Offener Brief

Scharfe Kritik an Preispolitik des Pharma-Riesen Gilead

Von Axel Schock
Kritik an Preispolitik von Gilead
In einem Offenen Brief fordern HIV/Aids-Organisationen das Pharmaunternehmen Gilead auf, den Zugang zu Medikamenten gegen Hepatitis C und HIV nicht weiter durch überzogene Preise zu behindern.

Viele Länder könnten sich die modernen Hepatitis-C-Therapien nicht leisten, heißt es in dem Schreiben an den Gilead-Chef John F. Milligan, das anlässlich der Internationalen Aids-Konferenz in Paris veröffentlicht wurde.

Des Weiteren würden die „freiwilligen Lizenzvereinbarungen“, die den Zugang zur Behandlung in Entwicklungsländern erhöhen sollen, etliche Länder mit mittlerem Einkommen und hoher Krankheitslast ausschließen – selbst dort, wo Gilead keine Patentrechte besitze. Strenge Beschränkungen für die Herstellung und den Vertrieb bestimmter Wirkstoffgruppen verhinderten zudem die Produktion von Nachahmerpräparaten (Generika) der dringend benötigten Medikamente durch lokale Firmen, so die Organisationen AIDES, Plus – Coalition Internationale SIDA und die International Treatment Preparedness Coalition (ITPC) weiter.

Sie fordern Gilead auf, die Preise für Hepatitis-C-Medikamente auf ein erschwingliches Level zu senken, alle Länder niedrigen und mittleren Einkommens in die „freiwilligen Lizenzvereinbarungen“ einzuschließen und von den Beschränkungen für Produktion und Handel bestimmter Wirkstoffgruppen abzulassen.

Gilead verlängert Truvada-Patentschutz

Darüber hinaus wird der Pharmakonzern in dem Offenen Brief für seine zum Teil erfolgreichen Versuche kritisiert, den nun abgelaufenen Patentschutz für das HIV-Medikament Truvada zu verlängern.

Erschwingliche Generika des auch für die Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP) eingesetzten Medikaments seien dringend erforderlich, um Menschen den Zugang zu diesem Mittel der HIV-Prävention zu erleichtern. „Wir ermahnen Sie, die ursprüngliche Dauer des Patents zu respektieren und jeden Versuch zu unterlassen, die Vermarktung entsprechender Generika zu blockieren“, so die Initiator_innen des Schreibens, das auch die Deutsche AIDS-Hilfe unterzeichnet hat.

„Unersättliche Gier“

Auf der Abschlussveranstaltung der Internationalen AIDS-Konferenz prangerte Othoman Mellouk von ITPC Gilead, Hauptsponsor des Kongresses, in scharfem Ton wegen seiner Preispolitik an. Mellouck warf dem Pharma-Riesen „unersättliche Gier“ vor. Mit Lizenzvereinbarungen präsentiere sich Gilead als verantwortungsvolles Unternehmen, so Mellouck in seiner Rede. Tatsächlich aber habe der Konzern durch seine überhöhten Medikamentenpreise die Gesundheitsbudgets vieler Länder geplündert und durch unfaire Monopolisierungen das Patentsystem missbraucht.

(ascho/Christina Laußmann)

Quellen/weitere Informationen:

Offener Brief (PDF) vom 26. Juli 2017

Bericht zu Othoman Mellouks Rede

Othoman Mellouks Rede im Wortlaut (Englisch, PDF)

Finanzielle Spekulationen behindern Versorgung mit Arzneimitteln, Hintergrundbeitrag auf magazin.hiv vom 23. Oktober 2016

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