Aus für Mikrobizid-Studie

Von Armin Schafberger
Kein Weihnachtsgeschenk für die Mikrobizid-Forschung: eine große Studie wurde abgebrochen, da sich das Mikrobizid als wirkunglos erwiesen hat.

Mikrobizide sollen – vor dem Sex als Gel in die Scheide eingebracht – eine HIV-Infektion verhindern. Bisher jedoch sind Mikrobizide blanke Theorie. Es ist der Forschung noch nicht gelungen, ein wirksames Produkt zu entwickeln.

Mikrobizide sollen eine HIV-Infektion verhindern

Am 14. Dezember kam das Aus für eine große südafrikanische Studie mit über 9000 Frauen. Die Hälfte der Frauen erhielt das Mikrobizid-Gel PRO 2000, die andere Hälfte ein Gel ohne Wirksubstanz (Placebo).

Je nach Art der Analyse infizierten sich in der Mikrobizid-Gruppe 145 (bzw. 130) Frauen und in der Plazebo-Gruppe 145 (bzw. 123 Frauen). Statistisch gesehen besteht zwischen den Gruppen kein Unterschied, damit ist das Mikrobizid wirkungslos bzw. so wirkungslos wie Plazebo.

Bei solchen Präventionsstudien – egal ob zu Mikrobiziden oder zur Impfung – werden die Teilnehmerinnen intensiv zu Safer Sex beraten und mit Kondomen versorgt. Die Verwendung des Mikrobizids geschieht also zusätzlich zum Kondom. Würden alle Teilnehmerinnen immer Kondome verwenden, gäbe es keine Infektionen und die Studie würde ergebnislos beendet werden. In der Realität aber wird das Kondom oft nicht verwendet.
Das Ergebnis ist insofern besonders enttäuschend, weil eine kleinere Vorstudie mit dem Mikrobizid PRO 2000 eine 30%-ige Schutzwirkung gezeigt hatte – ein statistischer Zufall, wie man nun weiß.

Bisherige Schutzwirkung nur statistischer Zufall

PRO 2000 gehört noch zur ersten Generation von Mikrobiziden, die über einen Schutzfilm oder eine Blockierung der Zielzellen eine Infektion verhindern sollen. Alle diese Produkte sind gescheitert.

Studien der zweiten Generation von Mikrobiziden laufen bereits. Sie enthalten anti-retrovirale Medikamente und die Forschung verspricht sich von diesen Produkten eine bessere Schutzwirkung. Allerdings werden sie auch teurer sein. Erste Ergebnisse der ebenfalls in Südafrika durchgeführten CAPRISA-004-Studie mit dem antiretroviralen Medikament Tenofovir werden im Sommer 2010 erwartet.

Ebenfalls 2010 werden Ergebnisse von PREP-Studien (Prä-Expositions-Prophylaxe) erwartet. Hier wird untersucht, ob die tägliche Einnahme von antiretroviralen Substanzen vor einer HIV-Infektion schützt. Ein solches Verfahren ist vergleichbar mit der vorsorglichen Einnahme von Malaria-Präparaten.

2010 wird also ein spannendes Jahr für die Prävention.

Armin Schafberger, Fachreferent für Medizin und Gesundheitspolitik der DAH

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