Bis 2030 will die Weltgemeinschaft virusbedingte Leberentzündungen als eines der großen Gesundheitsprobleme beenden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat deshalb erstmal Empfehlungen für die Testung auf Heptitis B und C veröffentlicht.

Nach WHO-Schätzungen sind weltweit rund 240 Millionen Menschen chronisch Hepatitis-B– und 130 bis 150 Millionen Menschen chronisch Hepatitis-C-infiziert. Jedes Jahr sterben rund 1,4 Millionen Menschen an den Folgen der beiden Formen von Leberentzündung, etwa an Zirrhose und Leberzellkrebs.

Für Deutschland rechnet man mit jeweils mindestens 0,3 Prozent der Bevölkerung (etwa 300.000 Personen), die chronisch Hepatitis-B- und Hepatitis-C-infiziert sind. Pro Jahr infizieren sich mehrere tausend Menschen.

Rund 95 Prozent aller Betroffenen weltweit wissen allerdings nicht, dass sie infiziert sind, schätzt die WHO. Um diese Zahl zu senken – bis 2020 sollen 30 Prozent, bis 2030 sollen 90 Prozent aller Infizierten diagnostiziert sein –, setzt die Organisation neben Aufklärung vor allem auf den Ausbau von Testangeboten, insbesondere in Gebieten mit weiter Verbreitung der Krankheiten und für besonders betroffene Gruppen. Dazu gehören zum Beispiel Menschen in Haft, intravenös injizierende Drogengebraucher_innen, Sexarbeiter_innen, Partner_innen und Familienangehörige von Infizierten sowie Männer, die Sex mit Männern haben.

Die WHO empfiehlt, bei Infektionsraten von 2 bzw. 5 Prozent oder mehr der Bevölkerung allen Erwachsenen Tests auf Hepatitis B und C anzubieten, und regt an, die Testnutzung durch niedrigschwellige Verfahren zu erhöhen. Dazu gehören etwa Einsendetests, die mit Blutstropfen aus der Fingerkuppe funktionieren und daher keine Blutabnahme aus der Vene erfordern. Außerdem wird empfohlen, Tests als Bestandteil eines integrierten Gesamtpakets anzubieten, das auch Behandlung und communitiybasierte Schadensminderungsangebote umfasst.

Die Länder werden aufgefordert, nationale Rahmenpläne für die Hepatitis-Testung zu entwickeln, die nötigen Ressourcen bereitzustellen, Standards für die Testdurchführung zu entwickeln und Maßnahmen zur Qualitätssicherung umzusetzen.

Die 16-seitigen Empfehlungen, die sich insbesondere an Gesundheitspolitiker_innen in Ländern mit niedrigen und mittleren Einkommen richten, können auf der WHO-Internetseite als PDF-Dokument (in englischer Sprache) abgerufen werden.

(ascho/hs)

Weitere Informationen

WHO: GLOBAL HEALTH SECTOR STRATEGY ON VIRAL HEPATITIS 2016–2021: TOWARDS ENDING VIRAL HEPATITIS (PDF-Datei)

Robert Koch-Institut (RKI): Hepatitis C im Jahr 2015 (Epidemiologisches Bulletin Nr. 29/2016; PDF-Datei)

Robert Koch-Institut (RKI): Virushepatitis B und D im Jahr 2014 (Epidemiologisches Bulletin Nr. 29/2015; PDF-Datei)

BIS 2030 – Bedarfsorientiert · Integriert · Sektorübergreifend. Strategie der Bundesregierung zur Eindämmung von HIV, Hepatitis B und C und anderen sexuell übertragbaren Infektionen

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Axel Schock

Axel Schock, freier Autor und Journalist, schreibt seit 2010 Beiträge für aidshilfe.de und magazin.hiv.

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