Nachrufe auf Stephanie Schmidt
Wir verabschieden uns und trauern um unsere Kollegin, Freundin, Mitstreiterin und eine langjährig engagierte JES-Aktivistin.
Stephanie Schmidt oder – wie sie viele besser kennen – einfach „Steph“ begann sich in den neunziger Jahren im Drogenselbsthilfenetzwerk JES zu engagieren.
In den damals sehr männerdominierten Strukturen von Drogenselbsthilfe fiel „Steph“ dann auch direkt auf und schaffte es schnell, ihren Platz zu finden und zu behaupten. Unter anderem fungierte sie einige Jahre als JES-Bundessprecherin.
Auf regionaler Ebene trat sie damals an die Braunschweiger AIDS-Hilfe heran, um dort eine JES-Gruppe zu installieren. Hieraus erwuchs eine enge Zusammenarbeit, und Steph war schnell untrennbar mit beidem, JES und der Aidshilfe, verbunden. Erst im Ehrenamt, später als hauptamtliche Mitarbeiterin brachte sie hier ihre vielen Kompetenzen ein.
Ihr Anliegen war es immer, sowohl in der Vor-Ort-Arbeit als auch auf der Bundesebene die Arbeit aktiv mitzugestalten und Verantwortung zu übernehmen. Und dies gelang ihr auf eindrucksvolle Art und Weise.
Allerdings vertrat sie nie nur die Interessen von Drogenkonsument(inn)en. Steph ging es immer um mehr, denn als Drogen gebrauchende HIV-positive Frau und Mutter war sie mit vielfältigen Stigmatisierungen, Zurückweisungen und Vorurteilen konfrontiert.
Sie machte es sich zu ihrer Herzensaufgabe, gemeinsam mit vielen anderen gegen Ausgrenzung und Stigmatisierung anzugehen, wo immer sie diese sah – und sie tat dies stets mit all ihrer Kraft.
So war Steph über viele Jahre das Bindegleid des JES-Netzwerks zur Communty der HIV-infizierten Menschen im Verband der Deutschen AIDS-Hilfe. Ihr gelang es über die Mitwirkung an den Positiven Begegnungen, ihre Mitarbeit im Netzwerk „Frauen und Aids“ und dem Delegiertenrat der DAH, bei der Vorbereitung verschiedener Aids-Kongresse und bei vielen anderen Dingen, die wir hier bestimmt vergessen haben, die Interessen verschiedener Gruppen verbindlich und auf sympathische Weise zu vertreten.
Ein weiterer Aspekt lag ihr immer am Herzen: Mutig ihr Gesicht in der Öffentlichkeit zu zeigen, um Stigmatisierung entgegenzuwirken. So etwa durch die Postkartenaktion und die Broschüre der Positivenselbsthilfe der Braunschweiger AIDS-Hilfe und zuletzt bei der großen Straßenbahnaktion „Aids braucht positive Gesichter“, deren Eröffnung Ende Oktober 2009 sie glücklicherweise noch miterleben durfte.
Und noch etwas zeichnete Stephanie aus: Anders als vielen anderen fiel es ihr nie schwer, nach einiger Zeit selber als Person ein Stück zurückzutreten und ihre Erfahrungen an andere weiterzugeben.
Ihr Motto, mit dem sie selbst den Artikel zu ihrer Lebensgeschichte im Handbuch „Drogen, HIV/Aids, Hepatitis“ der DAH überschrieb war :
„Ich gebe nicht auf!“
Und kaum etwas trifft es wohl besser. So wird Steph immer in unserer Erinnerung bleiben:
Ein kraftvolles Energiebündel, die oft über ihre eigenen Grenzen hinausging. Die alle Tiefschläge, die das Leben für sie bereit hielt, immer wieder meisterte und gar nicht daran dachte, sich davon aufhalten zu lassen. Und all dies in ihrer unglaublich sympatischen, verbindenden Art und Liebenswürdigkeit, mit ihrer großen Überzeugungskraft, Klarheit und Präsenz. Kaum jemand, der sie gekannt hat, kann hiervon unberührt geblieben sein.
Und so bleiben uns die gemeinsamen Erinnerungen: an das gemeinsame Arbeiten, die oft heftigen, aber fruchtbaren Debatten, an das harte Ringen an manchen Punkten, aber auch an das viele Lachen, die vielen schönen gemeinsamen Augenblicke.
Steph, wir sind traurig und vermissen dich. Du fehlst uns. Aber wir wissen auch, was du jetzt sagen würdest:
Kein Grund aufzugeben – es gibt noch so viel zu tun!
Dirk Schäffer und Silke Eggers
Deutsche AIDS-Hilfe e.V.
Bundesweites JES- Netzwerk
Stephanie Schmidt – ein Nachruf
wenn für eine solche Frau überhaupt ein Nachruf geschrieben werden kann. Pippi Langstrumpf das stärkste Mädchen der Welt, die Kämpferin an vorderster Front; sowohl politisch als auch gesellschaftlich, immer voll dabei. Schlagfertig, spontan aber auf alles vorbereitet. Liebevoll und manchmal ein bisschen bockig, einfach einzigartig. Nein es ist nicht möglich für sie einen Nachruf zu schreiben, eher wird sie uns noch nachrufen; das hämische Grinsen, dass sie bis zuletzt behielt, sei euch ins Gedächtnis gebrannt wie Namen in Steine.
Sie wird immer bei uns sein – ob es uns recht ist oder nicht – und uns kritisch beäugen und manchmal belehren. Sie wird aber auch bei uns sein um uns zu liebkosen und für unsere Erfolge zu loben. Sie wird Kraft und Muse sein für all jene die ihren Kampf in ihrem und unserem Sinne weiterführen. Ich bleibe Dir treu! Keine Macht wird uns jemals trennen, meine Liebste, Du bist tief in meinem Herzen, für immer. Und ich werde deinen Wunsch erfüllen ganz, ganz, ganz, ganz, glücklich zu werden.
http://www.youtube.com/view_play_list?p=277B46BDC1DD662D
Tino Bastian
(Freund von Steph)
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