche und in Institutionen. Angeboten wird auch ein Update zu den medizinischen Entwicklungen bei HIV und HCV.
Berlinale: Das größte deutsche Filmfestival (16. bis 26. Februar) präsentiert traditionell Ur- und Erstaufführungen sowie einige Dutzend neuer internationaler Produktionen zu LGBTIQ*-Themen. Zum Abschluss des Festivals werden am 24. Februar in der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz die Teddy Awards an die besten queeren Filme verliehen. Die Veranstaltung wird live gestreamt.
CROI 2023: Über 4.000 Expert*innen werden zu der Conference on Retroviruses and Opportunistic Infections (CROI) vom 19. bis 22. Februar erwartet, um aktuelle Forschungsergebnisse zur Behandlung von HIV/Aids und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten vorzustellen und zu erörtern. Die Veranstaltung findet im Summit Convention Center in Seattle/USA statt, eine Teilnahme ist voraussichtlich auch virtuell möglich.
International Liver Congress: Der weltgrößte Kongress zum Thema Leber und Hepatologie mit rund 9.000 Teilnehmer*innen findet vom 21. bis 24. Juni in Wien als hybride Veranstaltung statt. Ausrichter ist die Europäische Arbeitsgemeinschaft zum Studium der Leber (EASL).
34. Suchtkongress des Fachverband Sucht+ e.V.: Unter dem Motto „Medizinische Rehabilitation – Fit für die Zukunft“ werden vom 12. bis 14. Juni in Münster die neuen Rahmenbedingungen und Wege in der Suchtbehandlung vorgestellt. Diskutiert werden unter anderem die Auswirkungen des digitalen Rentengesetzes, das im Juli eingeführt wird, sowie Qualitätssicherung in der ambulanten Rehabilitation Suchtkranker. Weitere Themen sind der Einsatz digitaler Medien vor, während und nach der Therapie sowie die zukünftigen Anforderungen an die Behandlung Drogenabhängiger.
Bundesweites Treffen für Frauen mit HIV: Insbesondere in kleineren Städten sind die Angebote für Frauen mit HIV rar und die Gelegenheiten zum persönlichen Austausch mit anderen begrenzt. Das bundesweite Treffen in der Akademie Waldschlösschen (10. bis 12. Februar) bietet die Möglichkeit, sich über aktuelle gesundheitliche und soziale Fragen zu informieren und an Themen zu arbeiten, die für HIV-positive Frauen besondere Bedeutung haben oder ihnen am Herzen liegen. Eine Kinderbetreuung ist bei rechtzeitiger Anmeldung möglich.
Hepatologie trifft Infektiologie: Bereits zum sechsten Mal veranstalten der Berufsverband Niedergelassener Gastroenterologen Deutschlands und die Deutschen Arbeitsgemeinschaft niedergelassener Ärzte in der Versorgung HIV-Infizierter e. V. (dagnä) einen gemeinsamen Workshop, bei dem fachübergreifende medizinische Entwicklungen in der Infektiologie und der Hepatologie vorgestellt werden. Wissenschaftliche Leiter*innen dieser Fortbildungsveranstaltung im Spreespeicher Berlin am 17./18. Februar sind Prof. Dr. Wolf Peter Hofmann und Dr. Axel Baumgarten (Berlin) sowie Dr. Kerstin Stein (Magdeburg).
Positiven-Universität: Das Gemeinschaftsprojekt von Positiv e.V., der Akademie Waldschlösschen und der DAH findet im Rahmen der bundesweiten Positiventreffen (9. bis 12. Februar) in der Akademie Waldschlösschen statt und dient der Auseinandersetzung mit aktuellen Themen im HIV/Aids-Kontext. Im Mittelpunkt stehen strategische Diskussionen für Aktivist*innen, die in der Selbsthilfe aktiv sind (oder waren), und andere Interessierte.
März
Internationaler Tag der Rechte von Sexarbeiter*innen: Der International Sex Workers’ Rights Day am 3. März wird auch in diesem Jahr von Sexarbeit-Selbsthilfeorganisationen für Aktionen genutzt werden.
