Gedenktag für verstorbene Drogengebraucher_innen

Sie war die ganze Zeit auf dem Dancefloor

Von Gastbeitrag
Gedenktag für verstorbene Drogengebraucher_innen
Zum Internationalen Gedenktag für verstorbene Drogengebraucher_innen 2019 erinnert unsere Autorin* an ihre Freundin, die Anfang 2019 an den Folgen einer Krebserkrankung starb.

Meine Freundin verstarb am 24. Januar 2019.

Sie war eine sehr zierliche und doch robuste Persönlichkeit. Nie kam ein böses Wort über ihre Lippen.

Sie war lebenslustig, mochte Musik jeglicher Art.

Vor drei Jahren waren wir auf einer Beachparty.

Wir waren die beiden Ältesten dort.

Sie war immer auf Achse, als wollte sie vor dem Kranksein davonlaufen

Aber sie war die ganze Zeit auf dem Dancefloor. So eine Ausdauer!

Zu diesem Zeitpunkt hatten wir schon die Diagnose Krebs.

Sie hat sich davon nicht abschrecken lassen.

War immer auf Achse, als wollte sie vor dem Kranksein davonlaufen.

Lange Zeit war ich an ihrer Seite, da ihre Schmerzen unerträglich waren.

Ich habe sie getröstet, habe sie in meinen Armen gehalten, habe sie massiert, bis es ihr besser ging.

So viele Medikamente. Zu viele, sodass sie manchmal vergessen hat, die Medikamente nach Plan zu nehmen.

Trotz allem wollte sie noch so viele Dinge erledigen. Doch das durfte nicht mehr sein.

Im Januar wurde sie mehrfach operiert, ihr Körper wurde immer schwächer.

Sie kam in ein Hospiz, wo ich sie jeden Tag besucht habe.

Erst in diesem Hospiz haben die Angehörigen erfahren, wie schlecht es eigentlich um sie stand. Das ist für mich als Außenstehende nicht angenehm gewesen.

Wir haben jeden Tag miteinander verbracht.

Nichts hat diese zarte Seele unterkriegen können. Aber der Krebs

Sie ist wieder aufgeblüht, hat gefuttert, sodass sie wieder zugenommen hat.

Es schien, als dürften wir noch eine Zeit lang zusammensein.

Am 22. Januar habe ich noch in ihrer Wohnung eine Einstiegshilfe für die Wanne installieren und einen Notrufknopf legen lassen und, da sie nicht mehr so gut zu Fuß war, einen Rollator besorgt.

Am 23. Januar durfte sie das Hospiz verlassen.

Am 24. Januar waren wir bei ihr zu Hause verabredet, da wir Ihre Wohnung etwas ausräumen wollten.

Doch leider erreichte mich der Anruf, dass sie in der Nacht verstorben ist.

Bis heute vergeht kein Tag, an dem ich nicht an sie denke.

Nichts hat diese zarte Seele unterkriegen können.

Aber der Krebs.

*Die Autorin möchte anonym bleiben. Wir danken ihr herzlich für ihren Beitrag.

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