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Damit wir alle groß und stark werden

Von Werner Bock
Portrait Werner Bock
Donnerstag, 21. August. 20.00 Uhr. Die „Positiven Begegnungen 2014“ (PoBe) sind noch keine vier Stunden alt – und mir raucht jetzt schon der Kopf. Bis zum Sonntag gibt es bei Europas größter HIV-Selbsthilfekonferenz in Kassel rund 40 Workshops, Podiumsdiskussionen und Plenarveranstaltungen, die sich mit verschiedenen Facetten des Lebens mit HIV beschäftigen. „Ganz schön was los hier“ bringt es Holger Wicht, der Pressesprecher der Deutschen AIDS-Hilfe (DAH), zur Begrüßung auf den Punkt. Und Recht hat er!

Auf der Veranstaltung stehen vier Schwerpunktthemen im Fokus. Eines ist Diskriminierung – „auch wenn das Thema nicht sexy ist“ wie DAH-Vorstand Manuel Izdebski in seiner Begrüßungsrede bemerkt. Nicht sexy, aber leider allgegenwärtig. Die meisten Menschen mit HIV können ein Lied davon singen. Sie haben es heute in der Regel aber weniger mit den medizinischen, als vielmehr mit den psychologischen und gesellschaftlichen Folgen einer HIV-Infektion zu tun. Nicht umsonst heißt das Motto der Konferenz „Wir machen uns stark. Und Du?“

Wie „Starkmachen“ aussehen kann, wurde schon bei der Auftaktveranstaltung auf vielfältige Weise gezeigt: die Theatergruppe von Afro-Leben+ mit selbstgeschriebenen Theaterszenen zum Thema Abschiebung, Stephan Gellrich von der Selbsthilfekampagne POSITHIV HANDELN mit öffentlichkeitswirksamen Auftritten beim CSD und DAH-Vorstandsmitglied Carsten Schatz mit klaren und mitunter provozierenden T-Shirt-Botschaften. Fazit: Jeder kann etwas machen.

Mein Highlight des Abends: Das Grußwort der Richterin am Bundesverfassungsgericht Prof. Dr. Susanne Baer, die die Schirmherrschaft für die PoBe übernommen hat. Sie hielt keine abgelesene, „gewollte“ Rede, sondern eine sehr kluge und emotionale Ansprache. Als sie von ihrem Onkel erzählt, der vor 30 Jahren an AIDS gestorben ist, war Frau Baer wohl selbst von der Heftigkeit ihrer eigenen Emotionen überrascht: „Damals war das ein großes Tabu“ berichtet sie stockend und man sieht, dass es sie immer noch sehr bewegt. Im Publikum sitzen viele Menschen, die das sehr gut verstehen können. So fließen nicht in diesem Moment nur am Rednerpult ein paar Tränen. Der langanhaltende Applaus am Ende ihrer Rede kommt daher auch von Herzen.

Was in den nächsten Tagen in Kassel noch so alles passiert, gibt es hier täglich im Blog. Ich verabschiede mich jetzt erst einmal zum Essen, um den Wunsch von Manuel Izdebski an die PoBe-Teilnehmer_innen zu erfüllen: „Ich wünsche uns, dass wir alle groß und stark werden.“ Na gut, ich tue, was ich kann. 😉

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