Flur im Asylbewerberheim
Lange Flure: Frauen fühlen sich oft nicht sicher (Foto: Women in Exile)

8. März, 16.30 Uhr: Demonstration zum Internationalen Frauentag in Potsdam

Anlässlich des Internationalen Frauentags am 8. März demonstrieren Flüchtlingsfrauen in Potsdam gegen die Lebensbedingungen von Asylbewerberinnen und „geduldeten“ Frauen in Brandenburg. Die in Berlin und Brandenburg aktive Gruppe „Women in Exile“ will darauf aufmerksam machen, dass Frauen in Asylbewerberheimen doppelt leiden – als Asylsuchende und als Frauen.

Das Asylbewerberleistungsgesetz schreibt vor, dass Flüchtlinge in Sammelunterkünften untergebracht werden, nur in Ausnahmefällen arbeiten dürfen und mit lediglich 40,90 Euro Taschengeld pro Monat auskommen müssen. Das Menschenrecht auf Bewegungsfreiheit bleibt Flüchtlingen durch die so genannte Residenzpflicht verwehrt. Medizinische Versorgung erhalten sie nur bei schweren Krankheiten beziehungsweise „wenn es zur Sicherung der Gesundheit unerlässlich ist“.

Flüchltingsfrauen müssen oft mit fremden Männern auf engstem Raum leben.

In den Unterkünften leben die Asylsuchenden auf engstem Raum und müssen sich das Zimmer oft mit fremden Menschen teilen, unabhängig davon, ob sie aus dem gleichen Land kommen oder die gleiche Sprache sprechen.
Die lagerähnlichen Unterkünfte liegen meistens außerhalb und ohne zureichende Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz, weit entfernt von Einkaufszentren, Wohngegenden und Schulen.

Flüchtlingsfrauen und ihre Kinder leben in Brandenburg oft über Jahre hinweg unter diesen Umständen. Sie fühlen sich dort häufig schutzlos, ihr Leben wird von Angst bestimmt.

So sind die Frauen zum Beispiel gezwungen, mit ihnen unbekannten Männern zusammen zu leben. Nachts müssen sie häufig lange Flure zu weit entfernt liegenden Toiletten durchqueren.

Zudem leiden sie unter den schlechten hygienischen Bedingungen, die sich aus der unüberschaubaren, gemeinsamen Nutzung von Toiletten, Duschen und Küchen ergibt.

Auch Rückzugsräume gibt es nicht: „In diesen Heimen gibt es keine Privatsphäre! Keine Ruhe!“, sagt Betty M. Ngari von „Women in Exile“. „Immer wieder berichteten Frauen davon, dass Mitarbeiter mit einem Generalschlüssel in die Zimmer kommen ohne vorher anzuklop-fen, ohne Vorwarnung.“

„Keine Privatsphäre! Keine Ruhe!“

Betty M. Ngari ist Gründungsmitglied der selbstorganisierten Flüchtlingsfrauengruppe. 2002 gründete sie den Verein gemeinsam mit elf anderen Frauen. Sie stammt aus Kenia und ist 1996 nach Deutschland eingereist. Über sechs Jahre lebte sie in einem Asylbewerberheim in Prenzlau.

Heute hat Ngari einen gesicherten Aufenthaltsstatus und engagiert sich für die Rechte von Flüchtlingsfrauen. „Weil wir selbst die Situation in den Heimen erlebt haben, kennen wir die Probleme der Flüchtlingsfrauen und können sie so besser beraten und unterstützen“, sagt sie. „Durch unsere Erfahrungen wollen wir den Frauen dabei helfen, den Weg in die Gesellschaft zu finden.“

„Women in Exile“ und viele unterstützende Gruppen fordern nun, dass Kinder und Frauen nicht in lagerähnlichen Unterkünften wohnen und leben müssen. Die Lebenssituation der Frauen dort sei unhaltbar.

(Miriam Craß)

Demonstration: „Keine Lager für Frauen! Alle Lager abschaffen – FrauenLesbenTrans*Demo“, 8. März 2011, 16.30 Uhr, Breitscheidtstr./Karl-Liebknecht-Straße, Potsdam, S-Bahnhof Babelsberg (solidarische Männer willkommen)

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Holger Wicht

Holger Wicht, Journalist und Moderator, ist seit 2011 Pressesprecher der Deutschen Aidshilfe

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