FaulenzA, von ihren Freund_innen fauli genannt, ist Rapperin, Buchautorin und trans* Aktivistin. Im Interview erzählt sie uns, was feministischer Kampf für sie bedeutet und wie er in Zukunft gestaltet werden kann.

FaulenzA lebt in Berlin in einer betreuten Wohngruppe für Menschen mit psychischen Krankheiten und sagt von sich: „Ich habe einige sogenannter ‚Störungen‘, mit denen ich mich rumschlagen muss.“ Sie spielt Straßenmusik mit Akkordeon, macht Hip-Hop, organisiert Singer/Songwriter-Konzerte und schreibt Geschichten. Gerade schreibt sie an ihrem Hörbuch „Inselgnome auf der Walz“. Die ersten 9 Folgen gibt es schon auf YouTube. FaulenzA ist in einer Demo-Clown-Gruppe aktiv. Auf Demonstrationen machen sie politisches Straßentheater. Auch mit der Straßengruppe „Der Müll der letzten Tage“ macht die Künstlerin Straßen-Musik-Theater. Außerdem ist sie in der Gruppe, die einmal monatlich die „TIN-Bar“ organisiert. Ein Kneipenabend für trans*, inter* und non-binary Menschen. In ihrer Freizeit ist FaulenzA Fußballfan und unterstützt live im Stadion den antifaschistischen Club Babelsberg 03 sowie (leider meist nur vorm Radio) Borussia Mönchengladbach.

Warum engagierst du dich? (Wie sieht dein Engagement aus? Was willst du verändern und wo siehst du Lücken?)

Ich engagiere mich, weil es mir Sinn gibt. Es tut mir selbst gut, mich für etwas einzusetzen, was ich wichtig finde. Das hilft mir auch, mich nicht nur auf eigene Probleme zu fokussieren. Ich schreibe eine regelmäßige Kolumne in Berlins queerem Stadtmagazin „Siegessäule“. Dort – genau wie in meinen Liedern – veröffentliche ich auch politische Botschaften. Ich versuche, dabei so ehrlich wie möglich zu sein und kein Blatt vor dem Mund zu nehmen. In meinen letzten Texten ging es mir viel um Themen wie Flucht und Rassismus. Auch die Frage, wie ich mich da solidarisch und aktivistisch verhalten kann. Umwelt- und Tierschutzthemen sind mir ebenfalls wichtig. Gerade habe ich z. B. ein Lied über die Wolfs-Abschussdebatte geschrieben. Eine Kritik am Kapitalismus liegt für mich all dem oft zugrunde. Ich gebe Workshops zum Thema Diskriminierung von Trans*Weiblichkeiten, was leider immer noch selbst in der queeren Szene ein Problem ist. Zu dem Thema habe ich auch das Buch „Support your sisters“ geschrieben. Ich gebe auch Selbstbehauptungsworkshops, um von Diskriminierung betroffenen Menschen eine Möglichkeit für Selbstempowerment zu zeigen, die mir selbst geholfen hat. In meinem neuesten Workshop „Mad Pride“ geht es um Psychiatriekritik, „Mad“-Empowerment [Anm. d. Red.: Empowerment von Menschen mit psychischen Erkrankungen] und Erfahrungsaustausch.

Welche Erfolge/Verbesserungen hast du in deiner Arbeit erreichen können? Was war das Highlight in deiner aktivistischen Arbeit?

Meine Highlights sind Feedbacks von Menschen, die mir sagen, dass ihnen mein Engagement geholfen hat. Ich lege immer ein Gästebuch bei meinen Workshops und Konzerten aus. Dadurch und manchmal durch E-Mails bekomme ich liebe Dankeschön-Nachrichten und bewegende Geschichten. Wenn Leute sagen, dass ich sie inspiriert oder bestärkt habe, macht mich das sehr stolz und glücklich. Gerade in Momenten, wo es mir selbst mit mir nicht so gut geht.

Welche Verbesserung der Frauenrechte wünschst du dir bis zum Jahr 2030?

Ich wünsche mir so sehr, ernst genommen zu werden. Genauso wie eine cis Frau. Trans* Frauen werden immer noch oft als „verrückte“ Sonderlinge angesehen und nicht für voll genommen. Zu der Diskriminierung als Frau kommt da noch die Transfeindlichkeit und das Stigma von Menschen mit „psychischen Störung“. Allgemein werden Frauen oft nicht so ernst genommen und gehört wie Männer. Durch das Bundesteilhabegesetz wurde mir und vielen anderen Betroffenen in stationären Einrichtungen gerade unheimlich viel Geld gestrichen. U. a. wurden die Taschengelder stark gekürzt und Freizeitaktivitäten der WG können nicht mehr übernommen werden. Auch Geld für Hygieneartikel und Therapiematerial wird nicht mehr bezahlt. Das muss wieder rückgängig gemacht werden! Die Betreuerinnen müssen besser bezahlt und der Betreuungsschlüssel erhöht werden. Solche Zustände wurden z. B. 19.02.2020 in der großen Hamburger Demo zum Pflegenotstand kritisiert.

Wie sollte deiner Meinung nach feministischer Aktivismus (in einer global vernetzten Welt) in Zukunft aussehen?

Radikal, ehrlich, offensiv und direkt in Aktionen. Feminismus sollte auch antikapitalistisch sein. Denn im Kapitalismus sehe ich eine Ursache vieler Ungleichheiten. Auch darüber hinaus freue ich mich immer, wenn ich sehe, dass Feminismus nicht nur Sexismus zum Thema macht, sondern sich allgemein gegen Unterdrückung einsetzt. Wenn sich feministische Kämpfe mit antirassisitischen Kämpfen verbinden zum Beispiel. Ich glaube, langsam hat die feministische Community immer mehr auch die Vielseitigkeit ihrer Aktivist_innen auf dem Schirm. Menschen, die nicht nur mit Sexismus struggeln, sondern auch noch Rassismus, Armut und/oder Psychiatrie erleben, bekommen Steine in den Weg gelegt. Wir müssen zusammenhalten. Als eine Community. Mein Lieblingsmotto ist: “Let’s be careful to each other so we can be dangerous together.”


FaulenzA bei Facebook: @FaulenzA


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