MENSCHENRECHTE

21. März: Internationaler Tag gegen Rassismus

Von Gastbeitrag
gegen Rassismus
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Robin erzählt von seinen Erfahrungen als Pflegekind in einer deutschen Familie

HIV-positive Migrant_innen haben in Deutschland nicht nur mit dem HIV-Stigma zu kämpfen. Viele erleben auch tagtäglich Rassismus. Im Projekt AfroLebenVoice haben Robin, Remon und Lohlian* ihre Geschichten erzählt.

Robin: Ich bin in Afrika geboren und aufgewachsen. Dort bin ich auch von einer deutschen Familie als Pflegekind aufgenommen worden. 2004 kamen wir gemeinsam nach Deutschland und ich wurde im selben Jahr als HIV-positiv getestet. Die ersten Jahre waren die Hölle mit meiner damaligen deutschen Pflegefamilie. Ich wurde wie der letzte Dreck behandelt und war darüber sehr enttäuscht. Ich habe sehr darunter gelitten – es war keiner da, mit dem ich mal reden konnte.

„Ich wurde als ,Dreckschwein‘ beschimpft“

Später stellte ich fest, dass mein Reisepass nicht mehr da war. Ich bekam zu hören, dass ich wegen meiner Krankheit nicht mehr nach Afrika zurückkonnte. Ich musste daraufhin den ganzen Tag von früh morgens bis spät abends schuften. Ich wurde beleidigt, „Hausboy“ gerufen und als „Dreckschwein“ beschimpft. Man warf mir vor: „Du frisst meine ganze Rente auf“ und bezeichnete mich als „schwarzer Affe“, wenn ich nicht nach der Pfeife meiner Pflegefamilie tanzte.

Nachdem ich mich zweimal getraut hatte, das Haus meiner Pflegefamilie zu verlassen, hieß es: „Beim nächsten Mal, wenn du hier rausgehst, brauchst du nicht mehr wiederzukommen. Du wirst ganz allein dastehen und ohne uns Deutschland verlassen müssen.“

Nach meinem dritten Ausflug kehrte ich nicht mehr dorthin zurück – und stellte fest, dass es viele gute Menschen gibt, die einem zuhören und helfen. Ich genieße jetzt mein Leben mit guten, wahren Freunden, mit Menschen, die dieselbe Krankheit haben wie ich. Ich bin froh, solche Menschen zu treffen.

Ich begrüße es, dass es Organisationen wie die lokalen Aidshilfen, die Deutsche AIDS-Hilfe und das Netzwerk Afro-Leben+ gibt. Sie ermöglichen es, dass wir uns treffen und über unsere Rechte und Pflichten reden. Ich hoffe, dass das Netzwerk weiterhin finanziert wird, damit auch neue Migrantinnen und Migranten unterstützt werden können.

* * * * *

Remon: Schon vor 20 Jahren gab es viele Reportagen und Sendungen im Fernsehen, aber auch im Radio, die Menschen aus Afrika mit HIV und Aids in Verbindung gebracht haben. Es war immer dieselbe Propaganda: Afrika ist die Hauptquelle dieser HIV-Erkrankung, Millionen Menschen sind dort bereits infiziert, die Afrikaner haben viel zu viel Sex. Das war zu viel…Wenn ich das mitbekomme, denke ich immer: Wie? Afrikaner sind doch normale Menschen wie alle anderen auf dieser Erde. Sie machen auch Sex wie alle anderen und kriegen Kinder. Wieso immer diese Fokussierung? Gerade bei dieser Geschichte…

„Diese Stigmatisierung von Afrikanern deprimiert“

Als ich damals diese Massenkampagnen mit HIV-positiven Kindern und Erwachsenen gesehen habe, fühlte ich mich persönlich gekränkt. Ich verstehe das immer noch nicht, das macht bei mir komische Gefühle. Diese Stigmatisierung von Afrikanern – das macht Komplexe, das deprimiert.

