Bock bloggt (1): Positive Erwartungen
Donnerstag Nachmittag: In Bielefeld ist es grau und es regnet in Strömen. Man könnte nun das schlechte Wetter beklagen, man kann es aber auch als ideales Kongresswetter sehen. Bis Sonntag finden hier die „Positiven Begegnungen“ statt – die größte Selbsthilfekonferenz zum Thema HIV in Europa. Bis zu 500 Teilnehmer/innen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz werden erwartet.
Die Vorbereitungen laufen seit Monaten. „Wir wollen einen Raum geben für aktuelle Diskussionen aber auch für persönliche Begegnungen“ sagt Stefan Timmermanns, Referent für „Leben mit HIV“ bei der Deutschen AIDS-Hilfe und Mitglied der Vorbereitungsgruppe. Die Konferenz steht unter dem Motto: „Wir sprengen den Rahmen“. Gemeint ist damit, dass das Thema HIV und Aids und die Menschen, die mit HIV und Aids leben, raus müssen aus der Ecke von Diskriminierung, Stigmatisierung und veralteten Klischees.
Geboten wird ein vielfältiges Workshop-Programm. Die Themen reichen von „Älterwerden mit HIV“ über Kriminalisierung bis hin zu „HIV und Arbeit“. Dazu mehrere Workshops, die sich mit Bildern von HIV beschäftigen – den eigenen und den Bildern, die in der Öffentlichkeit vermittelt werden.
Vor Beginn der Konferenz habe ich Teilnehmer/innen nach ihren Erwartungen befragt. „Ich will andere Menschen kennenlernen, die sich in der Selbsthilfe engagieren“ sagt Lars, der aus der Schweiz angereist ist und heute schon um 5.30 Uhr in den Zug steigen musste. Er ist zum ersten Mal bei den „Positiven Begegnungen“. Für Michael aus Wuppertal, der schon oft dabei war, ist das Thema „Älterwerden mit HIV“ wichtig. „Es reicht mir nicht, was irgendwelche Ärzte zu diesem Thema sagen, es geht nicht nur um den medizinischen Aspekt. Ich möchte mit Positiven ins Gespräch darüber kommen, was es heißt, so lange Jahre mit dem Virus zu leben“.
„Am wichtigsten finde ich, dass Menschen hier miteinander ins Gespräch kommen“, sagt Laura, gute Seele des Kongresses und seit vielen Jahren Initiatorin von „Laura´s Cafe“. „Für manchen Positiven ist hier die erste Möglichkeit, sehr offen über das Leben mit dem Virus zu sprechen. Hier ist jeder willkommen und für ein paar Tage sind wir eine große Familie“.
Weitere Impressionen gibt´s morgen direkt von der Konferenz – unweit der Werner-Bock-Straße. Bielefeld find ich gut 😉
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3 Kommentare
Andi 27. August 2010 14:10
Das Foto mit dem Straßenschild ist ja lustig … Ich muss gleich mal schauen, ob es für mich auch so etwas gibt 😉
Ralph Hoffmann 28. August 2010 15:59
Und (vermutlich) wurde das nach dem Schriftsteller Werner Bock benannt. Na, da blühen uns ja noch literarische Ergüsse unseres Wernerle. Interessant: in dieser Straße liegt auch die Seidensticker Halle. Werner stickt??? *grübelgrübel*
Quelle: http://bielepedia.de/wiki/Werner-Bock-Straße
termabox 30. August 2010 12:15
Ich möchte mein Statement zum Älter- Werden mit HIV nach den Gesprächen auf der Konferenz jetzt präzisieren: Mir geht es darum, eine Sensibilisierung und ein Verständnis dafür herzustellen, dass Post-Traumatische-Belastung-Störungen (PTBS)sich auch bei einem emanzipatorischen und gelungenen Leben mit HIV zeigen können.
Auf Wikipedia ist dazu zu lesen: „Eine Posttraumatische Belastungsstörung entsteht weder aufgrund einer erhöhten psychischen Labilität, noch ist sie Ausdruck einer (psychischen) Erkrankung – auch psychisch gesunde und gefestigte Menschen können eine PTBS entwickeln. Es gibt jedoch bestimmte Risikofaktoren, die es wahrscheinlicher machen, dass eine Person das Vollbild der PTBS entwickelt.“
http://de.wikipedia.org/wiki/Posttraumatische_Belastungsst%C3%B6rung
Ich wünsche mir, dass dieser Zusammenhang besser erforscht wird und Aufmerksamkeit bekommt.