Kongress „Armut und Gesundheit: gemeinsam Wandel gestalten“: Die Corona-Pandemie hat die sozialen und gesundheitlichen Ungleichheiten in unserer Gesellschaft in den letzten zwei Jahren verstärkt, zudem hat der Ukraine-Krieg die Menschen zusätzlich belastet. Mit den enormen Preissteigerungen in den Bereichen Energie und Lebensmittel, die durch den Ukraine-Krieg entstanden sind, werden die Ungleichheiten weiter zunehmen. Akteur*innen aus Wissenschaft, Gesundheitswesen, Politik, Praxis und Selbsthilfe diskutieren aktuelle Forschungsergebnisse und vertiefen neue Strategien, Lösungsansätze und Erfahrungen aus der Praxis. Der vom Verein Gesundheit Berlin-Brandenburg – Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung veranstaltete Kongress findet am 6./7. März in digitaler Form und am 21./22. März in Präsenz an der Freien Universität Berlin statt.
Internationaler Tag gegen Rassismus: Noch immer findet in vielen Lebensbereichen Diskriminierung und Ausgrenzung statt. Menschen werden aufgrund ihrer Hautfarbe, ihrer sexuellen Orientierung, ihres Geschlechts oder einer Erkrankung beleidigt, ausgegrenzt oder angegriffen. Der internationale Tag gegen Rassismus am 21. März wurde 1966 von den Vereinten Nationen ausgerufen und ist auch für viele DAH-Mitgliedsorganisationen und -Projekte ein Anlass, um auf gruppenspezifische Diskriminierung aufmerksam zu machen und ein klares Zeichen gegen Rassismus zu setzen.
DÖAK 2023: Der Deutsch-Österreichische AIDS-Kongress 2023 steht unter dem Motto „HIV und AIDS – (k)eine Generationenfrage“ und wird vom 23. bis 25. März im World Conference Center Bonn stattfinden. Die wissenschaftliche Leitung haben Prof. Jürgen Rockstroh (Bonn) und Prof. Clara Lehmann (Köln) übernommen.
Im Rahmen des DÖAK werden sowohl der von der Deutschen AIDS-Stiftung ausgelobte und mit insgesamt 15.000 Euro dotierte Medienpreis HIV/Aids 2021/2022 sowie der JUNIOR Medienpreis verliehen.
Bundesweites Positiventreffen: Die besondere Situation von Menschen mit HIV im Kontext ihrer Berufstätigkeit steht im Zentrum dieses bundesweiten Treffens vom 23. bis 26. März in der Akademie Waldschlösschen. Geplant sind anregende und kommunikationsfördernde Methoden und Formate zum Austausch u. a. über den Umgang mit HIV am Arbeitsplatz, zur Resilienz im Arbeitsalltag, zu Sozialrechtsfragen und der möglichen (gewerkschaftlichen) Interessenvertretung für/von Menschen mit HIV.
April
ECCMID 2021: Ein für die HIV- und STI-Medizin weiterer wichtiger jährlicher Termin ist der Europäische Kongress für Klinische Mikrobiologie und Infektionskrankheiten (ECCMID). Die 33. Auflage mit Symposien, Weiterbildungssessions und Diskussionen mit mehr als 14.000 internationalen Expert*innen findet vom 15. bis 18. April in Kopenhagen statt. Die Teilnahme ist auch digital möglich.
Harm Reduction International Conference 2023: Harm Reduction International ist eine weltweit führende Nichtregierungsorganisation, die sich für die Förderung und Ausweitung der Unterstützung der Schadensminimierung einsetzt, indem sie sich für eine evidenzbasierte öffentliche Gesundheitspolitik und -praxis sowie für menschenrechtsbasierte Ansätze in der Drogenpolitik einsetzt. Ihre Harm Reduction International Conference unter dem Motto „Strenght in Solidarity“ findet vom 16. bis 19. April in Melbourne statt.
18. Global Hepatitis Summit: Paris ist vom 25. bis 28. April Schauplatz des internationalen Symposiums zu viraler Hepatitis und Lebererkrankungen, zu dem rund 1.000 Expert*innen aus aller Welt erwartet werden. Auch eine Online-Teilnahme wird möglich sein.
Mai
11. Operngala Bonn: Die traditionelle Benefiz-Veranstaltung zugunsten der Deutschen AIDS-Stiftung findet am 6. Mai im Opernhaus Bonn statt. Das Musikprogramm wird vom künstlerischen Leiter Dr. Alard von Rohr in Zusammenarbeit mit dem Operndirektor des Theater Bonn Andreas K.W. Meyer vorbereitet. Es treten bekannte Sänger*innen von den größten Bühnen Europas und aus dem Bonner Ensemble sowie weitere Künstler auf. Begleitet werden sie vom Beethoven Orchester Bonn und dem Opernchor vom Theater Bonn.