Motiv aus einer Präventionskampagne von AIDES, November 2004 (Agentur: TBWA/France, Fotograf: Dimitri Daniloff)
Motiv aus einer Präventionskampagne von AIDES, November 2004 (Agentur: TBWA/France, Fotograf: Dimitri Daniloff)

Nach meiner HIV-Diagnose vor fünf Jahren sind immer noch solche Kampagnen zu sehen. Die Kampagne mit dem schwarzen Skorpion war für mich der Gipfel, deswegen habe ich dieses Motiv ausgesucht. Der schwarze Skorpion symbolisiert für mich Schwarzafrikaner oder den schwarzen Mann. Er ist ein Monster, er ist böse, er ist ein Teufel und eine Gefahr für die weiße Bevölkerung. Solche Interpretationen kommen in mir hoch. Das hat mich so traurig gemacht, das hat mir wehgetan. Ich fühlte mich schlecht. Es ist eine Schande, dass Prävention immer noch mit solchen negativen Bildern arbeitet – sie verbreiten Angst, Rassismus und Stigmatisierung.

Gut, alles entwickelt sich weiter, und es gibt mittlerweile Kampagnen wie zum Beispiel die Kampagne „Positiv zusammen leben“. Sie zeigen, dass Prävention auch ohne Stigmatisierung von HIV-positiven – afrikanischen – Menschen möglich ist. Sie soll ihre moralische und menschliche Verantwortung tragen. Sie darf nicht ein bestimmtes Volk stigmatisieren und Angst verbreiten. In unserer globalisierten Welt kennt HIV keine Grenzen, es kann alle Menschen betreffen – unabhängig von ihrer Hautfarbe, ihrem Geschlecht, Alter oder ihrer sexuellen Orientierung. Meine große Hoffnung ist, dass diese Entwicklung sich durchsetzt!

* * * * *

Lohlian: HIV ist ein Tabu. Es gibt zwar Menschen, die bereits in ihren Heimatländern erfahren haben, was HIV bedeutet, aber es gibt immer noch viele, die überhaupt nicht darüber informiert sind. Es wird einfach nicht darüber geredet. Viele glauben, die Krankheit ist etwas anderes – es gibt kein HIV. „HIV-positiv zu sein“ bedeutet für andere oft, dass man unmoralisch ist.

Man hat mir gesagt, wenn du hier in Deutschland krank bist, zum Beispiel HIV-positiv bist, wirst du abgeschoben. Daher gibt es viele Migrantinnen und Migrantinnen, die Angst haben, sich testen zu lassen, auch wenn sie etwas ahnen. Und viele, die wissen, dass sie HIV-positiv sind, geben das nicht zu, weil sie auch Angst vor einer Abschiebung oder vor noch mehr Diskriminierung haben.

Die Angst vor Abschiebung begleitet viele HIV-positive Migrant_innen, wie Lohlian berichtet
Die Angst vor Abschiebung begleitet viele HIV-positive Migrant_innen, wie Lohlian berichtet

Für die Menschen im Asylbewerberheim war es irgendwie normal, dass jeder einen Brief vom Rechtsanwalt oder vom Bundesamt mit einer Ablehnung kriegt. Für mich war das immer nur mit Angst verbunden … Solange der Abschiebebrief noch nicht vorlag, gab es Hoffnung. Eines Tages habe ich ihn dann aber bekommen und hatte nur zwei Wochen Zeit, um die Rückreise nach Uganda zu organisieren. Ich hatte Angst. In Uganda sterben Menschen, auch wenn sie Medikamente gegen HIV nehmen, denn es gibt nach wie vor nicht alle Medikamentenkombinationen auf dem Markt, und die Behandlung ist oft nicht richtig eingestellt.

„Ich darf nicht sterben und meine Familie im Stich lassen“

Ich habe es dann doch hinbekommen, in Deutschland zu bleiben. Heute nehme ich jeden Tag Tabletten. Es ist aber schwer, hier eine Arbeit zu finden. Da reicht es schon, dass ich schwarz bin und Probleme mit dem Aufenthaltsstatus habe, auch ohne HIV.

In Uganda habe ich eine große Familie, die von mir Unterstützung erwartet: Für ihre allgemeinen Probleme, Schulden und alles andere muss ich zahlen. Ich muss also Tabletten nehmen und arbeiten, denn ich darf nicht sterben und meine Familie im Stich lassen.

* Namen von der Redaktion geändert

„AfroLebenVoice – Unsere Stimmen gegen Diskriminierung“ kann auf der Internetseite der DAH kostenlos bestellt oder als PDF-Datei heruntergeladen werden.

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„Ich bin mehr als HIV!“ – die Geschichte von Pete
Afro-Leben plus ist meine zweite Familie“

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