JAHRESRÜCKBLICK I

Das war 2014: Rückschläge

Von Axel Schock
Neben erfreulichen und ermutigenden Entwicklungen gab es im zurückliegenden Jahr leider auch Skandale, Misserfolge und traurige Ereignisse zu vermelden – wir präsentieren eine subjektive Auswahl.

Nigeria: Verschärftes Anti-Homosexuellen-Gesetz

Ein neues Gesetz kriminalisiert Homosexualität in Nigeria noch stärker, als das bisher schon in dem westafrikanischen Land der Fall war. Menschen, die sich „direkt oder indirekt“ als homosexuell zu erkennen geben oder sich in Vereinen und Organisationen für die Rechte Homosexueller engagieren, drohen bis zu zehn Jahre Gefängnis.

Russland: Der Druck auf LGBT nimmt zu 

Die homophobe Politik der Putin-Regierung wirkt sich massiv auf den Alltag von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Trans*-Menschen (LGBT) aus. Darunter leidet nicht nur die HIV-Prävention, sondern auch die medizinische Versorgung von Menschen mit HIV.

Uganda: Anti-Homosexuellen-Gesetz vorerst gestoppt

Das im Februar von Staatspräsident Museveni in Kraft gesetzte „Anti-Homosexuellen-Gesetz“ wird im Sommer vom Verfassungsgericht Ugandas auf Halde gelegt – aber nicht wegen seines Inhalts, sondern weil es im Parlament ohne die nötige Zahl von anwesenden Abgeordneten verabschiedet wurde. Nach diesem weltweit kritisierten Gesetz droht Homosexuellen in Uganda lebenslängliche Haft. Strafbar würde sich ebenso machen, wer „Werbung“ für Homosexualität macht oder Lesben und Schwule nicht umgehend bei der Polizei anzeigt.

Saarland: Kondompflicht für Freier

Das saarländische Parlament verabschiedet im Februar ein umstrittenes Maßnahmenpaket gegen Prostitution. Vorgesehen sind unter anderem eine Kondompflicht für Freier und eine radikale Einschränkung des Straßenstrichs in Saarbrücken.

TV-Talker Jürgen Domian gibt einen schlechten Rat

Für großen Medienwirbel sorgt im April der Anruf eines jungen Mannes in der Fernsehsendung „Domian“. Der Anrufer hatte sich beim Sex mit einem Prominenten mit HIV infiziert und haderte nun mit seinen Schuldgefühlen. TV-Talker Jürgen Domian ist ihm allerdings keine große Hilfe: Er schiebt die Verantwortung ganz auf den vermeintlichen „Täter“ und rät zu einer Strafanzeige.

Zahl der Drogentoten steigt wieder an

Mit 1.002 Todesfällen im Jahr 2013 hat die Zahl der Menschen, die infolge von Drogenkonsum verstorben sind, seit Jahren erstmals wieder zugenommen. Ein großer Teil der Todesfälle ließe sich jedoch vermeiden: durch die Einrichtung von Drogenkonsumräumen, die Ausweitung der Substitutionsbehandlung (vor allem auch in Haft) und die Anwendung von Naloxon in Drogennotfällen: Der Einsatz dieses hoch wirksamen Medikaments gegen Atemlähmung und Bewusstlosigkeit bei einer Heroin-Überdosis sollte Standard werden. Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen: Auch Naloxon rettet Leben.

„Mississippi-Baby“ doch nicht geheilt

Das sogenannte „Mississippi-Baby“, das mit einer HIV-Infektion zur Welt kam und nach einer 18-monatigen Behandlung mit antiretroviralen Medikamenten als geheilt galt, wurde als Durchbruch in der Aidsforschung gefeiert. Doch im Juli 2014 werden bei dem Mädchen wieder HI-Viren nachgewiesen.

Flug MH17 endet in Katastrophe

Die 20. Welt-Aids-Konferenz im Juli wird überschattet vom Absturz des Fluges MH17 über der Ukraine. Sechs Aidsforscher und -Aktivisten, die auf dem Weg ins australische Melbourne waren, starben bei der Katastrophe.

Datenskandal bei der Berliner Polizei

Durch die Anfrage eines Abgeordneten kommt ans Licht, dass die Berliner Polizei in ihrer Datenbank HIV-positive oder mit Hepatitis B oder C infizierte Straftäter mit dem Warnhinweis ANST für „Ansteckungsgefahr“ versieht. Die Erfassung mehrerer derartiger Merkmale hatte man 1988 in Berlin gestrichen, doch 2012 wurde sie bundesweit einheitlich wieder eingeführt.

Überhöhte Preise für neue Hepatitis C-Medikamente

Die Pharmaindustrie lässt sich die neu entwickelten Präparate zur Behandlung von Hepatitis C teuer bezahlen. Kritiker meinen: die Medikamente sind maßlos überteuert. Der Preis von Sofosbuvir liegt pro Pille bei rund 700 Euro, ein Therapiezyklus kommt damit auf über 60.000 Euro. Manche Ärzte wollen die neuen Medikamente daher aus Angst vor Regressforderungen der Krankenkassen nicht verschreiben – oder tun das erst, wenn der Patient nicht lockerlässt.

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