27. Suchttherapietage Hamburg: Nach zwei virtuellen Ausgaben wird die traditionelle Fachtagung wieder als Präsenzveranstaltung vom 15. bis 17. Mai an die Universität Hamburg zurückkehren. Im Zentrum stehen die „Auswirkungen von Krisen auf Suchthilfe und Prävention“. Welchen Einfluss haben Krisen auf süchtiges Verhalten? Welche neuen Zugänge zu Prävention und Behandlung wurden – etwa während der COVID-19-Pandemie – erschlossen? Wie sind Suchtprävention und -behandlung auf Zielgruppen eingestellt, die durch Krisen bedeutsamer werden, wie die wachsende Zahl von Geflüchteten Menschen?
12. Europäische Konferenz zur Gesundheitsförderung in Haft: Seit 13 Jahren verbinden die Internationalen Konferenzen zur Gesundheitsförderung in Haft wissenschaftliche Theorie mit der täglich gelebten Vollzugspraxis. Der 12. Austausch dieser Art mit Akteur*innen aus Praxis, Politik und Forschung am 25./26. Mai widmet sich dem zentralen Thema „Äquivalenzprinzip im Faktencheck“. Tagungsort ist das Centre Loewenberg, Murten/Schweiz (nahe Fribourg). Die Konferenz wird zweisprachig (deutsch/französisch) sein und simultan übersetzt werden.
IWWIT in der CSD- und Eventsaison: Coronabedingt konnten in den zurückliegenden Jahren viele CSD-und andere Veranstaltungen gar nicht oder nur unter sehr eingeschränkten Bedingungen stattfinden. Für 2023 sind allerorten wieder „klassische“ Straßen-CSDs geplant. Der voraussichtlich erste CSD der Saison ist für den 18. März im hessischen Homburg (Efze) geplant, am 1. April folgt Fritzlar – im Mai geht es dann so richtig los. Der „traditionelle“ CSD-Monat beginnt am 3. Juni mit einer Parade in Karlsruhe, am 24. Juni folgt Freiburg. Der ColognePride 2023 findet am 9. Juli statt. Es folgen u. a. der CSD in Berlin am 22. Juli, Stuttgart am 29. Juli und Hamburg am 5. August. Ehrenamtler*innen aus dem Team der Kampagne ICH WEISS WAS ICH TU (IWWIT) werden bei vielen dieser Veranstaltungen und bei Events wie der 50. Easter Berlin, Leather Fetish Week (6. bis 10. April), der Mega Oster Party im Gaywerk Mannheim oder dem Internationalen Tag gegen Homo- und Transphobie (IDAHOBIT) am 17. Mai mit dabei sein. Ein zentrales Thema der Kampagne ist in diesem Jahr die Stärkung des psychischen Wohlbefindens von Menschen aus der LGBTIQ*-Community.
Juni
Internationaler Hurentag: Am 2. Juni ist International Sex Workers’ Day, „Internationaler Hurentag“, in Erinnerung an die Geburtsstunde der europäischen Hurenbewegung. Am 2. Juni 1975 besetzten etwa 100 Sexarbeiter*innen in Lyon eine Kirche, um erstmalig auf die Kriminalisierung ihrer Arbeit öffentlich aufmerksam zu machen. Zur Erinnerung an dieses wegweisende Ereignis wurde der 2. Juni zum Internationalen Hurentag bzw. International Sex Workers’ Day ausgerufen. Auch in Deutschland wird dieser Tag von Organisationen und Initiativen genutzt, um Öffentlichkeit für die politischen Forderungen von Sexarbeiter*innen zu schaffen.
KIT 2023: Seit dem letzten Kongress für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin in Präsenz ist viel passiert. Durch Corona und Mpox stand die Infektionsmedizin so stark im Fokus der Öffentlichkeit wie lange nicht mehr. Neben weiteren Fortschritten in der Behandlung von Virushepatitiden und der HIV-Infektion wurde mit den hochwirksamen mRNA-Vakzinen eine komplett neue Impfstoffplattform etabliert. Diese Entwicklungen werden neben anderen infektionsmedizinischen Themen und Weiterbildungsangeboten die KIT 2023 (14. bis 17. Juni) in der Kongresshalle am Zoo in Leipzig bestimmen. Die Registrierung ist ab Februar möglich. Eingebettet in den Kongress sind die Jahrestagungen der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit bzw. der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie.
