HEPATITIS C

„Ärzte der Welt“ geht gegen Patent für Sofosbuvir vor

Von Axel Schock
Die Preispolitik des Pharmaherstellers Gilead in Bezug auf das Hepatitis-C-Medikament Sovaldi (Wirkstoff: Sofosbuvir) hatte in den vergangenen Monaten international Kritik und Proteste hervorgerufen.

Je nach Land und abhängig von der Therapiedauer kostet eine Behandlung mit dem Arzneimittel bis zu 120.000 Euro pro Patient.

„Ärzte der Welt“ wählte nun einen ungewöhnlichen Weg, um den Zugang zu der ihrer Ansicht nach überteuerten Tablette zu verbessern: Die Nichtregierungsorganisation hat heute beim Europäischen Patentamt (EPA) in München Einspruch gegen das Patent für den Sovaldi-Wirkstoff Sofosbuvir eingelegt. Das sei das erste Mal in Europa, dass eine medizinische NGO diesen Schritt gehe, so das Netzwerk. In Indien wurde dem Wirkstoff bereits im Januar überraschend der Patentschutz verweigert.

Die Molekülstruktur von Sofosbuvir sei im Vergleich zu einem bereits bestehenden Molekül nicht innovativ genug, um ein Patent zu rechtfertigen, begründet „Ärzte der Welt“ den Einspruch. Zudem sei die Entwicklung des Wirkstoffs das Ergebnis der Arbeit von zahlreichen staatlichen und privaten Forschungseinrichtungen, daher könne Gilead nicht den alleinigen Anspruch auf ein Patent für sich reklamieren, heißt es in der Pressemitteilung.

Die humanitäre Hilfsorganisation „Ärzte der Welt“ leistet weltweit medizinische Hilfe für benachteiligte Menschen, die von Krisen oder Verfolgung betroffen sind. „Wir setzen uns für den universellen Zugang zu medizinischer Versorgung ein“, erklärt Dr. Jean-Francois Corty, Leiter der Inlandsprojekte von Ärzte der Welt Frankreich. Auch in wohlhabenden Ländern wie Frankreich, Deutschland oder England gefährde der Preis von Sofosbuvir die Existenz der solidarischen Gesundheitssysteme.

Sollte die Anfechtung des Patents erfolgreich sein, so die Hoffnung der Organisation, verlöre Gilead sein Monopol – und europäische Generikahersteller könnten wirkstoffgleiche Präparate zu einem weitaus geringeren Preis herstellen und anbieten. Zugleich wolle man eine generelle Diskussion über die Preispolitik im Hinblick auf Medikamente anregen, so das Ärzte-Netzwerk.

(ascho)

Pressemitteilung von „Ärzte der Welt“

Begründung zum Einspruch von „Ärzte der Welt“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

68 + = 77