„Die Leber wächst mit ihren Aufgaben“, hat der Medizin-Kabarettist Eckart von Hirschhausen eins seiner Bücher genannt, und er zielt damit auf die Folgen des übermäßigen Alkoholkonsums.

Wie auch immer man diese These beurteilen mag: Mit Bezug auf Hepatitis lässt sich so etwas ganz bestimmt nicht behaupten. Bei einer „Hep“ entzündet sich die Leber, und nimmt die Erkrankung einen chronischen Verlauf, droht eine Leberzirrhose. Dann vernarbt das Gewebe und die Durchblutung wird schwer gestört. Auch Leberkrebs kann entstehen. Mit Hepatitis ist nicht zu spaßen.

Eine Million Menschen sterben jährlich an Folgen von Hepatitis.

Bis zu einer Million Menschen kosten diese Krankheiten infolge einer Hepatitis-B- oder Hepatitis-C-Infektion jährlich weltweit das Leben. Der diesjährige Welt-Hepatitis-Tag am 19. Mai zielt daher darauf, möglichst vielen Menschen, das Risiko einer Infektion bewusst zu machen. „Bin ich die Nummer 12?“, heißt der Slogan, denn jeder 12. Erdenbürger ist mit einem der Erreger HBV oder HCV infiziert. Mehrheitlich wissen die Betroffenen nichts davon, denn Symptome werden oft erst wahrgenommen, wenn die Krankheit bereits weit fortgeschritten ist.

Dabei lohnt es sich, Bescheid zu wissen: Eine rechtzeitig erkannte Hepatitis B ist behandelbar, und auch bei der Hepatitis C steigen die Chancen auf einen guten Therapieerfolg, je früher man beginnt. Dann lassen sich chronische Verläufe meistens vermeiden.

Auch hierzulande wird die Hepatitis unterschätzt. Zwar sind die gemeldeten Neuinfektionen auch im letzten Jahr wieder gesunken , doch bei Menschen, die sich Drogen spritzen, ist die Hepatitis C noch immer enorm stark verbreitet. Und unter Männern, die Sex mit Männern haben (MSM), ist sie seit Jahren auf dem Vormarsch. Die Prävention ist herausgefordert – und kann bei diesen Gruppen noch viel erreichen.

HCV bei Drogengebrauchern dramatisch verbreitet

50 bis 90 Prozent der Drogengebraucher sind HCV-positiv. Nur ein Bruchteil – etwa drei bis fünf Prozent – nehmen Medikamente gegen das Virus. „Das Bewusstsein für die gesundheitlichen Folgen einer Hepatitis C ist leider bei vielen gering“, sagt Dirk Schäffer, Referent für Drogen und Strafvollzug der Deutschen AIDS-Hilfe (DAH).

Deswegen hat die DAH jetzt in Kooperation mit den AIDS- und Drogenhilfen eine neue Kampagne gestartet. Das Ziel: Die Drogengebraucher und Substituierten sollen über die Chancen eines HCV-Tests sowie der HCV-Therapie Bescheid wissen. Zu diesem Zweck beziehen Hilfseinrichtungen das Thema verstärkt in ihre Beratungsarbeit ein. Außerdem gibt’s in den Wartezimmern von 800 Suchtmedizinern Poster, Broschüren, Aufkleber und Kugelschreiber mit der Message der Kampagne: „Ein Test schafft Klarheit.“

Darüber hinaus stehen zwei weitere Botschaften auf der Agenda: Gegen Hepatitis A und B kann man sich impfen lassen, und eine Hepatitis-Behandlung ist auch dann möglich, wenn man Drogen konsumiert oder substituiert wird.

Besonderer Handlungsbedarf besteht in Haftanstalten. Mehr als ein Viertel der Inhaftierten in Deutschland sind Schätzungen zufolge Drogengebraucher.

Gesundheit ist im Strafvollzug kein Thema

Gerade hier müsste es also besonders viele Tests und Behandlungen geben – aber Fehlanzeige. Impfungen gegen Hepatitis B sind noch immer eher die Ausnahme, und dass jemand im Gefängnis mit einer Hepatitis-C-Therapien beginnt, kommt selten vor. Einer der Gründe für diesen Missstand: Medizinische Maßnahmen in Vollzugsanstalten werden nicht von den Kassen finanziert, sondern gehen zulasten der Justizetats. Und das Thema Gesundheit ist im Strafvollzug eben nachrangig.

Bei den MSM liegt der Fall etwas komplizierter. Noch ist nicht klar, auf welchen Wegen sich die Schwulen infizieren. Möglichkeiten zum erforderlichen Blut-Schleimhaut-Kontakt gibt es einige: Beim Analverkehr ohne Kondom können Verletzungen entstehen, beim Fisten sowieso, aber auch die Hand beim Gruppensex oder der gerollte Geldschein beim gemeinsamen Koksen kann Spuren von Blut zu Schleimhäuten transportieren. „Es herrscht Forschungsbedarf“, sagt Armin Schafberger. „Wir müssen mehr über die Übertragungswege wissen, um Präventionsbotschaften entwickeln zu können.“

Hepatitis-Prävention für Menschen mit HIV besonders wichtig

Besonders bedeutsam ist die Hepatitis-Prävention für Menschen mit HIV: Bei ihnen verlaufen Hepatitis B und C häufiger chronisch, und sie haben ein erhöhtes Risiko an Lebererkrankungen zu sterben. Die Therapien gegen HIV und Hepatitis müssen aufeinander abgestimmt werden. Hinzu kommt: Auch die HIV-Therapie kann die Leber schwer belasten kann – die Schädigungen können sich summieren. 10 bis 15 Prozent der Menschen mit HIV in Deutschland sind auch mit HCV infiziert.