11th World Congress on Control and Prevention of HIV/AIDS: Neue Therapieansätze und pharmazeutische Entwicklungen zu HIV, Hepatitis und anderen STIs stehen im Mittelpunkt der Konferenz am 21./22. Juni in Rom. Die Vorträge und Diskussionen können auch digital mitverfolgt werden.
STI & HIV World Congress: Unter der Federführung der American Sexually Transmitted Diseases Association findet die diesjährige Ausgabe des medizinischen Fachkongresses vom 24. bis 27. Juni in Chicago statt.
23. Interdisziplinärer Kongress für Suchtmedizin: Das fachintegrierende Forum für Suchttherapie, Suchtfolgekrankheiten und Akutversorgung Suchtkranker findet in diesem Jahr wieder als Präsenzveranstaltung statt, und zwar vom 29. Juni bis 1. Juli 2023 in München. Der Kongress bietet Therapeutinnen, Ärztinnen der verschiedensten Fachrichtungen, Psychologinnen, Sozialpädagoginnen und Beschäftigten in der Krankenpflege die Möglichkeit, sich zu neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen auszutauschen und suchtmedizinisches Grundlagenwissen zu erwerben.
Juli
Bürgergeld Stufe II: Ab 1. Juli tritt die zweite Stufe des Bürgergelds in Kraft. Dies betrifft insbesondere die Berechnung der Leistungen. So gibt es zusätzliche finanzielle Unterstützung bei Weiterbildungen, die Weiterbildungsprämie soll entfristet werden. Erwerbstätige Schüler*innen, Auszubildende, Studierende und Bundesfreiwilligendienstleistende erhalten höhere Freibeträge.
Bundesweites Positiventreffen: „Anders Altern mit HIV“ ist das Motto des bundesweiten Positiventreffens vom 9. bis 13. Juli in der Akademie Waldschlösschen, das sich gezielt an ältere und Langzeit-HIV-Positive richtet. Die Anmeldung ist ab Ende April 2023 möglich.
9. Münchner AIDS-Werkstatt: Der Werkstattkongress am 7./8. Juli im The Westin Grand Hotel bietet ein Update zu medizinischen und psychosozialen Aspekten von HIV, Hepatitis, Mpox („Affenpocken“) und COVID-19.
Gedenktag für verstorbene Drogengebraucher*innen: Der 21. Juli ist nicht nur an ein Tag des Gedenkens an jene Menschen, die an den Folgen ihrer Drogensucht gestorben sind. Es ist auch ein Tag der Aktionen, des Protestes und der Information. In mehr als 70 Städten wird mit öffentlichen Aktionen, Gedenkmessen und Demonstrationen für Aufklärung, Angebote zur Risikosenkung und Überlebenshilfen geworben und über die Situation Drogen gebrauchender Menschen informiert.
IAS Konferenz: Die 12. Konferenz der International AIDS Society ist 2023 zu Gast im australischen Brisbane. Rund 6.000 Kongressteilnehmerinnen – Wissenschaftlerinnen, politische Entscheidungsträger*innen und Aktivist*innen – werden vom 23. bis 26. Juli virtuell bzw. vor Ort erwartet, um sich über die weltweiten Fortschritte in der HIV-Forschung zu informieren.
August
Ausbildungsprogramm zur Fachkraft für Sexualberatung: Mit einem Auftaktwochenende vom 6. bis 8. August startet die DAH die erste „Weiterbildung zur Fachkraft für lebensweltorientierte Sexualberatung“. In einem Zeitraum von 18 Monaten werden in einer Mischung aus Online-Modulen und Präsenzveranstaltungen zehn Ausbildungsmodule absolviert. Anmeldungen sind ab März 2023 möglich.
40 Jahre HIV/Aids in Deutschland: Es gibt in Deutschland lokal, regional wie überregional bislang nur wenige Aktivitäten zur gesellschaftspolitischen und historischen Aufarbeitung der HIV- und Aids-Geschichte, und der daraus entstandenen Organisationen und Strukturen. Eine Geschichtswerkstatt in der Akademie Waldschlösschen (25.-28. August) soll dazu anregen, sich mit der Geschichte von HIV und Aids zu beschäftigen und dazu einladen, dass mehr Organisationen, Verbände, Institutionen, Netzwerke oder Menschen ihre Geschichte rund um HIV/Aids festhalten und weitergeben oder beispielsweise auch die Auswirkungen der Aidsbewegung auf Gesundheitsbewegung zu erforschen.
