Oke Göttlich, Musikmanager und Vereinspräsident des FC St. Pauli, war Schirmherr der Positiven Begegnungen 2016. Im Interview erklärt er, warum er sich für Menschen mit HIV engagiert und die Beach Boys gut zu den Positiven Begegnungen passen.

Oke, du warst als Schirmherr der Positiven Begeg­nungen 2016 sehr engagiert bei der Sache. Wie hast du die Positiven Begegnungen erlebt?

Es war eine wunderbar fröhliche Atmosphäre, die auch einer solidarischen Hete wie mir gezeigt hat, dass man gemeinsam und mithilfe solcher Begegnungen und Seminare auch ganz dicke po­litische Bretter bohren kann. Zudem ist mir klar geworden, welche Hoffnung sie erkrankten Menschen schenken können. Es ist toll für den FC St. Pauli, Teil einer solchen Veranstaltung sein zu dürfen.

Was verbindet dich mit der HIV-Selbsthilfebewegung?

Die Ausgrenzung von Betroffenen ist im Zusammenhang mit dem FC St. Pauli ein Thema, mit dem man sich grundsätzlich be­schäftigt. Ganz privat ist es so, dass es in meinem Bekannten­kreis Menschen gibt, die mit HIV infiziert sind. Es ist mir ein Anliegen, Vorurteile auszuräumen, zum Beispiel die Annahme, dass das Virus durch Küssen, Umarmen oder die Nutzung desselben Glases verbreitet werden kann. Mir ist es wichtig, dass solche Ängste, die nur durch Fehlinformationen entstehen, verrin­gert werden.

Portrait Oke Göttlich
Oke Göttlich, Musikmanager und Vereinspräsident des FC St. Pauli, war Schirmherr der Positiven Begegnungen 2016 (Bild: Johannes Berger)

Welcher Moment, welche Begeg­nung ist dir im Kopf geblieben?

Die Begegnung mit einem Aktivisten, der meine sexuelle Ori­entierung öffentlich infrage gestellt hat. Ich musste ihn leider enttäuschen und bin zu meiner Frau nach Hause gefahren (lacht).

In deiner Eröffnungsrede hast du erzählt, dass du bei der Vorbereitung für die Positiven Begegnungen viel Neues über das Leben mit HIV gelernt hast – was zum Beispiel?

Die Begegnungen und Gespräche im Vorfeld haben mir gezeigt, dass man in der Forschung und Bekämpfung des Virus einen gehö­rigen Schritt weitergekommen ist. Dennoch war mir das Ausmaß der Stigmatisierung in Bezug auf HIV nicht bekannt.

Zur Abschlussdemo hast du deine ganze Familie mit­gebracht. Wie kam es zu dem Familienausflug?

Wir haben den wunderschönen Sonnabend für eine gemeinsame Radtour genutzt, auf der ich meiner Familie von dem Engage­ment des FC St. Pauli bei den Positiven Begegnungen erzählt habe. Daraufhin hatte die gesamte Familie Lust, an der Demo teilzunehmen.

Wie hast du deinen Kindern erklärt, worum es auf der Demo geht?

Ich habe meinen Kin­dern erzählt, wie man sich mit dem Virus anstecken kann und dass Menschen, die infiziert sind, in dieser Gesellschaft vielen Problemen und Vorurteilen ausgesetzt sind. Da­her ist es wichtig, ein Zeichen der Solidarität zu setzen.

Das Stigma in Sachen HIV hat viel mit Sexualität und Minder­heiten zu tun. Der FC St. Pauli hat da weniger Berührungs­ängste als andere Bundesligavereine. Bei euch weht seit Jahren eine Regenbogenfahne auf dem Stadiondach. Klappt das nur beim FC St. Pauli oder können das andere Vereine auch?

Ich habe den Eindruck, dass zumindest im Kampf gegen Ho­mophobie in den letzten Jahren im deutschen Profifußball viel getan worden ist; für den FC St. Pauli ist es seit Jahrzehnten eine Selbstverständlichkeit, Menschen so anzuer­kennen, wie sie selbst sein wollen. Das zeigt auch der Slogan „Lieb doch, wen du willst“. Das ist auch eine Art unserer Will­kommenskultur, die sich hoffentlich durch mehr ausdrückt als eine Regenbogenfahne auf dem Dach des Stadions.

Dein Tipp als Musikmanager: Welcher Song passt am besten als Soundtrack zu den Positiven Begegnungen?

Ohne mich nun anbiedern zu wollen … Ich habe tatsächlich lange, bevor ich die Einladung zu den Positiven Begegnun­gen bekommen habe, eine Playlist erstellt, die ich „Positi­ve Love“ genannt habe. Aus dieser würde ich tatsächlich „God Only Knows“ von den Beach Boys auswählen.

Weitere Infos:

Einen Rückblick auf die Positiven Begegnungen 2016 bietet das Life+ Magazin

Die „Positiven Begegnungen“ 2016 in Hamburg auf aidshilfe.de

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