Drogennotfälle: Lebensrettung darf keine Privatsache sein!
Von Dirk Schäffer, Referent für Drogen und Menschen in Haft der Deutschen AIDS-Hilfe
Damit ist Deutschland eines der wenigen Länder in Europa, in denen die Zahl drogenbedingter Todesfälle in den letzten Jahren dramatisch gestiegen ist.
Die Zahl drogenbedingter Todesfälle ist dramatisch gestiegen
Zum Vergleich: 2012 gab es 944 drogenbedingte Todesfälle. Wir haben es also mit einem Anstieg der Drogentodesfälle um 35 Prozent in fünf Jahren zu tun. Das zeigt: Wir müssen Angebote und Maßnahmen ausweiten, um Drogentodesfällen entgegenzuwirken.
Dazu gehört etwa die Vergabe des Mittels Naloxon, das bei Überdosierungen Leben rettet.
Etwa 70 Prozent der drogenbedingten Todesfälle in Deutschland sind die Folge einer nicht gewollten Überdosierung mit Opioiden wie Heroin, Fentanyl und anderen Medikamenten. Naloxon als Gegenmittel ist leicht anzuwenden, kann nicht missbraucht werden und wirkt schnell und hoch effektiv.
Naloxon rettet Leben
In anderen Ländern wie zum Beispiel den Vereinigten Staaten, Schottland, Italien oder Norwegen hat die Naloxon-Angabe an Polizist_innen, Mitarbeiter_innen im Hilfesystem sowie an Drogenkonsument_innen vielen tausend Personen mit lebensbedrohlichen Überdosierungen das Leben gerettet.
Wir brauchen eine flächendeckende Versorgung mit Naloxon
Im September 2018 wird nun auch in Deutschland Naloxon in Form eines Nasensprays auf den Markt kommen. Das Produkt ist allerdings relativ teuer und für Drogenhilfen kaum in größeren Mengen finanzierbar.
Zwar gibt es bereits Modellprojekte in Bayern und dem Saarland, die wir auch unterstützen. Wir sind aber der Meinung, dass wir während dieser Modellprojekte nicht untätig bleiben dürfen, sondern den Weg zu einer möglichst flächendeckenden Versorgung bereiten müssen.
Overdose Awareness Day: Naloxon-Nasenspray in den Krankenkassen-Leistungskatalog aufnehmen!
Anlässlich des Overdose Awareness Days sowie der Markteinführung von Naloxon-Nasenspray bittet die Deutsche AIDS-Hilfe daher die Verantwortlichen aus Politik, Gesetzlicher Krankenversicherung (GKV) sowie Ärzteverbänden um Unterstützung, damit das lebensrettende Naloxon in den Katalog der über die GKV abrechenbaren Medikamente aufgenommen wird.
Dies wäre für uns ein wichtiger Schritt, um eine zielgerichtete Verschreibung und Anwendung von Naloxon zu ermöglichen.
Lebensrettung darf nicht vom Geldbeutel abhängen
Lebensrettung darf keine Privatsache sein und nicht davon abhängen, ob man das das Medikament aus der eigenen Tasche bezahlen kann (über ein Privatrezept oder zukünftig vielleicht ohne Rezept in der Apotheke).
Selbstverständlich muss ein solches Angebot in andere wirksame Angebote und Maßnahmen zur Überlebenshilfe und Schadensminderung eingebettet sein. Dazu gehören zum Beispiel Safer-Use-Trainings, Drogenkonsumräume und Angebote des Drug-Checkings.
Weitere Informationen:
http://www.akzept.org/uploads1516/NaloxonLeitfadenWeb100316.pdf
https://www.vision-ev.de/wp-content/uploads/2017/01/Naloxon-v6.5-web.pdf
http://www.sdf.org.uk/what-we-do/reducing-harm/take-home-naloxone/
https://www.facebook.com/InternationalOverdoseAwarenessDay/
http://www.emcdda.europa.eu/topics/pods/preventing-overdose-deaths
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