Berliner Appell „Kairo lebt!“ zu sexueller und reproduktiver Gesundheit verabschiedet

Von Redaktion
Vom 02.-04. September 2009 trafen sich auf Einladung von United Nations Population Fund (UNFPA) und dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMWZ) 400 Vertreter der internationalen Zivilgesellschaft in Berlin. Zentrales Anliegen des Global NGO Forums war die Einschätzung der Erfolge und Perspektiven des 1994 in Kairo verabschiedeten Abkommens zu sexueller und reproduktiver Gesundheit.

Der Austausch über Herausforderungen und Chancen der Kairo-Ziele und Möglichkeiten der gegenseitigen Zusammenarbeit der Zivilgesellschaft waren Thema der Diskussionen auf der Konferenz, auf der auch der internationale Fachbereich der DAH mit einer Präsentation vertreten war. Die Ergebnisse und Empfehlungen sind im sog. „Berlin Call of Action – Berliner Appell – Kairo lebt!“ veröffentlicht.

Die Verabschiedung des Kairo-Abkommens und des dazugehörenden Aktionsplans stellte damals in ihrem progressiven und mutigen Ansatz einen einzigartigen Schritt der 179 unterzeichnenden Länder dar. Verpflichteten sie sich doch erstmalig sexueller Gesundheit und reproduktive Rechte jeder und jedes Einzelnen zu gewährleisten. Erwartungsgemäß formierte sich alsbald der konservative Widerstand und behinderte die bis dahin erfolgreiche Beschlussumsetzung. Mit der Verabschiedung der moderat gefassten Milleniumsziele 2000 gerieten die progressiven Ziele der Kairo-Konferenz endgültig in den Hintergrund.

Aus der Sicht der Positivenselbsthilfe ist dies zu bedauern. Die Beschlüsse des Kairo-Abkommens beschränken sich nämlich nicht nur auf das Ziel der Eindämmung der HIV-Pandemie, sondern beziehen ebenso die sexuellen und reproduktiven Rechte von Positiven ein. Gerade die junge Aktivistengeneration forderte im Rahmen des Youth Symposiums wieder verstärkt das Recht auf das Ausleben von sexueller Lust sowie die Berücksichtigung verschiedener sexueller Orientierungen und Geschlechtsidentitäten ein.

Auch das Global Network of People Living with HIV (GNP+) hat im Vorfeld der Konferenz einen Leitfaden zur Anwendung der Sexuellen Gesundheit und Reproduktiven Rechte von HIV Positiven veröffentlicht.

Sexuelle Gesundheit und Reproduktive Rechte gelten für alle Menschen gleichermaßen!

Neben der Betonung des Menschenrechtsgedankens und der Unterstützung des Kinderwunsches bei Positiven steht vor allem die Forderung nach einem Ende der Kriminalisierung der HIV-Übertragung im Vordergrund des Dokuments. Grundlage aller Argumentationen bleibt dabei: Sexuelle Gesundheit und Reproduktive Rechte gelten für alle Menschen gleichermaßen!

Unterschiede in den verschiedenen Regionen der Erde zeigen sich dabei immer noch stark, wenn HIV Positive Frauen aus Subsahara Afrika und Südamerika auf der Konferenz von Zwangssterilisationen berichten und die HIV-Übertragungsraten von Mutter auf Kind immer noch auf unakzeptabel hohen Niveau liegen.

Gastbeitrag von Carolin Vierneisel, Fachbereich Internationales der DAH

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