Epidemiologen und Präventionisten sind sich sicher: Mit mehr Tests und vor allem mit Impfungen ließen sich auch in Deutschland noch viele schwere Hepatitis-Erkrankungen verhindern. „Insbesondere die Möglichkeit der Impfung gegen Hepatitis B wird noch viel zu wenig genutzt“, betont Armin Schafberger. „Die Impfung ist gut verträglich und kann eine Infektion sicher verhindern. Die Impfung ist die beste Prävention!“

Na, dann mal los: Die Prävention wächst bekanntlich mit ihren Aufgaben!

Zurück

Hepatitis C bei MSM weiter im Kommen

Weiter

Hepatitis aktuell

Über

Holger Wicht

Holger Wicht, Journalist und Moderator, ist seit 2011 Pressesprecher der Deutschen Aidshilfe

3 Kommentare

  1. Die Hep C ist allerdings ein Thema für nicht wenige HIV Postive. Ich selbst gehörte zu denen die von einer Doppelinfektion HIV + und HEP C betroffen waren. Vor fast 6 Jahren habe ich mich zu einer INF peg Alpha Behandlung entschieden.

    Mit dem folgenden Text möchte ich all diejenigen die mit dem HIV und dem HEP C Virus, oder nur mit dem HEP C Virus infiziert sind Mut machen sich auf eine INF Behandlung einzulassen.

    * * * * *

    Alles oder Nichts . . .

    November 2003

    Als einer der die 68ger nach dem Motto ” Alles oder Nichts” (All or Nothing war ein Lied von den Small Faces) mit allem was damals dazugehörte gelebt – durchlebt hat, dem genügte es natürlich nicht nur HIV + zu sein. Wenn schon – denn schon.

    Das “Wenn schon” wurde mir 1985 wie ein Knochen hingeworfen. “Sie sind positiv” sagte der Arzt. “Fein sagte ich – ich bin Positiv, dann ist ja alles in Ordnung” und habe beruhigt das Arztzimmer verlassen.
    Von dem “Denn schon” habe ich zum ersten Mal im Februar 1997 gehört. Damals war es erst möglich den HEP C Virus mittels quantitativer PCR zu bestimmen. Vorher gab es nur das Ergebnis Non A – Non B bzw. mittels ELISA wurden festgestellt ob HEP C Antikörper vorhanden waren. Merkwürdigerweise war im August 1998 der Elisa Test noch negativ. Daraus lässt sich schließen das der damalige Elisa Test trotz HEP C Befund negativ völlig unzureichend war was den Nachweis von HEP C Viren betrifft.

    Im Feb 2000 erfuhr ich dann dass ich den Typ 1 a hatte – den aggressiven Typ eben. Da dieses alte Muster “Wenn schon – Denn schon” auf meiner inneren Festplatte weder zu löschen noch zu erasen war und ne Formatierung noch nicht möglich ist – konnte es nicht anders sein. All or Nothing.

    Meine Gamma Werte waren während der letzten 15 Jahre zwar leicht angestiegen – jedoch bewegten sie sich wie die HEP C Virenlast noch in einem “normalen – konstanten” und somit akzeptablen Bereich, der zu diesem Zeitpunkt eine Behandlung noch nicht notwendig erscheinen ließ.

    Zu Beginn 2003 änderte sich das schlagartig. Die Gamma Werte verdoppelten sich (d.h. auf zwischen 120 – 200) und die HEP C Viruslast lag bei 5 Mio. Mittels Ultraschalluntersuchung stellte sich dann heraus das eine Leberumbildung begonnen hatte und die Milz als Folge davon größer – angeschwollen ist.

    Die oftmals geäußerte Meinung das man vor Beginn einer Interferon Behandlung eine Leber Punktion über sich ergehen lassen muss stimmt insofern nicht da man mittels eines speziellen Ultraschallgerätes auch ermitteln kann in welchem Zustand sich die Leber befindet. Zwar sagt diese Untersuchung nichts darüber aus in welchem Zersetzungs- Auflösungszustand sich die Leber befindet, aber bei einer geringen Anzahl von Thrombozyten ist – was das stoppen einer Blutung bei einer Verletzung sehr schwer macht – eine Punktion nicht zu empfehlen. Da die Leber ein schmerzunempfindliches Organ ist merkt man nichts davon wenn man der Leber ein Stück bei einer Punktion entfernt. Die Möglichkeit einer inneren Blutung ist auf Grund einer Punktion durchaus möglich. Dazu kommt, das es generell schwierig ist bei einer geringen Anzahl von Trombozyten eine Blutung zum Stillstand zu bringen.

    . . . . weiter geht´s hier:
    http://alivenkickn.wordpress.com/2008/08/09/alles-oder-nichts/

  2. Jetzt frage ich mich wirklich, wann denn nur der Welt-HEP-Tag ist. So, wie es hier steht, am 19. Mai; oder so, wie es im HEP-C bei MSM steht, am 18. Mai?

    Ich muß jetzt aber los – zur Impfung!

    1. Vielen Dank für das gründliche Lesen der Beiträge 🙂 Es muss natürlich in beiden Fällen der 19. Mai 09 heißen. Auch wenn das Thema Hepatitis sicherlich auch für 2 Tage genug Stoff bieten würde.
      Liebe Grüße
      Die Redaktion

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

30 + = 34

Das könnte dich auch interessieren