Abschied von KPH
Die Nachricht kam nicht unerwartet, und doch trifft sie uns tief: Klaus-Peter Hackbarth, langjähriger Geschäftsführer der AIDS-Hilfe Essen und ehemaliger Landesvorsitzender der AIDS-Hilfe NRW, ist tot. Im Namen des Vorstands der Deutschen AIDS-Hilfe nimmt Manuel Izdebski Abschied von einem Kollegen, der über viele Jahre die Aidshilfe-Arbeit geprägt hat und dessen Persönlichkeit uns in Erinnerung bleiben wird
Ich habe Klaus-Peter kennengelernt, als ich vor elf Jahren meinen Dienst bei der AIDS-Hilfe im Kreis Unna antrat. Zu diesem Zeitpunkt war er bereits Mitglied im Landesvorstand der nordrhein-westfälischen Aidshilfen, ab 2004 als Landesvorsitzender. Neben seinem unermüdlichen Tatendrang in Essen gehörte seine Leidenschaft vor allem der Arbeit im Verband. Klaus-Peter war ein Mann, der Dinge bewegen wollte. Das konnte er als Sozialwissenschaftler mit einer hohen fachlichen Kompetenz, aber auch mit einer Durchsetzungsstärke, die ihn oft knorrig, manchmal auch garstig wirken ließ. Manch einer im Verband kann ein Lied davon singen! Auch im Delegiertenrat der DAH, dem er von 2009 bis 2011 als Vertreter der großen Aidshilfen angehörte, machten die Kolleginnen und Kollegen Bekanntschaft mit seiner Streitbarkeit und seiner Lust auf Debatten. Das brachte ihm nicht immer die Sympathien aller Mitstreiter ein. Aber ins Ruhrgebiet, wo die Menschen klare Worte bevorzugen, passte das gebürtige Nordlicht dafür um so besser. Er selbst fasste das beim 25-jährigen Jubiläum der Essener Aidshilfe vor ein paar Jahren so zusammen: „Wir sind hier nicht so etepetete!“
„Wir sind hier nicht so etepetete!“
In den Landesvorstand der AIDS-Hilfe NRW zog er erst beim zweiten Anlauf ein, um dann allerdings ein geachteter Landesvorsitzender zu werden, der den Verband sicher durch schwierige Zeiten führte. Die Mitgliedsorganisationen in NRW sind ihm bis heute dankbar, dass er gemeinsam mit Dirk Meyer die Kommunalisierung der Landesfördermittel durch geschicktes politisches Taktieren bei der damaligen Landesregierung zugunsten der örtlichen Aidshilfen lösen konnte. Mit dem Erfolgsduo Hackbarth/Meyer verbindet der Landesverband in NRW eine Blütezeit. Klaus-Peter trug mit seiner Fähigkeit des strategischen Denkens und mit seinen Kontakten zur Landespolitik erheblich dazu bei. Dass wir ihn alle nur „KPH“ nannten, hat nicht ausschließlich mit der gängigen Praxis der Verwendung von Namenskürzeln in der Verwaltung der Landesgeschäftsstelle zu tun, es zeugte auch vom Respekt, den wir empfanden – und von einer gewissen Distanz, die er zu anderen Menschen pflegte. Man musste Klaus-Peter schon ein wenig besser kennen, um den weichen Kern hinter der harten Schale zu entdecken.
Im Vorfeld meiner Kandidatur für den Vorstand der Deutschen AIDS-Hilfe suchte ich das Gespräch mit Klaus-Peter, um seinen Rat einzuholen. Ich war mir nicht sicher, ob ich den Anforderungen dieser Aufgabe würde genügen können. Seine aufmunternden Worte bleiben mir unvergessen: „Junge, mach das. Du kannst das!“ Dass er mich „Junge“ nannte, hatte weniger mit einem väterlichen Freundschaftsgefühl zu tun als vielmehr mit seinem katastrophalen Namensgedächtnis, womit er im gesamten Landesverband wahlweise für Verzweiflung oder Heiterkeit sorgte. Aus seinem Vorstandskollegen Rainer Martin Hinkers machte er „Rainer Maria“. Mir wurde regelmäßig ein „Michael“ oder ein „Martin“ zuteil. Einmal revanchierte ich mich am Ende einer Mitgliederversammlung, die ich leiten durfte, mit einem „Klaus-Dieter“. Das hat ihn amüsiert.
Die Wiedergutmachung für verfolgte schwule Männer war ihm ein Herzensanliegen
Im Bundesverband hat er mit großer Leidenschaft am Konzept „7 Thesen zur Zukunft der Aidshilfe-Arbeit“ mitgewirkt. Aus dem Werk ging auf der Mitgliederversammlung 2012 in Kamen das Zukunftskonzept „DAH reloaded“ hervor, womit der Verband seine Aufgaben und seine Ziele bis zum Jahr 2020 beschreibt. Das war ihm, dem Strategen, sehr wichtig. Nach seinem Ausscheiden aus dem Landesvorstand der AIDS-Hilfe NRW wollte sich Klaus-Peter für die ARCUS-Stiftung engagieren. Die Wiedergutmachung für die nach § 175 verfolgten schwulen Männer war ihm ein Herzensanliegen, für das er sich ins Zeug legen wollte. Seine Krankheit ließ das nicht mehr wirklich zu. Bereits im letzten Jahr auf der Mitgliederversammlung in Kamen konnten wir einen Klaus-Peter erleben, der sichtlich von seiner schweren Erkrankung gezeichnet war. Viele Kolleginnen und Kollegen machten sich Sorgen. Nun haben wir die traurige Gewissheit, dass diese Sorgen nicht unbegründet waren. Klaus-Peter Hackbarth ist am 20. November im Uni-Klinikum Essen nach langer schwerer Krankheit im Alter von nur 57 Jahren verstorben. Sein Tod ist ein großer Verlust für die Aidshilfen – nicht nur in Essen und NRW, sondern auch darüber hinaus.
Lieber KPH, ich wünsche dir ein letztes „Glückauf“! Komm gut da oben an. Wir werden dich hier vermissen!
Nachruf der AIDS-Hilfe Essen e.V.
Nachruf der AIDS-Hilfe NRW e.V.
Selbstauskunft von Klaus-Peter in einem Fragebogen aus dem Jahr 2012
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2 Kommentare
Gerd-Manfred Arndt 21. November 2013 13:06
Es tut mir sehr leid ….
R.I.P. ~ Alev Shalom …
Glueck Auf ~ aus dem ollen Berlin
Ulf Hentschke-Kristal 21. November 2013 21:43
Vielen Dank Manuel für deine lieben Worte, die Du zum Tod von KPH gefunden hast. Viele Erinnerungen wurden wach an einen lieben Menschen, den ich oft von seiner „knorrigen und kantigen“ Seite erlebt habe, aber auch immer wieder von seiner warmen, menschlichen. Genau so, wie er Manuel ermuntert hat, für den Vorstand der DAH zu kandidieren, hat er meine Zweifel das Amt des Sprechers des Delegiertenrates (DR) zu übernehmen zerstreut. Als letzter Sprecher des DR kann ich nur sagen: Vielen Dank! KPH, Du wirst uns und den Aidshilfen DAH, NRW und Essen fehlen. Ein letztes „Glück auf!“ R.I.P