Osteuropa/Zentralasien: Wenig Geld für HIV-Prävention, schlecht verteilt

Von Redaktion
Shona Schonning
Shona Schonning (© IAS/Marcus Rose/Workers‘ Photos)

In Russland und der Ukraine fließen ca. 50 % des staatlichen HIV/Aids-Etats in die Behandlung, nur 20 % in die Prävention. Trotzdem bekommt nicht einmal jeder Vierte die nötigen Medikamente.

Hinzu kommt: Die Präventionsmittel gehen zu fast 90 % in Maßnahmen für die Allgemeinbevölkerung, nicht in die besonders betroffenen Gruppen. Diese und weitere Zahlen stellte Shona Schonning vom Eurasischen Harm-Reduction-Netzwerk auf der Internationalen Aids-Konferenz in Wien vor. Gegenüber der DAH hat sie jetzt erläutert, was sie bedeuten.

Nicht einmal jeder Vierte bekommt die nötigen Medikamente

HIV-Epidemie auf dem Vormarsch – die Staaten verlassen sich auf den Globalen Fonds

Von 2001 bis 2008 ist die Zahl der HIV-Infizierten in Osteuropa und Zentralasien von 900.000 auf 1,5 Millionen gestiegen – der weltweit stärkste Anstieg. Dennoch wird erschreckend wenig in die Bekämpfung der Epidemie investiert. 2009 hat Russland etwa 800 Mio. US-Dollar ausgegeben, die Ukraine 100 Millionen, Länder wie Armenien, Belarus, Georgien, Moldawien oder Usbekistan zwischen 3 und 20 Millionen.

Aufschlussreich ist ebenso, wie stark sich die Regierungen für die HIV-Arbeit verantwortlich fühlen. In Lettland und Rumänien hat der Staat 2009 über 90 % der Ausgaben getragen, in Tadschikistan und Kirgisistan dagegen nicht einmal 10 % – der Rest kam vom Globalen Fonds gegen Aids, Tuberkulose und Malaria oder anderen internationalen Geldgebern.

In Ländern wie der Ukraine und Bulgarien hält sich die staatliche und internationale Förderung in etwa die Waage. Im wirtschaftlich besser gestellten Russland trägt der Staat mit 80 % Eigenfinanzierung zwar relativ viel Verantwortung.

Allerdings wird sich dort die medizinische Versorgung für HIV-positive Drogengebraucher drastisch verschlechtern: Bisher steuerte der Globale Fonds etwa 15 % zum HIV-Budget bei und legte den Schwerpunkt auf Drogenkonsumenten. 2010 wird er sich aber aus Russland zurückziehen und dieses Geld in wirtschaftlich schwächere Länder investieren – und die Russische Regierung weigert sich, die Weiterfinanzierung zu übernehmen.

Geld für die Pharma-Industrie, aber nicht für die besonders gefährdeten Gruppen

In Osteuropa und Zentralasien wird HIV vor allem durch gemeinsam benutzte Spritzen beim Drogenkonsum übertragen. Die Infektionszahlen steigen aber auch bei Männern, die Sex mit Männern haben (MSM). Trotzdem haben diese Länder 2009 nur rund 11 % ihres HIV-Budgets für die Arbeit in den besonders betroffenen Gruppen ausgegeben – 8 % für Drogengebraucher/innen, 2 % für Sexarbeiter/innen und gerade einmal 1 % für MSM. Dabei sind schätzungsweise 37 % der russischen und 38 bis 50 % der ukrainischen Drogengebraucher/innen HIV-infiziert.

„Gesundheit ist ein Menschenrecht“

Ein Großteil der Mittel gehe stattdessen an Pharma-Unternehmen, die viel zu hohe Preise für ihre HIV-Medikamente bekämen, so Schonning. Sie ruft deshalb dazu auf, sich für einen bedarfsgerechten Einsatz der zur Verfügung stehenden Mittel einzusetzen – getreu dem Motto „Gesundheit ist ein Menschenrecht“.

(Carolin Vierneisel/hs)

Weitere Informationen
PowerPoint-Folien (in englischer Sprache) zu Schonnings Präsentation

Englischer Bericht über Schonnings Präsentation auf aidsmap.com

Eurasisches Harm-Reduction-Netzwerk(Website in englischer und russischer Sprache)

Kontakt zu Shona Schonning: shona.schonning@gmail.com
Bildnachweis: Shona Schonning (© IAS/Marcus Rose/Workers‘ Photos)

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