„Das Ausmaß der Stigmatisierung war mir nicht bekannt“
Oke, du warst als Schirmherr der Positiven Begegnungen 2016 sehr engagiert bei der Sache. Wie hast du die Positiven Begegnungen erlebt?
Es war eine wunderbar fröhliche Atmosphäre, die auch einer solidarischen Hete wie mir gezeigt hat, dass man gemeinsam und mithilfe solcher Begegnungen und Seminare auch ganz dicke politische Bretter bohren kann. Zudem ist mir klar geworden, welche Hoffnung sie erkrankten Menschen schenken können. Es ist toll für den FC St. Pauli, Teil einer solchen Veranstaltung sein zu dürfen.
Was verbindet dich mit der HIV-Selbsthilfebewegung?
Die Ausgrenzung von Betroffenen ist im Zusammenhang mit dem FC St. Pauli ein Thema, mit dem man sich grundsätzlich beschäftigt. Ganz privat ist es so, dass es in meinem Bekanntenkreis Menschen gibt, die mit HIV infiziert sind. Es ist mir ein Anliegen, Vorurteile auszuräumen, zum Beispiel die Annahme, dass das Virus durch Küssen, Umarmen oder die Nutzung desselben Glases verbreitet werden kann. Mir ist es wichtig, dass solche Ängste, die nur durch Fehlinformationen entstehen, verringert werden.
Welcher Moment, welche Begegnung ist dir im Kopf geblieben?
Die Begegnung mit einem Aktivisten, der meine sexuelle Orientierung öffentlich infrage gestellt hat. Ich musste ihn leider enttäuschen und bin zu meiner Frau nach Hause gefahren (lacht).
In deiner Eröffnungsrede hast du erzählt, dass du bei der Vorbereitung für die Positiven Begegnungen viel Neues über das Leben mit HIV gelernt hast – was zum Beispiel?
Die Begegnungen und Gespräche im Vorfeld haben mir gezeigt, dass man in der Forschung und Bekämpfung des Virus einen gehörigen Schritt weitergekommen ist. Dennoch war mir das Ausmaß der Stigmatisierung in Bezug auf HIV nicht bekannt.
Zur Abschlussdemo hast du deine ganze Familie mitgebracht. Wie kam es zu dem Familienausflug?
Wir haben den wunderschönen Sonnabend für eine gemeinsame Radtour genutzt, auf der ich meiner Familie von dem Engagement des FC St. Pauli bei den Positiven Begegnungen erzählt habe. Daraufhin hatte die gesamte Familie Lust, an der Demo teilzunehmen.
Wie hast du deinen Kindern erklärt, worum es auf der Demo geht?
Ich habe meinen Kindern erzählt, wie man sich mit dem Virus anstecken kann und dass Menschen, die infiziert sind, in dieser Gesellschaft vielen Problemen und Vorurteilen ausgesetzt sind. Daher ist es wichtig, ein Zeichen der Solidarität zu setzen.
Das Stigma in Sachen HIV hat viel mit Sexualität und Minderheiten zu tun. Der FC St. Pauli hat da weniger Berührungsängste als andere Bundesligavereine. Bei euch weht seit Jahren eine Regenbogenfahne auf dem Stadiondach. Klappt das nur beim FC St. Pauli oder können das andere Vereine auch?
Ich habe den Eindruck, dass zumindest im Kampf gegen Homophobie in den letzten Jahren im deutschen Profifußball viel getan worden ist; für den FC St. Pauli ist es seit Jahrzehnten eine Selbstverständlichkeit, Menschen so anzuerkennen, wie sie selbst sein wollen. Das zeigt auch der Slogan „Lieb doch, wen du willst“. Das ist auch eine Art unserer Willkommenskultur, die sich hoffentlich durch mehr ausdrückt als eine Regenbogenfahne auf dem Dach des Stadions.
Dein Tipp als Musikmanager: Welcher Song passt am besten als Soundtrack zu den Positiven Begegnungen?
Ohne mich nun anbiedern zu wollen … Ich habe tatsächlich lange, bevor ich die Einladung zu den Positiven Begegnungen bekommen habe, eine Playlist erstellt, die ich „Positive Love“ genannt habe. Aus dieser würde ich tatsächlich „God Only Knows“ von den Beach Boys auswählen.
Weitere Infos:
Einen Rückblick auf die Positiven Begegnungen 2016 bietet das Life+ Magazin
Die „Positiven Begegnungen“ 2016 in Hamburg auf aidshilfe.de
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