International Overdose Awareness Day: Seit 2001 ist der 31. August all jenen Menschen gewidmet, die durch eine Überdosis ihr Leben verloren oder schwere Schäden erlitten. Freund*innen, Angehörige und Selbsthilfeorganisationen erinnern an sie mit Veranstaltungen und Aktionen. Auch die DAH wird anlässlich des Gedenktages gemeinsam mit Partner*innen eine Kampagne starten, um die Öffentlichkeit für die Notwendigkeit einer besseren Prävention zu sensibilisieren.
September
33. dagnä-Workshop: HIV-Schwerpunktärzt*innen und ambulant tätige Infektiolog*innen erhalten bei der Fortbildungsveranstaltung einen kompakten Überblick über Neuigkeiten aus den Bereichen HIV und Infektiologie. Anders als in den Vorjahren ist keine virtuelle Hybrid-, sondern wieder eine Präsenzveranstaltung geplant, und zwar am 1./2. September im Spreespeicher in Berlin.
Deutscher Suchtkongress: Die Deutsche Gesellschaft für Suchtpsychologie plant gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie ihren alljährlichen Fachkongress 2023 vom 18. bis 20. September mit rund 600 Teilnehmenden als Präsenzveranstaltung in Berlin. Beiträge zu klinischen und wissenschaftlichen Aspekten von Suchterkrankungen können ab Januar eingereicht werden.
Werkschau General Idea: Mit der subversiven Aneignung und Umfunktionierung von Hoch- und Populärkultur stellte das 1969 gegründete Künstlerkollektiv General Idea das Verhältnis von Kunst, Konsumkultur, sozialer Ungleichheit und Massenmedien zur Diskussion. Ab 1987 – bis zu ihrer Auflösung nach dem Aids-Tod der Mitbegründer Felix Partz und Jorge Zontal – widmete sich das Trio allein einem Thema: der Aidskrise und insbesondere der Rolle der Pharmaindustrie. Ihr berühmtestes Werk „AIDS“, eine Abwandlung des Schriftbilds „Love“ von Robert Indiana, wurde in vielfältigen Varianten, als Plakat, Aufkleber und sogar als Tapetenmotiv in Kampagnen gegen die Stigmatisierung von Menschen mit HIV/Aids eingesetzt. Der Martin-Gropius-Bau Berlin versammelt in einer von AA Bronson, dem letzten noch lebenden General Idea-Künstler, entwickelten Werkschau (22. September 2023 bis 14. Januar 2024) zentrale Installationen, Videos, Zeichnungen, Gemälde, Skulpturen sowie Archivmaterial und gibt einen Überblick über die Entwicklung der künstlerischen Praxis von General Idea.
PrEP-Finanzierung: Das noch bis Jahresende bestehende extrabudgetäre Abrechnungsmodell, mit dem Ärzt*innen die Leistungen im Rahmen der PrEP-Versorgung vergütet werden, kommt vom Bewertungsausschuss Ende September erneut auf den Prüfstand. Zu befürchten ist, dass die im Zusammenhang mit der PrEP abgerechneten ärztlichen Leistungen ab 2024 aus dem gedeckelten Budget der Arztpraxen finanziert werden müssen.
Oktober
19th European AIDS Conference: Vor 20 Jahren fand die Europäische AIDS-Konferenz erstmals in Warschau statt. Nun kehrt sie vom 18. bis 21. Oktober in die polnische Hauptstadt zurück. Unter dem Motto „It’s time to revisit!“ wird die 19. Europäische AIDS-Konferenz (#EACS2023) nicht nur die Entwicklungen in Polen und Osteuropa in den Blick nehmen, sondern auch die gesamteuropäischen Ziele und Ergebnisse bei der Eindämmung der HIV-Epidemie und von Koinfektionen neu beleuchten. So sollen der gleichberechtigte Zugang von EU- und Nicht-EU-Ländern zu hohen Versorgungsstandards, die Konzentration auf marginalisierte Bevölkerungsgruppen, die Verstärkung der Anstrengungen zur Eindämmung der HIV-Übertragung sowie die Förderung des Zugangs zu Programmen zur Schadensbegrenzung und zur Entkriminalisierung im Mittelpunkt der Diskussionen stehen.
