Dossier Online-Prävention 4 | Grenzen der Gesundheit 2.0
Immer mehr Menschen ziehen sich ihre Gesundheitsinformationen aus dem Netz. Das bietet große Chancen – auch für die HIV-Prävention. Obwohl immer mehr Menschen das Netz nicht mehr nutzen, sondern darin leben: Auch hier stoßen die rege genutzten Gesundheitsangebote an Grenzen.
Viele Menschen sind schlicht davon ausgeschlossen. Das liegt nicht nur daran, dass auf dem Land noch immer keine schnellen Online-Verbindungen verfügbar sind. Ein viel größeres Problem ist nicht technischer, sondern psychischer Natur: Viele Nutzer sind nicht in der Lage, die Qualität der Informationen im Netz richtig zu beurteilen.
Auch Peter Müller von der Hamburger Stiftung Gesundheit, die eine Gütesiegel für Gesundheitswebsites entwickelt hat, vermisst bei vielen Usern Medienkompetenz. „Früher galt: Nicht alles glauben, nur weil es in der Zeitung steht. Heute gilt: Nicht alles für wahr halten, nur weil es im Internet steht.“ Der Umgang mit Medien werde allerdings an öffentlichen Schulen bisher nur unzureichend gelehrt, so Müller, auch weil die Lehrer oft selbst nicht damit vertraut seien.
Den großen Vorteil der Gesundheitsberatung im Internet sehen alle
Den großen Vorteil der Gesundheitsberatung im Internet sehen alle Beteiligten: Die enorme Reichweite eines Massenmediums kann mit einer wirkungsvollen Kommunikation von Mensch zu Mensch verknüpft werden – per Mail, im Chat, sogar auf dem Handy. Und die Kosten sind überschaubar.
Und es scheint sogar, als würden die neuen Informationsmöglichkeiten im Netz das Gesundheitsbewusstsein der User stärken. Studien legen nahe, dass Menschen, die sich im Internet über ihre Gesundheit austauschen, kenntnisreicher mit ihren Ärzten sprechen und zuverlässiger verschriebene Medikamente einnehmen.
Das Verhältnis zwischen Arzt und Patient kann gewinnen
„Das Verhältnis zwischen Arzt und Patient kann gewinnen, weil ich möglicherweise manches nun besser verstehe, was der Arzt mir erzählt“, meint Richard Reindl. Der Ratsuchende sei nicht mehr blutiger Anfänger, sondern könne sich viele Informationen vorab besorgen. „Das macht zufriedener, weil man selbst etwas tun kann“, so Reindl. „Dieser Punkt könnte für die Gesunheitsprävention wesentlich werden.“
Philip Eicker
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