International Drug Policy Reform Conference: Das weltweit wichtigste Treffen von Akteur*innen im Bereich der Drogenpolitik steht 2023 unter dem Motto „End The Drug War. Build a New World“. Bei der Konferenz vom 18. bis 21. Oktober in Phoenix, Arizona, will man Strategien zur Beendigung des Drogenkriegs zu entwickeln und Reformen initiieren, mit denen die Kriminalisierung von Drogengebrauch überwunden und Gesundheit, Gerechtigkeit und Menschenrechte in den Vordergrund gerückt werden können.
Mitgliederversammlung und Jubiläum der Deutschen Aidshilfe: Vertreter*innen der rund 120 im DAH-Dachverband zusammengeschlossenen Organisationen und Einrichtungen zieht es am 21./22. Oktober nach Berlin. Vorausgehen wird der Mitgliederversammlung ein Verbandsfachtag, dessen Thema im Frühjahr bekanntgegeben wird.
Am 23. September 1983 wurde die Deutsche Aidshilfe in Berlin gegründet, um die Interessen von Menschen mit HIV/Aids in der Öffentlichkeit sowie gegenüber Politik, Wissenschaft und medizinischer Forschung zu vertreten. Das 40-Jährige Jubiläum wird am Vorabend des Fachtags mit einem Empfang gefeiert.
Außerdem hat die bundesweite Präventionskampagne ICH WEISS WAS ICH TU für schwule, bisexuelle und andere Männer, die Sex mit Männern haben, ihren 15. Geburtstag! Seit 2018 setzen zahlreiche Ehrenamtler*innen, Kooperationspartner*innen vor Ort und das IWWIT-Team in der Deutschen Aidshilfe Impulse für die Auseinandersetzung mit Gesundheitsthemen in schwulen und queeren Communitys, informieren und klären auf.
November
Bundesweites Positiventreffen: „Für mehr Solidarität in der HIV-Community – Gegen Sexismus, Rassismus und Klassismus“ lautet eines der geplanten Themen des Positiventreffens vom 22. bis 26. November in der Akademie Waldschlösschen. Das Programm liegt ab Mitte Juni vor, dann ist auch die Anmeldung möglich.
Tanz unterm Regenbogen: Die 23. Ausgabe der traditionsreichen Aids-Benefiz-Veranstaltung mit prominenten Gästen geht am 25. November im Eventforum Castrop-Rauxel über die Bühne.
Dezember
Welt-Aids-Tag: Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), die Deutsche Aidshilfe und die Deutsche AIDS-Stiftung werden ihre im vergangenen Jahr gestartete Kampagne „Leben mit HIV – anders als du denkst“ zum 1. Dezember 2023 fortsetzen.
Vertriebsstopp von HIV-Medikamenten: Das auf HIV spezialisierte Pharmaunternehmen ViiV Healthcare stellt aufgrund veränderter Behandlungsleitlinien und damit sinkender Nachfrage die Produktion und den Vertrieb von bestimmten Dosierungen einiger Medikamente ein:
· Telzir (Fosamprenavir) 50 mg/ml Suspension zum Einnehmen sowie 700 mg Filmtabletten,
· Trizivir (Abacavir, Lamivudin, Zidovudin) 300 mg/150 mg/300 mg Filmtabletten,
· Celsentri (Maraviroc) 25 und 75 mg Filmtabletten sowie
· Tivicay (Dolutegravir) 10 und 25 mg Filmtabletten
Diese Medikamente werden spätestens ab Jahresende in Deutschland nicht mehr verfügbar sein. Ärzt*innen sollten daher keine Patient*innen mehr neu auf die auslaufenden Präparate einstellen und bereits behandelte Patienten frühzeitig umstellen. Bei Arzneiformen für Kinder soll es Ausnahmen geben, die auf dem Markt bleiben werden.
8. Gefängnismedizin-Tage 2023: Gefängnisärzt*innen sind in der Regel Einzelkämpfer*innen. In den meisten Fällen versorgen sie allein eine Anstalt. Umso wichtiger ist der fachliche Austausch über die wichtigen Themen der Medizin und Pflege unter Haftbedingungen wie Substanzgebrauch und Substitutionsbehandlung, Diagnostik und Therapie relevanter Infektionen wie HIV und Hepatitis – auch über die Grenzen der einzelnen Bundesländer hinweg. Die Gefängnismedizin-Tage 2023 finden am 7./8. Dezember im Radisson Blue Hotel in Frankfurt/Main statt.
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